Neue Sachverständige gaben das Okay
Ex-BAWAG-Generaldirektor Elsner ist wieder in Österreich. Er landete heute Abend völlig überraschend in Wien. Die französischen Behörden gaben nach einer medizinischen Untersuchung neuer sachverständiger Ärzte das Okay für eine Auslieferung. Elsner wurde daraufhin in der Klinik festgenommen, gegen seinen Willen zum Flughafen gebracht und mit einem Ambulanzjet nach Wien überstellt. Die Staatsanwaltschaft stellte sogleich einen Antrag auf Untersuchungshaft.
Nicht freiwillig gekommen"
"Elsner ist nicht freiwillig mitgekommen."Die Auslieferung von Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner ist offiziell. Justizministerin Maria Berger (SPÖ) und Innenminister Günther Platter (ÖVP) haben am Dienstagabend seine Rückkehr bestätigt.
Elsner wurde in einer für Krankentransporte umgebauten "normalen" Maschine nach Wien geholt. Das Flugzeug landete um zirka 19.00 Uhr auf dem Flughafen Wien-Schwechat und parkte sich an der General Aviation - dem Privatflughafen des Airports - ein. Dort wartete eine Polizeieskorte auf den prominenten Passagier. Der angeblich schwer herzkranke Ex-Banker stieg selber aus dem Flieger und wurde ins Wiener Landesgericht gebracht.
Am Vormittag für transportfähig erklärt
Kurz vor seiner Auslieferung nach Wien wurde Elsner am Dienstagvormittag in Südfrankreich für transportfähig erklärt.
Zwei neue gerichtlich beeidete sachverständige Ärzte im Auftrag der französischen Staatsanwaltschaft hätten Elsner am Vormittag untersucht und befunden, dass er durchaus nach Österreich überstellt werden könne, berichtete das Ö1-Abendjournal unter Berufung auf den leitenden Ermittler in Aix-en-Provence, Bertrand Charpentier.
Elsner sei daraufhin von Polizisten in der Klinik "festgenommen" und zum Flugzeug nach Wien gebracht worden - mehr dazu in oe1.ORF.at.
Warum es so lange gedauert hat
Berger betonte, dass man Elsners Gesundheitszustand nicht gefährden wolle. Deshalb werde er auch in einer Flugambulanz nach Österreich transportiert. "Elsner ist nicht freiwillig mitgekommen", sagte der Staatsanwalt Georg Krakow.
Auf die Frage, warum die Auslieferung erst jetzt und nach mühsamem Ringen erfolgt sei, nannte Berger zwei Gründe. Die Staatsanwaltschaft Wien habe ein neues Rechtshilfeersuchen an die französischen Kollegen gestellt und sie habe persönlich mit dem französischen Justizminister Kontakt aufgenommen, um die Bedeutung der Causa für Österreich darzulegen.
Antrag auf U-Haft
Nach der Auslieferung fast genau fünf Monate nach seiner Verhaftung in Frankreich hat die Staatsanwaltschaft in Wien nun Antrag auf Untersuchungshaft in Österreich gestellt. Entscheiden müsse nun die zuständige Richterin, erklärte Krakow.
Elsner steht im Verdacht der Untreue, der Bilanzfälschung und der Beihilfe zur Bilanzfälschung. Er ist einer der Hauptangeklagten im BAWAG-Prozess.
Unter Führung des früheren Bank-Chefs verlor die Gewerkschaftsbank bis Ende der 90er Jahre knapp zwei Mrd. Euro mit Spekulationsgeschäften in der Karibik.
Europäischer Haftbefehl
Elsner wurde am 14. September in Frankreich auf Grundlage eines europäischen Haftbefehls festgenommen. Auslöser für den Haftbefehl war, dass Elsner unter Hinweis auf Herzbeschwerden einer Vorladung nach Wien nicht nachgekommen war.
In Folge wurde Elsner gegen eine Kaution von einer Million Euro wieder auf freien Fuß gesetzt. Seitdem war er abwechselnd in seiner Villa in Südfrankreich und im Spital.
BZÖ reklamiert Erfolg für sich
Mit Genugtuung nimmt BZÖ-Chef Peter Westenthaler die Überführung des Ex-BAWAG-Generaldirektors zur Kenntnis. "Der Druck des BZÖ auf das Justizministerium und die Drohung mit parlamentarischen Schritten war offenbar erfolgreich und hat zu einer Beschleunigung der Heimholung Elsners geführt", heißt es in einer Aussendung.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Josef Kalina sieht den Erfolg bei der SPÖ-Justizministerin. Der ÖVP-Abgeordnete Werner Amon sagte gegenüber der APA: "Wenn auch die Mühlen der Justiz langsam mahlen, sie mahlen offensichtlich doch."
Kogler will Ausschuss-Ladung aufrechterhalten
Der grüne Abgeordnete Werner Kogler will die Ladung von Elsner vor den Banken-Untersuchungsausschuss aufrechterhalten. Vor allem gehe es darum, Details über die Verantwortung der Aufsichtsorgane zu erfahren.
Wann Elsner genau vor den Ausschuss treten solle, werde man Mittwochfrüh entscheiden, so Kogler gegenüber der APA.
Der Vorsitzende des parlamentarischen Bankenausschusses, Martin Graf (FPÖ), will Elsner "sofort haben". Man wolle "jede Information haben, die wir kriegen können", meinte er im Gespräch mit der APA. Die neuesten Entwicklungen in der Causa BAWAG kommentierte er kurz und bündig: "Da kann man nur Hurra sagen."
Nowotny erleichtert
Mit Erleichterung wurde die Nachricht in Bankkreisen aufgenommen. "Ich hoffe, dass ihm nun rasch ein ordnungsgemäßer Prozess begonnen und geführt werden kann", sagte der Vorstandsvorsitzende der BAWAG, Ewald Nowotny, am Dienstagabend auf Anfrage.
Quelle: ORF-Online
Das war aber auch höchste Zeit. Todkranken fliegen wir intubiert und beatmet rund um den halben Globus, aber der Herr Elsner, der so schwer krank war, dass er am Golfplatz und in Nobelrestaurants verkehren konnte, war fast ein halbes Jahr lang transportunfähig - nach eigenem Bekunden und jenem seiner - gekauften? - Gutachten.
Persönlich bin ich mehr als froh, dass der feine Herr seine Luxusvilla nunmehr gegen eine Gefängniszelle eintauschen musste. Man wird sehen, wieviele Jahre er dort verbringen wird, oder, ob es seine Parteifreunde aus der SPÖ so abbiegen, dass er mit Freispruch oder Bewährung davonkommt.