Airbus und Boeing gehören zwischen Wladiwostok und Moskau zum Alltag Von Karl Morgenstern, dpa
Hamburg (dpa) - Für Airbus war der jüngste Absturz eines zweistrahligen Airbus A320 auf dem Flug nach Sotschi am Schwarzen Meer mehr als ein verhängnisvoller, wahrscheinlich wetterbedingter Unfall. Abstürze haben immer prestigemindernde Bedeutung, selbst dann, wenn den Hersteller an solchen Unglücken gewöhnlich keinerlei Schuld trifft. Aber Boeing und Airbus kämpfen hart um den großen Markt im weiten Osten - und da ist jeder Absturz mehr als nur ein bitterer Betriebsunfall.
Tatsächlich gehören Airbus- und Boeing-Jets längst zum Alltag des Luftverkehrs im Riesenreich Russland und in den ehemaligen Sowjetrepubliken. Den klassischen Riesen Aeroflot, einst die mit Abstand größte Fluggesellschaft der Welt, gibt es in dieser Form nicht mehr. An seine Stelle sind allein in Russland 79 Airlines getreten - in den frühen 80er Jahren waren es sogar rund 400 Airlines; die Majorität ist mangels Masse, Piloten oder Geld inzwischen eingegangen - von denen die meisten jedoch nur Regionalverkehr betreiben. Einige dieser neuen Fluggesellschaften aber fliegen auch weltweit und genießen in der Branche mittlerweile großes Ansehen.
In den einstigen Unionsrepubliken wie der Ukraine, Kasachstan, Usbekistan oder auch in den baltischen Staaten gibt es inzwischen weitere 70 Fluggesellschaften mit Turboprops oder Jets; die ganz kleinen Regionalcarrier mit sekundärer Bedeutung sind in dieser Statistik nicht einmal erfasst. Allein in der Ukraine wirken 23 kleine und größere Fluggesellschaften. Alles in allem existieren heute rund 1400 Fluggesellschaften rund um den Globus, wobei in diesem Zusammenhang nur Airlines gezählt werden, die Turboprops oder Jets mit über 20 Sitzplätzen betreiben. Ein Zehntel aller Fluggesellschaften der Welt ist heute in der ehemaligen Sowjetunion zu Hause.
Längst hat sich in Moskau, St. Petersburg und Kiew die Erkenntnis durchgesetzt, dass man beim grenzüberschreitenden Flugverkehr vor allem nach Asien, Europa und Nordamerika nur erfolgreich operieren kann, wenn man mit emissions- und geräuscharmen Flugzeugen westlicher Herkunft fliegen kann. Die einst so große sowjetische Flugzeugindustrie, die jahrzehntelang den Bedarf zwischen Moskau und Wladiwostok deckte, kann nicht mehr mithalten. Ihre Produktionszahlen sind drastisch gesunken. Auch in punkto Wirtschaftlichkeit lassen die meisten dieser Jets noch viel zu wünschen übrig.
Das Ergebnis liegt auf der Hand: Gleich mehrere Dutzend dieser östlichen Airlines setzen auf Airbus und Boeing, weil sie nur mit den Jets dieser beiden dominierenden Hersteller konkurrenzfähig sein können. Ihr größtes Problem sind dabei die knappen Devisen und die russische Bürokratie, die die einheimische Flugzeugindustrie immer wieder mit vielen Auflagen schützen will. Doch selbst die neu aufgestellte Aeroflot hat in ihrer Flotte bereits 18 Jets der Airbus A320-Familie und neun leistungsfähige Boeing-767-300ER sowie vier ältere DC-10-40 im Einsatz; bestellt sind weitere zwölf Airbusse.
Boeings und Airbusse Standard in Russland
Boeings und Airbusse Standard in Russland
Glück ab, gut Land!
LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977
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