Ambulanzflug Banja Luka - Wien
Ambulanzflug Banja Luka - Wien
Auf Einladung von Admin "LOWA", einem langjährigen Freund von mir, möchte ich euch meinen gestrigen Erlebnisbericht nicht vorenthalten.
Mit einem unserer Ambulanzjets (Typ Cessna 550C Citation II) ging es nach Bosnien/Banja Luka, wo ein 16jähriger Niederösterreicher nach einem schweren Verkehrsunfall im Koma lag und nach Österreich zurückgebracht werden sollte.
Airport Wien-Schwechat, GAC, 12:30 Uhr - Jet steht bereit, etwas Equipment wird noch verladen. Das Wetter ist prächtig, die Crew freut sich auf einen angenehmen Flug.
Anruf im bosnischen Krankenhaus - "We're about to depart!" 46 Flugminuten trennen uns vom Einsatzort.
Als Flight Paramedic muss man einfach multi-tasking-fähig sein und so mutiere ich kurzerhand zum Hobby-Flugbegleiter. Naja, nicht gerade als optischer Aufputz zu gebrauchen - aber zumindest bekommen die Kollegen so ihr Essen dekorativ serviert.
Wir genießen die prachtvolle Aussicht, denn noch haben wir keine Ahnung, was uns in Kürze bevorsteht...
Landeanflug auf Banja Luka.
Dazu gibt es > hier <ein kurzes Video.
Für den Augenblick sind mir die letzten fröhlichen Minuten ins Gesicht geschrieben. Dies ändert sich nämlich rapide...
...als der bosnische Krankenwagen vorfährt, der uns abholen und zur Klinik bringen soll.
Es sieht so aus, als sei das Wageninnere seit seiner Auslieferung noch nie gereinigt worden. Fast unnötig zu erwähnen, dass sich auch kaum brauchbares medizinisches Verbrauchsmaterial oder Geräte an Bord befunden hätten. Besonders unangenehm fällt auf, dass die Trage keine Sicherheitsgurte besitzt - ein Angurten des Patienten ist unmöglich.
Die folgende, zirka 25minütige Fahrt in die Klinik ist geprägt von einem, gelinde ausgedrückt, sehr forschen Fahrstil des Lenkers. Vor roten Ampeln wird kurz das Blaulicht eingeschaltet, um es nach Passieren der Kreuzung sofort wieder abzudrehen. Der generelle Fahrzeugzustand erzählt seine eigene Geschichte...
Endlich erreichen wir die Klinik und werden gleich auf die Intensivstation geführt. Der junge Patient liegt nach einem Verkehrsunfall im Koma. Er hat schwere Kopfverletzungen davongetragen und wurde einige Tage lang künstlich beatmet. Mittlerweile hat man von der Beatmung abgesehen - da die Eigenatmung bereits wieder einzusetzen begonnen hatte -, der Beatmungsschlauch blieb jedoch trotzdem in der Luftröhre. Ein in unseren Breiten schier undenkbares Prozedere.
Als ich kurz das WC aufsuche, traue ich meinen Augen nicht. Dort stehen drei Desinfektionswannen, in denen sogar Einmalartikel (siehe im mittigen Becken - Einweg-Beatmungsschäuche!) "aufbereitet" werden. Abgesehen vom wohl hygienisch bedenklichsten Standort für eine Desinfektionsanlage (Toilette - Fäkalkeime!), führt die Praktik, selbst Einmalartikel wieder aufzubereiten, die fehlenden finanziellen Mittel dieser Region eindrucksvoll vor Augen.
Der Patient wird für die Umlagerung vorbereitet...
...und anschließend, mit Unterstützung vieler helfender Hände, zum Krankenwagen gebracht. Mittlerweile haben wir uns für eine Narkose-Einleitung und kontrollierte Beatmung entschieden.
Die anschließende Fahrt im Krankenwagen ist ein Provisorium, das seinesgleichen sucht - vom sicherheitstechnischen Aspekt her ganz zu schweigen.
Eine kurze Impression gibt es in > diesem Video <.
Zurück am Flughafen, wird der Patient ausgeladen...
...und am Stretcher unseres Ambulanzjets gelagert.
Einladen ins Flugzeug...
...und Kurs auf VIE, wo wir 49 Minuten später wohlbehalten landen werden. Während des gesamten Fluges wird selbstverständlich die komplette intensivmedizinische Therapie fortgeführt.
Landeanflug über Wien...
...und der Blick durch's Cockpit.
Die Erde hat uns wieder!
Der Patient wird zum bodengebundenen Weitertransport nach St. Pölten übernommen.
Erneut geht ein erfolgreicher Einsatz für uns zu Ende.
Links und weiterführende Informationen:
Air Ambulance Vienna
Interhospitaltransfer Niederösterreich
http://www.ems-austria.com
flightparamedic.info - private Website des Verfassers
Mit einem unserer Ambulanzjets (Typ Cessna 550C Citation II) ging es nach Bosnien/Banja Luka, wo ein 16jähriger Niederösterreicher nach einem schweren Verkehrsunfall im Koma lag und nach Österreich zurückgebracht werden sollte.
Airport Wien-Schwechat, GAC, 12:30 Uhr - Jet steht bereit, etwas Equipment wird noch verladen. Das Wetter ist prächtig, die Crew freut sich auf einen angenehmen Flug.
Anruf im bosnischen Krankenhaus - "We're about to depart!" 46 Flugminuten trennen uns vom Einsatzort.
Als Flight Paramedic muss man einfach multi-tasking-fähig sein und so mutiere ich kurzerhand zum Hobby-Flugbegleiter. Naja, nicht gerade als optischer Aufputz zu gebrauchen - aber zumindest bekommen die Kollegen so ihr Essen dekorativ serviert.
Wir genießen die prachtvolle Aussicht, denn noch haben wir keine Ahnung, was uns in Kürze bevorsteht...
Landeanflug auf Banja Luka.
Dazu gibt es > hier <ein kurzes Video.
Für den Augenblick sind mir die letzten fröhlichen Minuten ins Gesicht geschrieben. Dies ändert sich nämlich rapide...
...als der bosnische Krankenwagen vorfährt, der uns abholen und zur Klinik bringen soll.
Es sieht so aus, als sei das Wageninnere seit seiner Auslieferung noch nie gereinigt worden. Fast unnötig zu erwähnen, dass sich auch kaum brauchbares medizinisches Verbrauchsmaterial oder Geräte an Bord befunden hätten. Besonders unangenehm fällt auf, dass die Trage keine Sicherheitsgurte besitzt - ein Angurten des Patienten ist unmöglich.
Die folgende, zirka 25minütige Fahrt in die Klinik ist geprägt von einem, gelinde ausgedrückt, sehr forschen Fahrstil des Lenkers. Vor roten Ampeln wird kurz das Blaulicht eingeschaltet, um es nach Passieren der Kreuzung sofort wieder abzudrehen. Der generelle Fahrzeugzustand erzählt seine eigene Geschichte...
Endlich erreichen wir die Klinik und werden gleich auf die Intensivstation geführt. Der junge Patient liegt nach einem Verkehrsunfall im Koma. Er hat schwere Kopfverletzungen davongetragen und wurde einige Tage lang künstlich beatmet. Mittlerweile hat man von der Beatmung abgesehen - da die Eigenatmung bereits wieder einzusetzen begonnen hatte -, der Beatmungsschlauch blieb jedoch trotzdem in der Luftröhre. Ein in unseren Breiten schier undenkbares Prozedere.
Als ich kurz das WC aufsuche, traue ich meinen Augen nicht. Dort stehen drei Desinfektionswannen, in denen sogar Einmalartikel (siehe im mittigen Becken - Einweg-Beatmungsschäuche!) "aufbereitet" werden. Abgesehen vom wohl hygienisch bedenklichsten Standort für eine Desinfektionsanlage (Toilette - Fäkalkeime!), führt die Praktik, selbst Einmalartikel wieder aufzubereiten, die fehlenden finanziellen Mittel dieser Region eindrucksvoll vor Augen.
Der Patient wird für die Umlagerung vorbereitet...
...und anschließend, mit Unterstützung vieler helfender Hände, zum Krankenwagen gebracht. Mittlerweile haben wir uns für eine Narkose-Einleitung und kontrollierte Beatmung entschieden.
Die anschließende Fahrt im Krankenwagen ist ein Provisorium, das seinesgleichen sucht - vom sicherheitstechnischen Aspekt her ganz zu schweigen.
Eine kurze Impression gibt es in > diesem Video <.
Zurück am Flughafen, wird der Patient ausgeladen...
...und am Stretcher unseres Ambulanzjets gelagert.
Einladen ins Flugzeug...
...und Kurs auf VIE, wo wir 49 Minuten später wohlbehalten landen werden. Während des gesamten Fluges wird selbstverständlich die komplette intensivmedizinische Therapie fortgeführt.
Landeanflug über Wien...
...und der Blick durch's Cockpit.
Die Erde hat uns wieder!
Der Patient wird zum bodengebundenen Weitertransport nach St. Pölten übernommen.
Erneut geht ein erfolgreicher Einsatz für uns zu Ende.
Links und weiterführende Informationen:
Air Ambulance Vienna
Interhospitaltransfer Niederösterreich
http://www.ems-austria.com
flightparamedic.info - private Website des Verfassers
Hallo Peter,
danke für Deine Reaktion.
Selbstverständlich sind alle Patientenbilder entsprechend anonymisiert. Allerdings liegt uns sogar die Einverständniserklärung zur uneingeschränkten Presseveröffentlichung vor - dh ich dürfte sogar den vollen Namen des Patienten zusätzlich publizieren, was ich an dieser Stelle aber selbstverständlich nicht tun werde.
LG Gerald
danke für Deine Reaktion.
Selbstverständlich sind alle Patientenbilder entsprechend anonymisiert. Allerdings liegt uns sogar die Einverständniserklärung zur uneingeschränkten Presseveröffentlichung vor - dh ich dürfte sogar den vollen Namen des Patienten zusätzlich publizieren, was ich an dieser Stelle aber selbstverständlich nicht tun werde.
LG Gerald
Hallo und herzlich willkommen,
ich finde deinen Bericht sehr interessant, weil man so einmal einen Einblick in ein Thema bekommt, was man ja nicht unbedingt selbst live erleben will, es aber doch interessant ist.
Eine Frage habe ich zur Einverständniserklärung. Haben das die Eltern extra so unterschrieben oder gilt diese Erklärung sobald man mit diesem Flieger transportiert wird automatisch?
ich finde deinen Bericht sehr interessant, weil man so einmal einen Einblick in ein Thema bekommt, was man ja nicht unbedingt selbst live erleben will, es aber doch interessant ist.
Eine Frage habe ich zur Einverständniserklärung. Haben das die Eltern extra so unterschrieben oder gilt diese Erklärung sobald man mit diesem Flieger transportiert wird automatisch?
Helmut Newton im Restaurant.
Koch: "Ihre Fotos gefallen mir, sie haben bestimmt eine gute Kamera!"
Newton nach dem Essen: "Das Essen war vorzüglich - sie haben bestimmt gute Töpfe!"
Ich danke allen, die keine Ahnung haben und trotzdem schweigen.
Koch: "Ihre Fotos gefallen mir, sie haben bestimmt eine gute Kamera!"
Newton nach dem Essen: "Das Essen war vorzüglich - sie haben bestimmt gute Töpfe!"
Ich danke allen, die keine Ahnung haben und trotzdem schweigen.
Lieber Jürgen,
eine solche "pauschale" Einverständniserklärung gibt es nicht - ausgenommen bei Personen im öffentlichen Interesse. Das bedeutet: Wenn etwa der Bundespräsident im Ambulanzjet liegt, wird er sich nicht dagegen wehren können, wenn beispielsweise die Presse darüber (namentlich) berichtet. Bei "Otto Normalverbraucher" ist das anders - da muss entweder der Betreffende selbst, oder - bei fehlender Geschäftsfähigkeit - der entsprechende gesetzliche Vertreter das O.K. dazu geben.
eine solche "pauschale" Einverständniserklärung gibt es nicht - ausgenommen bei Personen im öffentlichen Interesse. Das bedeutet: Wenn etwa der Bundespräsident im Ambulanzjet liegt, wird er sich nicht dagegen wehren können, wenn beispielsweise die Presse darüber (namentlich) berichtet. Bei "Otto Normalverbraucher" ist das anders - da muss entweder der Betreffende selbst, oder - bei fehlender Geschäftsfähigkeit - der entsprechende gesetzliche Vertreter das O.K. dazu geben.
Ein besonders Interessanter Bericht der - für die meisten von uns - erstmalig auch mit Bildern Dokumentiert - Einblicke in einen solchen Flug gibt.
Besonderen Dank für Diesen Beitrag
Besonderen Dank für Diesen Beitrag
Lg. Andreas
Erfreut Euch an MEINEN BILDERN
Müssen Flugzeuge über den Britischen Inseln eigentlich "Links" fliegen ???
©by Lollyair
Erfreut Euch an MEINEN BILDERN
Müssen Flugzeuge über den Britischen Inseln eigentlich "Links" fliegen ???
©by Lollyair
Servus Medic!
Schön, Dich auch hier an Bord zu wissen. Danke für den interessanten Fotobericht, der auch eindrucksvoll belegt, wie gut - trotz aller berechtigen Kritik und der längst vorhandenen 2-Klassen Medizin - die (notfall-) medizinische Versorgung in Österreich doch ist.
Schön, Dich auch hier an Bord zu wissen. Danke für den interessanten Fotobericht, der auch eindrucksvoll belegt, wie gut - trotz aller berechtigen Kritik und der längst vorhandenen 2-Klassen Medizin - die (notfall-) medizinische Versorgung in Österreich doch ist.
Glück ab, gut Land!
LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977
LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977
Betroffen macht mich bei diesen Auslandseinsätzen regelmäßig die Erfahrung, dass die Mediziner in solchen Ländern sehr wohl hochkompetent sind. Vom fachlichen Können und Wissen stehen sie unseren Ärzten wohl um nichts nach. Sieht man dann aber, dass sogar Einmalartikel wieder aufbereitet werden, um diese mehrmals verwenden zu können, muss man wohl erkennen, dass das bestimmt nicht von Bosheit oder fehlendem Wissen herrührt, sondern offenbar schlicht und einfach kein Geld vorhanden ist.
Verblüffend hingegen die Tatsache, dass in Banja Luka ganz fleißig gebaut wird bzw. überall recht neue, moderne Häuser zu sehen sind - eines schöner als das andere, da könnte einen wirklich glatt der Neid fressen.
Ein Kontrast, dessen Hintergrund sich mir nicht ganz erschlossen hat...
Verblüffend hingegen die Tatsache, dass in Banja Luka ganz fleißig gebaut wird bzw. überall recht neue, moderne Häuser zu sehen sind - eines schöner als das andere, da könnte einen wirklich glatt der Neid fressen.
Ein Kontrast, dessen Hintergrund sich mir nicht ganz erschlossen hat...