Weniger Geld oder keinen Job
Von Sibylle Haas
Für die Mitarbeiter der LSG sind das gute Nachrichten, denn sie müssen vorerst um ihren Arbeitsplatz nicht mehr bangen. Der mit einem Marktanteil von 30 Prozent weltweit größte Anbieter von Bordmahlzeiten hat nach Worten des Vorstands die Sanierung bald geschafft. "In den vergangenen Jahren ging es ums nackte Überleben. Inzwischen sehen wir, dass die Sanierung besser läuft als vorgesehen", sagte Walter N. Gehl, Vorstandsvorsitzender der LSG Lufthansa Service Holding AG, vor Journalisten in Frankfurt. Bis 2007 sollen die letzten mit Verlust arbeitenden Betriebe auf Kurs gebracht sein, 2008 soll ein operatives Ergebnis von mindestens fünf Prozent vom Umsatz erzielt werden.
Zu der Wende haben die Mitarbeiter des zum Lufthansa-Konzern gehörenden Caterers einen großen Beitrag geleistet: Vereinfachte und flexible Tarifstrukturen und die Senkung der Einstiegsgehälter für neue Mitarbeiter haben die Personalkosten deutlich gesenkt, umgerechnet auf einen Mitarbeiter um zehn bis 30 Prozent. In kaum einer anderen Sparte der Luftfahrt schlugen die wirtschaftlichen Folgen des Terrors vom 11. September 2001 so stark durch wie in der Bordverpflegung. Problematisch für LSG war ihr starkes Geschäft in Nordamerika, das drastisch einbrach, weil die Menschen aus Angst vor neuen Attacken nicht mehr so viel flogen und Fluggesellschaften Pleite gingen. Um 40 Prozent ging das Marktvolumen in Amerika zurück. Drastische Einsparungen waren notwendig, um die Existenz der LSG zu sichern - von weltweit 41 000 Stellen blieben nur noch 28 300 übrig. Der Verzicht der verbliebenen Mitarbeiter kam daher nicht ohne Not. Die Alternative war der Verlust des Jobs. Die Zeiten hat der Caterer nun hinter sich, viele Betriebe in Amerika wurden geschlossen oder verkauft.
Nun ist die Kreativität des Vorstands gefragt, denn die Konkurrenz verschärft den Marktdruck. Es ist daher sinnvoll, in neue Geschäftsfelder zu gehen, damit die Abhängigkeit von der bloßen Bordverpflegung kleiner wird. LSG will in Wachstumsmärkte in China oder Indien expandieren und mit breiteren Angeboten den Markt abdecken. Immerhin zehn Prozent vom Umsatz macht die Vermarktung von Konzepten zur Übernahme von Service- und Managementleistungen für Fluggesellschaften und der Aufbau neuer Logistikstandorte und Partnerschaften mit Unterlieferanten aus.
Erstmals seit fünf Jahren hat LSG 2005 bei einem Umsatz von 2,2 Milliarden Euro einen operativen Gewinn von fünf Millionen Euro erzielt. Kostensenkung bleibe wichtig, betonte Gehl. Bis 2008 werde LSG 190 Millionen Euro oder 30 Prozent in der Verwaltung einsparen, die Produktionskosten sollen um 170 Millionen Euro sinken. Gehl dementierte Spekulationen, wonach Lufthansa ihre Tochter noch in diesem Jahr verkaufen werde. "Ich sehe dafür keine Notwendigkeit", sagte er. Mehr als dies beschäftige ihn die neue Ausschreibung der Cateringverträge der US-Fluggesellschaften American, Northwest und Delta. Mit American erwirtschaftet LSG sieben bis acht Prozent des Catering-Umsatzes. American ist damit zweitwichtigster Kunde. Nur Lufthansa ist größer: Ihr Umsatzanteil beträgt 25 Prozent.
Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 01.07.2006