"Wie ein Sportwagen"
Finanzkrise hin, Konjunkturängste her: Die Hersteller von Privatjets können sich derzeit nicht über Auftragsmängel beschweren - im Gegenteil. Heuer dürften weltweit erstmals mehr als 1.000 Stück verkauft werden, die Wartelisten sind lang. Für manche sei der Privatjet etwas "wie ein Sportwagen, den man gleich haben will", heißt es vom US-Hersteller Cessna. Vor allem aber boomt das Geschäft mit Unternehmenskunden, die getreu dem Motto "Zeit ist Geld" einen Bogen um die verstopfen Groß-Airports machen.
Könnten mehr verkaufen"
US-Hersteller Cessna erwartet anhaltenden Boom bei der Nachfrage nach dem eigenen "Lufttaxi".Abseits des Kampfes um die Lufthoheit unter den "Großen" am Himmel erlebt derzeit die Nachfrage nach Kleinflugzeugen einen wahren Boom.
Immer mehr international tätige Unternehmen leisteten sich eigene Jets, berichtet das deutsche "Handelsblatt".
Der US-Hersteller Cessna etwa erwartet deshalb für die nächsten Jahre prall gefüllte Auftragsbücher. "Wir werden 2007 das absolut beste Jahr der Branche erleben", zitiert die Zeitung den Marketingchef von Cessna, Trevor Esling.
Absatzzahlen zeigen nach oben
Bis zum Ende des Jahres will der US-Flugzeughersteller nach 300 Stück im Vorjahr 380 Maschinen verkaufen, 2008 sollen es dann laut Esling rund 470 sein.
Keine Auswirkungen der Finanzkrise
"Wir könnten mehr verkaufen, wenn wir mehr produzieren könnten", so der Cessna-Topmanager. "Wir sind eine Art Frühindikator für die Weltkonjunktur."
Was Esling damit meint: Immer mehr Unternehmen könnten sich den Luxus eines eigenen Businessjets wegen der - noch - guten Konjunktur leisten. Auswirkungen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten infolge der US-Immobilienkrise spüre sein Unternehmen, so Esling, derzeit noch nicht.
Bogen um überfüllte Airports
Dabei steht der Aspekt "Luxus" nicht im Vordergrund, obwohl Esling einräumt: "Für viele unserer Kunden ist der Jet eine Art Sportwagen, den sie sofort haben möchten." Die Kunden müssten derzeit allerdings drei bis vier Jahre lange Lieferzeiten einkalkulieren.
Die meisten Unternehmenskunden leisteten sich eigene Kleinjets, um etwa auf dem Weg zu Geschäftsterminen den überfüllten Drehkreuzen über Flughäfen auszuweichen.
"Zeit ist Geld"
Außerdem ließen sich Niederlassungen etwa in Osteuropa, Russland und dem Nahen Osten mitunter per eigenes Lufttaxi viel schneller erreichen als mit Linienmaschinen.
"Im Businessleben ist Zeit Geld", wirbt Cessna auf der Unternehmenswebsite. "Das ist der Vorteil unserer Businessjets (...) Keine frustrierenden Verspätungen in überfüllten Terminals."
CEE und Asien als Hoffnungsmärkte
Den mittel- und osteuropäischen Raum sowie die Boomstaaten Asiens sieht der US-Flugzeugbauer deshalb auch als die Märkte der Zukunft, während das Geschäft in den USA bereits nachlasse. Deutschland ist derzeit laut "Handelsblatt" größter Abnehmer nach den Vereinigten Staaten.
Ein Dutzend Jets gehe in diesem Jahr in die Staaten Ex-Jugoslawiens, so Esling. Russland, aber auch der Nahe Osten seien weitere Boommärkte. China und Indien gelten als Märkte des nächsten Jahrzehnts, schätzt das Cessna-Management. Dort mangle es bisher u. a. noch an der nötigen Infrastruktur - sprich: genug Flughäfen.
Businessjets überholen Sportflugzeuge
Cessna ist seit 1992 ein Tochterunternehmen des US-Konzerns Textron. Schwerpunkt in der Firmengeschichte war lange die Produktion kleiner Sportflugzeuge.
Heute allerdings machen laut "Handelsblatt" die Businessjets mit bis zu zehn Plätzen den größten Teil des Umsatzes bei Cessna aus.
Im Vorjahr erlöste der Flugzeugbauer bei einem Umsatz von etwa 4,15 Mrd. Dollar (rund 2,83 Mrd. Euro) einen Reingewinn von 654 Mio. Dollar (über 445 Mio. Euro). In diesem Jahr soll der Umsatz laut Unternehmensplänen um 20 Prozent zulegen.
Quelle: ORF-Online, 12. 12. 2007