Eurofighter-Gegengeschäfte: EU legt Fall ad acta
Für die EU-Kommission ist der Eurofighter-Ankauf kein Thema mehr. Nachdem die Beschwerdeführer der Aufforderung der Kommission vom vergangenen Oktober, weitere Informationen nach Brüssel zu schicken, nicht nachgekommen sind, sei der Fall geschlossen worden, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Kabinett von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes.
Sachverhaltsdarstellung an Kommission
Der Wiener Rechtsanwalt Karl Newole - in den späten 80er Jahren Pressesprecher des damaligen SPÖ-Innenministers Karl Blecha - und der Kärntner Universitätslektor Reinhard Kacianka hatten im Oktober 2006 eine Sachverhaltsdarstellung an die EU-Kommission gerichtet, wonach die Gegengeschäfte im Wert von rund vier Mrd. Euro, die im Zuge des Eurofighter-Deals mit dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS vereinbart worden waren, EU-Recht widersprechen.
Nach Angaben der EU-Kommission wurde der Fall Mitte Februar, vier Monaten nach dem Aufforderungsschreiben um mehr Information, geschlossen.
Warten auf Gutachten
Weiter warten heißt es auf die Präsentation des Gutachtens des Zivilrechtsexperten Helmut Koziol, der das Eurofighter-Geschäft auch auf einen möglichen Ausstieg prüfen soll. Angesichts der bereits erfolgten Zahlungen an die Eurofighter GmbH scheint ein Vertragsausstieg jedenfalls nicht einfach.
Denn obwohl in Österreich noch kein Jet gelandet ist, hat der Konzern bereits 750 Millionen Euro - fast die Hälfte des Kaufpreises - über die BAWAG erhalten. Und die Zahlungen laufen weiter: Ende des Jahres werden es schon 1,1 Mrd. Euro sein.
Zahlungen laufen weiter
Wieder Schlagabtausch zwischen SPÖ und ÖVP.Ein Ausstieg aus dem Eurofighter-Vertrag würde einen langen Prozess über die bereits geleisteten Zahlungen nach sich ziehen. Die BAWAG hat bereits einen Vorfinanzierungsbetrag von 750 Millionen Euro an den Jet-Hersteller Eurofighter GmbH überwiesen.
Laut der Zahlungsvereinbarung hat der Konzern bereits Ende 2006 drei von sechs Kredittranchen und somit 45 Prozent des Kaufpreises abgerufen. Mit Ende 2007 werden es 1,1 Mrd. Euro bzw. 60 Prozent sein.
"Untere Grenze der Herstellungskosten"
"Dieser Betrag stellt wohl die untere Grenze der bisher entstandenen Herstellungskosten dar", heißt es in einem der APA vorliegenden internen Ministeriumspapier und: "Die genauen, bis jetzt aufgelaufenen Produktionskosten können nur von der Lieferfirma selbst genannt werden, die allerdings bei einem allfälligen Vertragsrücktritt von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer zu prüfen sind."
Absolute Zahlungsverpflichtung
Aus dem Dokument geht weiters hervor, dass die Republik eine absolute Zahlungsverpflichtung hat, die BAWAG also das vorfinanzierte Geld in jedem Fall erhält. Liefer- und Leistungsmängel müssen gesondert gegenüber der Lieferfirma geltend gemacht werden.
BAWAG P.S.K. hält gesamte Forderung
Wörtlich heißt es: "Die Verträge lassen ausdrücklich eine Zession der Kaufpreisforderungen zu. Gleichzeitig enthalten sie einen Einredeverzicht, sodass der Bund, vertreten durch das Verteidigungsministerium, jedenfalls die Raten zu den vereinbarten Zahlungsterminen zu leisten hat (absolute Zahlungsverpflichtung), Liefer- und Leistungsmängel daher gesondert gegenüber der Lieferfirma geltend machen muss. Von dieser Zessionsmöglichkeit hat die Erzeugerfirma wenige Tage nach Vertragsabschluss im Juli 2003 Gebrauch gemacht und die Kaufpreisforderung zur Gänze an die vorfinanzierende Bank BAWAG P.S.K. abgetreten."
Vorfinanzierung 2004 bis 2009
Die Vorfinanzierung (Kaufpreis ohne Finanzierungskosten in Höhe von 1,667 Mrd. Euro, Anm.) erfolgt in den Jahren 2004 bis 2009 unter Einbeziehung der bei jeweiliger Auslieferung der einzelnen Flugzeuge abrufbaren Kredittranchen in sechs Jahresbeträgen: 500 Mio. (2004), 83 Mio. (2005), 167 Mio. (2006), 343 Mio. (2007), 528 Mio. (2008) und 46 Mio. (2009).
18 Raten
Der Gesamtpreis (inkl. Kosten der Vorfinanzierung, Anm.) von 1,959 Mrd. Euro wird von der Republik in 18 Halbjahresraten zu je 108,83 Mio. Euro bezahlt. Drei davon wurden bereits überwiesen, zwei im Jänner und eine im März 2007. Ende September werden weitere 108,83 Mio. Euro fällig.
Ab 2008 wird bis einschließlich 2014 jeweils zum 30. März und 30. September je eine Halbjahresrate an die BAWAG überwiesen. Die Lieferung der 18 Flugzeuge soll in drei Tranchen erfolgen: Vier Jets sollen 2007, zwölf 2008 und die letzten zwei 2009 in Österreich landen.
Weiter Hickhack in Regierung
Nicht ausgeblieben ist unterdessen auch am Montag ein koalitionsinternes Hickhack um den Eurofighter-Deal. Diesmal gerieten sich Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina wegen Unterstützungszahlungen von EADS an den Fußballklub Rapid in die Haare.
Während Lopatka das EADS-Sponsoring als "Heuchelei der SPÖ" bezeichnete, sprach Kalina von einer "künstlich hergestellten Verbindung" zwischen Rapid und der Anschaffung von "überteuerten Kampfflugzeugen". Präsident des Sportklubs ist bekanntlich Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger (SPÖ).
Quelle: ORF-Online