Großbritannien muss das Wachstum beim Luftverkehr drastisch beschränken, um einen dramatischen Klimawandel zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Gruppe führender britischer Umweltexperten in einem aktuellen Bericht.
Die Luftfahrt hat in den letzten Jahren - nicht nur in Großbritannien - einen enormen Auftrieb erlebt. Das verdankte sie vor allem dem Boom der Billigfluglinien. Allein in Großbritannien wird bis zum Jahr 2020 mit einer Verdoppelung der Zahl der Passagiere gerechnet. Gerade die Luftfahrt ist jedoch eine der Hauptquellen für die Produktion von CO2.
Umweltziel rückt in weite Ferne
Die Regierung in London will den C02-Ausstoß bis 2050 verglichen zum Jahr 1990 um 60 Prozent verringern. Großbritannien kann nach Einschätzung der Wissenschaftler jedoch seine Ziele nicht erreichen, wenn der Luftverkehr weiter so wächst wie bisher.
Möglich wäre das nur, wenn der Verbrauch fossiler Energieträger anderswo massiv gesenkt werde, erklärte das Tyndall-Zentrum für Klimaforschung am Mittwoch, an dem Forscher aus ganz Großbritannien arbeiten. Doch das würde wiederum das Wirtschaftswachstum schwer beeinträchtigen.
Die Forscher fordern eine effizientere Nutzung der fossilen Energieträger und den Einsatz von Wind- und Sonnenkraft sowie der Atomenergie.
Wachstum "drastisch beschneiden"
In der Luftfahrt sei dagegen eine Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes mit der derzeit verfügbaren Technologie viel schwieriger zu erreichen. Daher müsse das Wachstum in dem Sektor "drastisch beschnitten" werden.
Börse für Flugmeilen?
Die Wissenschaftler fordern in ihrem Bericht "Decarbonising the United Kingdom", dass in der Luftfahrtindustrie ein Handel mit Flugberechtigungen eingerichtet wird.
Ähnlich wie auf Ebene der Industrie beim Kyoto-Abkommen soll demnach künftig jede Privatperson über ein bestimmtes Kontingent an "Flugmeilen" verfügen. Wer diese nicht verbraucht, kann sie verkaufen - wer mehr davon braucht, muss sie teuer erstehen.
Streit über Kerosinsteuer
Debattiert wird in Großbritannien auch die Einführung einer Kerosinsteuer. Das wird vom britischen Umweltminister Elliot Morley allerdings abgelehnt. Diese würde keinen Umwelteffekt haben. Die Leute würden die Mehrkosten zahlen und trotzdem wie bisher weiterfliegen.
Dem widerspricht die Umweltgruppe "Friends of the Earth". Sie zitieren Berechnungen des britischen Transportministeriums, wonach Steuern auf Kerosin und andere Abgaben das Wachstum in der Luftfahrtbranche nachhaltig eindämmen würden.
Quelle: ORF.at -> http://www.orf.at/050921-91506/index.html