WirtschaftsBlatt Kommentar vom 30. 11. 2006: Eurofighter: Was geschah am 1. Juli 2002? - von Peter Muzik
Ein mysteriöses Treffen bei Frank Stronach ist zu klären
Wien (OTS) - Gleich sechs Fragezeichen - eines im Titel und fünf
im folgenden Text - sind wohl der überzeugende Nachweis, dass rund um
den Eurofighter-Deal noch sehr vieles fragwürdig ist. Der
parlamentarische U-Ausschuss wird jedenfalls eine Menge Arbeit haben:
Das Thema ist so komplex, dass es gar nicht so einfach sein wird, aus
den 62 geladenen Zeugen so etwas wie die Wahrheit herauszuquetschen.
Eine der interessantesten Fragen, die dringend zu klären wären,
lautet: Was geschah am Abend des 1. Juli bei einem ominösen Treffen
in Oberwaltersdorf, als Magna-Boss Frank Stronach die blaue
Führungsspitze getroffen - und offenbar endgültig auf den Eurofighter
eingeschworen - hat?
Es hat damals - nach der definitiven Entscheidung der Regierung
zugunsten der EADS am 2. Juli - etliche wilde Gerüchte gegeben, über
die auch einige Printmedien, darunter das WirtschaftsBlatt, berichtet
haben. Dabei tauchten in erster Linie die Namen damaliger FPÖ-Granden
wie Susanne Riess-Passer, Peter Westenthaler, Karl-Heinz Grasser und
Herbert Scheibner auf, aber auch FP- und EADS-Werber Gernot Rumpold
und Riess-Passer-Ehemann Michael wurden in durchaus nicht lobender
Weise genannt. Warum eigentlich?
Der plötzliche Schwenk der FPÖ-Politiker erfolgte nämlich so
ruckartig, dass trübe Spekulationen (die übrigens nie beweisbar
waren) auftauchten. Der damalige Verteidigungsminister Scheibner etwa
hatte sich - im Gegensatz zur Bewertungskommission in seinem
Ministerium - bis zuletzt für den Ankauf des schwedisch-britischen
Gripen eingesetzt. Und am 2. Juli 2002 schwenkte Scheibner auf den
Eurofighter um. Warum? Finanzminister Grasser wiederum hatte
Abfangjäger zunächst als "unnötiges Kriegsgerät" abgetan und deren
Anschaffung monatelang verzögert. Plötzlich war auch er auf Linie.
Warum?
Jörg Haider indes hat die Typenentscheidung zugunsten des teuersten
Anbieters zunächst heftig kritisiert und düstere, aber vage
Andeutungen gemacht, dass im Zuge dieser Transaktion jemand die Hand
aufgehalten haben musste. Plötzlich schwieg auch er. Warum? Die FPÖ
ist nach Knittelfeld letztlich primär am Kauf der Abfangjäger
zerbrochen: Riess-Passer und Westenthaler vertschüssten sich, Grasser
wurde zum parteilosen Wahlhelfer der ÖVP, und Haider gründete etwas
später eine neue Partei.
Mein Tipp: Der U-Ausschuss sollte recherchieren, was bei Frank
Stronach, der vom Eurofighter-Deal stark profitiert hat, am 1. Juli
wirklich los war.
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