Ich hätte eine grundsätzliche Frage über den Lackiervorgang eines Flugzeuges, vielleicht gibt es ja unter euch einige Experten, die sich mit dieser Thematik auskennen.
Muss ein Flugzeug, das z.B. von einer Airline zur anderen verkauft wird, immer komplett bis zur Metalloberfläche abgeschliffen werden oder wird dann und wann auch mal einfach drüberlackiert?
Angeblich wiegen die Lackschichten einer Boeing 747 so viel wie ein Mittelklassewagen, so sagt man.
Übrigens; Ich bin schon gespannt, welche Bemalung der neue A380 erhalten wird, denn ich glaube nicht, dass er so, wie er auf den diversen Illustrationen gezeigt wurde, lackiert wird.
Der Lack am Flieger
Der Lack am Flieger
Die Ungleichzeitigkeit in der Gleichzeitigkeit
Lackierungsexperten gibts anscheinend keine, ich versuchs mal.
Neues Flugzeug:
1) Während der Produktion sind die Teile mit so einem grünlich-gelben Schutz überzogen (sieht man zB auf den Fotos vom neuen A380).
2) Diese Schutzschichte wird mit einer chemischen Lösung entfernt, sodaß die reine Metalloberfläche sichtbar ist.
3) Kommt keine Farbe drauf (American Airlines) dann kommt ein Klarsichtlack drauf (UV Schutz)
4) Kommt Farbe drauf dann werden zunächst alle Öffnung mit Maskenfilm abgedeckt (Fenster, Türen, Auslässe/Einlässe, Antennen, Triebwerke, etc.) und es erfolgt eine Lackierung mit Primer (Korrosionsschutz).
5) Nach dem Primer werden Muster/Schriften/u.s.w. maskiert und die Grundfarbe kommt drauf
6) Nach Trocknung wird neu maskiert - diesmal die Grundfarbe abgedeckt und die Schrift zB lackiert oder Logos, Muster, etc.
Je aufwändiger umso mehr Maskierungsvorgänge - und umso länger dauert es, dazwischen muß der Lack ja trocknen.
Kleine Teile wie Triebwerksverkleidungen werden zumeist getrennt im abmontierten Zustand lackiert weil es einfacher ist und schneller geht.
Gebrauchte Flugzeuge - Umlackierung oder Neulackierung:
Geschliffen wird nie - Lack wird von Flugzeugen mit chemischen Mitteln abgelöst (Paint stripping).
Wenn dann die Farbe herunten ist und wieder alles schön silbrig dann wird der gesamte Flieger auf Korrission, Risse, Brüche etc. untersucht.
Dann erfolgt wieder der Maskierungsprozess - Primerauftrag - Grundfarbe - Maskierung - Schriften - Streifen-Logos was auch immer.
Gebrauchte Flugzeuge werden zumeist in weißer Lackierung verkauft damit der Nachfolgekäufer schneller sein Logo & Co draufmalen kann. Hängt von der Vereinbarung ab die mit dem Käufer gemacht werden.
Aufwändiger wird es mit "Logo-Jets" - das wird nicht mehr gemalt sondern spezielle Folien aufgebracht (siehe die "Tirol 737" von der Lauda Air, den Milleniums-Airbus der AUA, Simpsons-757 der America West, u.s.w.) - dafür muß der Lack noch in Top-Zustand sein und darf keine Risse haben oder sonstwie sich lösen, sonst hält die Folie nicht. Vor Folienauftrag wird gründlich gewaschen und entfettet.
Flugzeuglackierung ist nicht nur Schönheitssache sondern Teil des Wartungsprogrammes - der Lack dient ja als Schutz, die verwendeten Farben sind Spezialfarben die Extreme aushalten müssen - UV Licht, große Kälte, große Hitze, er muß schlagfest sein (Insekten die bei 800-900kmh auf die Nase des Fliegers aufprallen sind nicht mehr kuschelige kleine Bienchens sondern haben Steincharakter - Hagelschlag - etc.), der Lack muß in gewisser Weise Säurefest sein ("Chemie der Atmosphäre"), und er darf nicht aushärten beim Trocknen - er muß flexibel bleiben (Stichwort Verwindungssteife des Flugzeugs).
Und er muß bei möglichst dünnem Auftrag das alles aushalten und lange schön bleiben. Jedes Kilo zählt.
Ein Narrow-Body braucht ca 5 Tage für die Komplettlackierung, ein Großraumjet ca 8 Tage.
Die Kosten für eine Rundumlackierung für einen Widebody - was ich gelesen habe (ist schon länger her) sind so um die 75.000 USD.
Wenn Lack beschädigt ist wird nicht gleich komplett lackiert sondern - je nach Schadensgröße, auch teillackiert oder bei kleinen Blessuren auch "ausgetupft".
Beim D-Check wurde früher der Lack komplett entfernt und neulackiert - wird heutzutage glaube ich auch nicht mehr gemacht.
Man darf eines nicht vergessen - Flugzeuglacke sind nicht "umweltfreundliche" Wasserlacke sondern sind chemische Keulen. Alleine das Entfernen des Lackes mit Lösungsmittel ist eine gewaltige Menge Giftstoffes die es zu entsorgen gilt.
So - mehr kann ich auch nicht sagen - bin auch kein Spezialist - vielleicht meldet sich ein "Flugzeuglackierungsfachmann/-frau" noch dann wissen wir es ganz genau.
Neues Flugzeug:
1) Während der Produktion sind die Teile mit so einem grünlich-gelben Schutz überzogen (sieht man zB auf den Fotos vom neuen A380).
2) Diese Schutzschichte wird mit einer chemischen Lösung entfernt, sodaß die reine Metalloberfläche sichtbar ist.
3) Kommt keine Farbe drauf (American Airlines) dann kommt ein Klarsichtlack drauf (UV Schutz)
4) Kommt Farbe drauf dann werden zunächst alle Öffnung mit Maskenfilm abgedeckt (Fenster, Türen, Auslässe/Einlässe, Antennen, Triebwerke, etc.) und es erfolgt eine Lackierung mit Primer (Korrosionsschutz).
5) Nach dem Primer werden Muster/Schriften/u.s.w. maskiert und die Grundfarbe kommt drauf
6) Nach Trocknung wird neu maskiert - diesmal die Grundfarbe abgedeckt und die Schrift zB lackiert oder Logos, Muster, etc.
Je aufwändiger umso mehr Maskierungsvorgänge - und umso länger dauert es, dazwischen muß der Lack ja trocknen.
Kleine Teile wie Triebwerksverkleidungen werden zumeist getrennt im abmontierten Zustand lackiert weil es einfacher ist und schneller geht.
Gebrauchte Flugzeuge - Umlackierung oder Neulackierung:
immer komplett bis zur Metalloberfläche abgeschliffen werden oder wird dann und wann auch mal einfach drüberlackiert?
Geschliffen wird nie - Lack wird von Flugzeugen mit chemischen Mitteln abgelöst (Paint stripping).
Wenn dann die Farbe herunten ist und wieder alles schön silbrig dann wird der gesamte Flieger auf Korrission, Risse, Brüche etc. untersucht.
Dann erfolgt wieder der Maskierungsprozess - Primerauftrag - Grundfarbe - Maskierung - Schriften - Streifen-Logos was auch immer.
Gebrauchte Flugzeuge werden zumeist in weißer Lackierung verkauft damit der Nachfolgekäufer schneller sein Logo & Co draufmalen kann. Hängt von der Vereinbarung ab die mit dem Käufer gemacht werden.
Aufwändiger wird es mit "Logo-Jets" - das wird nicht mehr gemalt sondern spezielle Folien aufgebracht (siehe die "Tirol 737" von der Lauda Air, den Milleniums-Airbus der AUA, Simpsons-757 der America West, u.s.w.) - dafür muß der Lack noch in Top-Zustand sein und darf keine Risse haben oder sonstwie sich lösen, sonst hält die Folie nicht. Vor Folienauftrag wird gründlich gewaschen und entfettet.
Flugzeuglackierung ist nicht nur Schönheitssache sondern Teil des Wartungsprogrammes - der Lack dient ja als Schutz, die verwendeten Farben sind Spezialfarben die Extreme aushalten müssen - UV Licht, große Kälte, große Hitze, er muß schlagfest sein (Insekten die bei 800-900kmh auf die Nase des Fliegers aufprallen sind nicht mehr kuschelige kleine Bienchens sondern haben Steincharakter - Hagelschlag - etc.), der Lack muß in gewisser Weise Säurefest sein ("Chemie der Atmosphäre"), und er darf nicht aushärten beim Trocknen - er muß flexibel bleiben (Stichwort Verwindungssteife des Flugzeugs).
Und er muß bei möglichst dünnem Auftrag das alles aushalten und lange schön bleiben. Jedes Kilo zählt.
Ein Narrow-Body braucht ca 5 Tage für die Komplettlackierung, ein Großraumjet ca 8 Tage.
Die Kosten für eine Rundumlackierung für einen Widebody - was ich gelesen habe (ist schon länger her) sind so um die 75.000 USD.
Wenn Lack beschädigt ist wird nicht gleich komplett lackiert sondern - je nach Schadensgröße, auch teillackiert oder bei kleinen Blessuren auch "ausgetupft".
Beim D-Check wurde früher der Lack komplett entfernt und neulackiert - wird heutzutage glaube ich auch nicht mehr gemacht.
Man darf eines nicht vergessen - Flugzeuglacke sind nicht "umweltfreundliche" Wasserlacke sondern sind chemische Keulen. Alleine das Entfernen des Lackes mit Lösungsmittel ist eine gewaltige Menge Giftstoffes die es zu entsorgen gilt.
So - mehr kann ich auch nicht sagen - bin auch kein Spezialist - vielleicht meldet sich ein "Flugzeuglackierungsfachmann/-frau" noch dann wissen wir es ganz genau.
Herzlichen Dank @TW741 für diesen ausführlichen Bericht rund ums Lackieren!
Jetzt bin ich um einiges Wissen reicher
Das mit dem abbeizen mit einer chemischen Lösung wusste ich beispielsweise nicht, ich dachte wirklich, dass ein Flugzeug wie ein Auto beim Spengler abgeschliffen wird.
Aber das wäre ja, wenn ich so überlege, nicht sinnvoll, denn das „Blech“ ist ja nur einige Millimeter dick und wäre vermutlich nach mehreren Abschleifvorgängen schnell durchgeschliffen.
Ich denke mal, dass beim auftragen des Lackes ein so genanntes „elektrostatisches“ Sprühsystem angewendet wird, bei dem die Metalloberfläche des Flugzeuges „negativ“ belegt wird und die Sprüh-Partikel „positiv“, damit der lack nicht abrinnt. Zumindest wird diese Variante meines Wissens in der Automobilbranche angewendet.
Die Modellbauer unter euch werden das Problem des ablaufenden Lackes sicherlich aus eigener leidvoller Erfahrung kennen.
Jetzt bin ich um einiges Wissen reicher
Das mit dem abbeizen mit einer chemischen Lösung wusste ich beispielsweise nicht, ich dachte wirklich, dass ein Flugzeug wie ein Auto beim Spengler abgeschliffen wird.
Aber das wäre ja, wenn ich so überlege, nicht sinnvoll, denn das „Blech“ ist ja nur einige Millimeter dick und wäre vermutlich nach mehreren Abschleifvorgängen schnell durchgeschliffen.
Ich denke mal, dass beim auftragen des Lackes ein so genanntes „elektrostatisches“ Sprühsystem angewendet wird, bei dem die Metalloberfläche des Flugzeuges „negativ“ belegt wird und die Sprüh-Partikel „positiv“, damit der lack nicht abrinnt. Zumindest wird diese Variante meines Wissens in der Automobilbranche angewendet.
Die Modellbauer unter euch werden das Problem des ablaufenden Lackes sicherlich aus eigener leidvoller Erfahrung kennen.
Die Ungleichzeitigkeit in der Gleichzeitigkeit
dass beim auftragen des Lackes ein so genanntes „elektrostatisches“ Sprühsystem angewendet wird, bei dem die Metalloberfläche des Flugzeuges „negativ“ belegt wird und die Sprüh-Partikel „positiv“, damit der lack nicht abrinnt.
hmm, es wird konventionell lackiert aber "airless" damit keine Sprühnebel vorhanden sind. Der Haftungskoeffizient des Lackes ist sehr groß. Die Austrockungszeit wird durch realtiv hohe Raumtemperaturen oder teilweise sogar durch Infrarot natürlich beschleunigt.
Lackieren überläßt man üblicherweise Spezialfirmen. Sehr gerne werden Flugzeuge zB nach China geflogen für eine Neulackierung. LH in Hamburg hat eine Mega-Lackierwerkstatt.
Modellbau - ach ja - da habe ich mich schon dumm und dusselig geärgert bei den Revell-Plastikmodellen - zum Schluß habe ich bei einem Modell vorher den Kunststoff mit Schmirgelpapier aufgeraut damit diese blöde Farbe nicht runtergeronnen ist - dafür sah das Modell (B727-100/PanAm) dann aus wie ein struppiger Rauhaardackel in weiß mit blauen Streifen - es landete nach Lackierung und Trocknung in der Mülltonne