Hans-Jürgen Leersch vond er Welt wrote:3. August 2006
Bundeswehr: Alte Hubschrauber werden für 690 Millionen modernisiert
CH-53 soll noch zwei Jahrzehnte durchhalten.
Berlin - Die Bundeswehr muss bis 2014 rund 690 Millionen Euro in die seit 30 Jahren eingesetzten Transporthubschrauber vom Typ CH-53 investieren, um die 100 Maschinen flugfähig zu halten. Dies geht aus den der WELT vorliegenden Erläuterungsblättern zum Haushalt 2006 des Verteidigungsministeriums hervor. Eine Anschaffung neuer Hubschrauber ist derzeit nicht geplant.
Der neun Meter lange und mit zwei Turbinen ausgerüstete Hubschrauber transportiert Soldaten oder Material. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums leisten die Maschinen einen wesentlichen Beitrag zur operativen Verlegefähigkeit und taktischen Beweglichkeit der Landstreitkräfte. Die 30-jährige Nutzung und extreme Klimaverhältnisse bei Auslandseinsätzen hätten "zu konstruktions- und altersbedingtem Verschleiß geführt". Um die Maschinen weitere 20 bis 25 Jahre nutzen zu können, seien Produkterhaltungsmaßnahmen erforderlich.
Dafür hat die Bundeswehr bereits 186 Millionen Euro ausgegeben. So wurden zur Reichweitenerhöhung Zusatztanks beschafft und eine Anlage zur elektronischen Erkennung und Abwehr von Flugabwehrgeschossen (EloKa) eingebaut. Richtig teuer wird es aber ab 2009, wenn die Produktverbesserung ansteht. So müssen die Flugzelle neu aufgearbeitet werden. Außerdem soll der Hubschrauber eine neue Funktechnik, Satellitenkommunikation und einen Autopiloten erhalten. Die Kosten dieser Maßnahmen werden auf knapp 690 Millionen Euro beziffert.
Die FDP-Wehrexpertin Elke Hoff sieht falsche Prioritäten bei der Rüstungsplanung von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU): "Wir leisten uns teure Sachen wie den Eurofighter und schicken unsere Soldaten mit 30 Jahre alten Hubschraubern in den Kongo." Hoff verlangt: "Die Planung muss kompatibel werden mit den tatsächlichen Aufgaben."
Einfach wird das nicht. Ein Nachfolgesystem für den CH-53 sei zurzeit auf dem Markt nicht verfügbar, so der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Ein Rüstungsexperte bestätigt, "dass es nichts anderes auf dem Weltmarkt gibt". Es wird aber überlegt, dass europäische Armeen mit den USA einen "Heavy Transport Helicopter" planen. Das aber sind bisher nur Gedankenspiele.
Die Kosten für den Hubschrauber und neue Rüstungsprojekte setzen Jungs Etat spätestens ab 2009 unter Druck. Die rüstungsinvestiven Ausgaben im Verteidigungsetat werden zwar angehoben, doch die Ausgaben für Großprojekte steigen schneller. So sind in diesem Jahr für Rüstungsgüter vier Milliarden vorgesehen. Die Summe erhöht sich schrittweise bis 2009 auf 5,3 Milliarden.
Großprojekte wie Seeaufklärer, Korvetten, die Hubschrauber Tiger und NH-90 sowie der Eurofighter verschlingen bereits heute mit 2,4 Milliarden den größten Teil des Rüstungsetats. 2009 belasten Waffensysteme, Fregatten, der CH-53 und das fliegende Gerät einschließlich des neuen Transportflugzeuges A400M den Etat mit rund 3,5 Milliarden Euro. Ab 2010 bringen die Rüstungsausgaben den Etat völlig durcheinander. Rund 23 Milliarden Euro für die Großprojekte aller Teilstreitkräfte müssen im nächsten Jahrzehnt in die Finanzplanung einbezogen werden.
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