Der bekannte österreichische Journalist Gert Bachmann hat in der aktuellen Ausgabe der österreichischen Wochenzeitung "Zur Zeit" einen interessanten Artikel zur österreichischen Luftraumverteidigung verfasst. Da er mir nur als Fotodatei vorliegt, "tippsle" ich ihn jetzt für euch ab - wer Tippfehler findet darf diese behalten, immerhin ist es noch mitten in der Nacht ...
Die Luftstreitkraft der Republik
Österreichs "Lufthoheit" zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Im Zuge der Luftschau in Zeltweg konnten sich 250.000 Interessierte nicht nur von den Fähigkeiten internationaler Kunstflugstaffeln überzeugen, sondern es wurde auch die Gelegenheit geboten die Geschichte der österreichischen Luftstreitkräfte zu betrachten. Von der sowjetischen YAK 18, mit der am 9. Dezember 1955 der erste Flug der neuen österreichischen Fliegerkräfte stattfand, über die schwedischen Saab Draken bis zum modernsten europäischen Kampflugzeug, dem Eurofighter, wurde die Gegschichte der österreichischen militärischen Fliegerei anhand ihres Fluggerätes präsentiert.
So beeindruckend die Flugschau für den Zivilisten auch sein mag, ein realistischer Blick auf die Geschichte der Fliegerkräfte bietet ein tristes Bild von politischer Verantwortungslosigkeit und Realitätsverweigerung. Zwischen den Ansprüchen, die an eine moderne Luftwaffe gerichtet werden und der österreichischen Realität klaffte stets eine große Lücke, die auch der Eurofighter nicht schließen kann.
Bereits in den 40er Jahren entstanden Pläne zur Realisierung eines österreichischen Heerres und somit auch einer österreichischen Luftwaffe. Als sich die sowjetische Zustimmung zum Staatsvertrag abzeichnete, jedoch nur unter dem Vorbehalt einer österreichischen Neutralität, lehnten sich die Planer eng an das schweizerische Modell an, welches 80 bis 180 Abfangjäger und Jagdbomber vorsah, bei einem Personalstand von 5.000 bis 6.500 Mann.
Die ersten Offiziere, die die österreichische Fliegerei prägten, waren Paul Lube und Josef Bizek. Ersterer war Favorit der SPÖ , und die fronterfahrenen Offiziere und Weltkriegsasse wie Bizek standen ihm skeptisch gegenüber. Während Lube die Stabstätigkeiten übernahm, konzentrierte sich Bizek auf die Truppe. Obwohl beide persönliche Vorbehalte gegeneinander hatten, war ihnen der Irrglaube über die Fähigkeiten der österreichischen Regierung gemein, denn beide hofften auf die Aufstellung einer starken Luftwaffe. Jedoch wurden sie von der politischen Realität in Österreich überrolt.
In den 50er Jahren bestand in keiner der beiden Großparteien SPÖ und ÖVP eine Mehrheit für ein effizientes Heer, die KÖP sprach sich völlig dagegen aus, die VdU bzw. die FPÖ hatte keinerlei Einfluß auf diese Frage. Einerseits wollte man sich nicht durch die USA instrumentalisieren lassen, wie man es ausdrückte, und somit die Sowjetunion provozieren, andererseits scheute man die hohen Kosten. Bundeskanzler Raab soll folgenden Ausspruch getätigt haben: "Wenn die USA ein Bundesheer wollen, sollen sie es auch bezahlen."
Aber als die USA ein großzügiges Angebot über 54 F 86 und 30 bis 40 F 84 an die Bundesregierung richteten, lehnte diese ab, da man fürchtete, die Sowjetunion würde die österreichischen Kräfte als NATO-Angriffsarmee interpretieren.
Es mag viele Neutralitätsbefürworter geben, die für diese Politik Verständnis zeigten, da Österreich aus dem West-Ost Konflikt herausgehalten werden sollte bzw. der Widerstand nur symbolischer Natur sein sollte. In Wahrheit barg diese Politik gewaltige Risiken in sich, dend gerade ein schwach gerüstetes Land wie Österreich stellte für einen aggressiven Machtblock wie den Warschauer Pakt eine Einladung dar, einen militärischen Schlag gegen die NATO über Österreich zu führen, was dieUSA mit einem taktischen nuklearen Schlag gegen sowjetische Truppen in Österreich beantwortet hätten.
Im Zuge der Libanon Krise 1958 und der Niederschlagung des "Prager Frühlings" kam es dann auch zur Verletzung der österreichischen Lufthoheit. Die amerikanischen Überflüge 1958 Richtung Naher Osten führten zum "Angebot" der Sowjetunion, die Luftraumsicherung Österreichs zu übernehmen. Endlich sah sich die Regierung gezwungen Kampfflugzeuge, das Herzstück einer Luftwaffe, anzukaufen. Man entschied sich natürlich für eine billige Zwischenlösung, die schwedische J 29 (die "fliegende Tonne"), womit die berühmte "schwedische Achse" geboren war, die erst 2002 mit dem Ankauf des Eurofighter unterbrochen wurde.
1968 musste die Regierung feststellen, dass die Luftstreitkräfte nicht in der Lage wären, sowjetische Überflüge zu unterbinden, ungeachtet der unverschämten Lüge von Verteidigungsminister Prader während der Krise: "Wir hätten sie jederzeit ... herunterholen können ..."
Ein günstigeres Schicksal als den Flächenflüglern war der Hubschrauberfraktion von jeher gegönnt, da mittels Hubschrauber Katastropheneinsätze usw. ermöglicht wurden, hier scheute man auch keine Kosten, wie die Anschaffung von CH-53 und UH-60 Black Hawk bewies.
Bei aller Kritik sei natürlich nicht vergessen, dass auch die Militärs Verantwortung tragen. "Nie wurde der politischen Führung klar gemacht, dass der Auftrag (...) mit den vorhandenen Mitteln nicht erfüllbar war. Die Konsequenzen für die Bevölkerung wurden nie ausgesprochen", urteilte der Offizier und Historiker Friedrich Korkisch.
Im großen und ganzen finden ich den Artikel sehr gelungen. Ganz und gar nicht teilen kann ich jedoch die Ansicht, dass man bei den Hubschraubern keine Kosten und Mühen gescheut habe. Die CH-53 wurden zuerst angekauft und dann in einer Nacht und Nebel Aktion an Israel abgegeben. Womit unser Heer wieder ohne Großraumhubschrauber war. Die Black Hawk wurden erst nach dem Lawinenunglück von Galtür angekauft, nachem unsere Museumsflotte nicht imstande war, effizient zu helfen und wir deswegen Hilfe aus dem Ausland in Anspruch nehmen mussten.
Eine Freundin von mir war als Rot Kreuz Helferin in Galtür im Einsatz und beim Anblick unserer Uralthelikopter meinte so mancher amerikanische Pilot ganz erstaunt: "Wow, my Daddy has flown that Chopper ihn Vietnam ..."