Der Sparkurs bleibt
Von: Veronika canaval
Um weiter Gebühren senken zu können, schränkt die Austro Control die Beratung auf den Flughäfen ein. Die Zahl der Fluglotsen soll aber erhöht werden.
Veronika canaval salzburg (SN). Anton Bucek, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Salzburger Flughafens und Privatpilot, ist zornig. Auslöser seines Zorns ist die heimische Flugsicherungsgesellschaft Austro Control, die nach Buceks Meinung "Gewinnmaximierung auf Kosten der Sicherheit" betreibt. Obwohl die Austro Control ihren Gewinn im Vorjahr verdoppelt habe, schraube sie Beratungsleistungen auf den Flughäfen ständig zurück, kritisiert Bucek in einem offenen Brief an Austro-Control-Chef Christoph Baubin. Die Gewinnmaximierung könne aber nicht das definierte Unternehmensziel des Eigentümers Republik Österreich sein, meint Bucek. Es müsse daher geprüft werden, ob die Austro Control noch ihren gesetzlichen Auftrag erfülle.
Tatsächlich ist die Austro Control dabei, ihre Beratungsleistungen auf den Flughäfen drastisch zu reduzieren. Gespart wird im Bereich Meteorologie sowie bei der persönlichen Beratung der Piloten. Ab 1. April 2006 soll das so genannte "Self- and Homebriefing System" eingeführt werden: Alle für einen Flug notwendigen Informationen sind dann nur noch über Computer erhältlich. Zur Zeit werden diese Informationen noch von Austro-Control-Mitarbeitern auf den Flughäfen erteilt. In erster Linie betroffen von der Reduktion der Beratungsleistungen sind Privatpiloten sowie Bedarfsflieger. Die Fluglinien haben meist eigene Informationssysteme.
Kritik aus Kreisen der Privatpiloten, wonach das neue System die Sicherheit in der Luftfahrt verringere, weisen Baubin und sein Vorstandskollege Johann Zemsky zurück. In Wien sei das neue System bereits in Betrieb, betont Baubin, "wir ernten dafür uneingeschränktes Lob". Die Schweiz habe das neue System bereits von der Austro Control gekauft und werde es zeitgleich mit Österreich einführen.
Als Grund für den Sparkurs nennt Baubin den Druck auf der Gebührenseite. Die vielfach in den roten Zahlen fliegenden Airlines forderten von der Austro Control niedrigere Gebühren. "Voraussetzung für eine Gebührensenkung ist aber ein effizientes Kostenmanagement", meint Baubin. Erst vor kurzem hat die Austro Control für 2006 eine Senkung der Überflug- und Anfluggebühren um acht bzw. sieben Prozent bekannt gegeben. Postwendend hat die AUA eine weitere Absenkung gefordert.
Bis 2010 will die Austro Control die Zahl der Mitarbeiter von derzeit rund 900 auf 810 verringern. Der Personalabbau werde die Bereiche technischer Support (z. B. Wartung von Anlagen) und Meteorologie betreffen, sagte Baubin. Kündigungen werde es nicht geben, der Abbau solle über natürliche Abgänge sowie durch "Sonderlösungen" - vorzeitiger Ruhestand, Altersteilzeit - bewerkstelligt werden.
Nicht betroffen vom Sparkurs sind die Fluglotsen. Ihre Zahl soll nach Baubins Angaben von derzeit 300 auf 370 bis 380 erhöht werden. Dies sei wegen des ständig steigenden Verkehrs notwendig. Der Flughafen Salzburg verzeichne heuer um nahezu 20 Prozent mehr Landungen als im Vorjahr. "Wenn wir nicht mehr Lotsen aufnehmen, würde der Flughafen bald an seine Kapazitätsgrenzen stoßen."
Erhöht wird der Personalstand auch im Bereich der Luftfahrtagentur, die für Pilotenscheine, die Zertifizierung von Flugzeugen und die Kontrolle von Wartungsbetrieben zuständig ist. "Die Zahl der Luftfahrtunternehmen steigt, die Regelungsdichte nimmt zu, daher brauchen wir hier mehr Mitarbeiter."
Quelle: Salzburger Nachrichten, Druckausgabe vom 02. 11. 2005