Sturzflieger ohne Gedächtnis
Gastkommentar von Ernst Hofbauer
Es gehört zum Zynismus heimischer Boulevardmedien, den vorgeblichen Luftfahrtexperten Andreas Nikolaus Lauda zu Stellungnahmen einzuladen und jene ernst zu nehmen. Kürzlich meinte der Sturzflieger, dass "die Lauda Air ohne Schulden und durch den Verkauf von zwei Fliegern mit 400 Millionen Schilling cash (an die AUA) übergeben wurde".
Zur Erinnerung: 1984 wollte der damalige Verkehrsminister Ferdinand Lacina der Lauda Air die Luftfahrtkonzession entziehen, weil "der Antragsteller nicht über die fachliche Eignung für die wirtschaftliche Führung eines Bedarfsflugunternehmens der beantragten Gewichtsklasse verfügt". Lacina ging dennoch in die Knie, aus Angst, "Tricky Niki" könnte seine Herrschaft über die öffentliche Meinung gegen ihn einsetzen. Im ersten Geschäftsjahr der Lauda Touristik AG setzte es einen Reinverlust von einem Viertel des Jahresumsatzes.
Später entpuppten sich die Umsatzprognosen der Lauda Air immer häufiger als Kaffeesudleserei. Anfang der 90er Jahre ging die Lauda Air AG an die Börse. Für die Kaufbegeisterung kleiner Aktionäre sorgten keine Berichte von berauschenden Geschäftsergebnissen, sondern die Gesellschaftsspalten der Boulevardmedien. Weder im ersten noch in den folgenden Geschäftsjahren konnte die Lauda Air AG Gewinne ausweisen und Dividenden zahlen. In höchster Not holte Lauda die Lufthansa an Bord, deren Tochter, die Condor Flugdienst GmbH, mit 26,4 Prozent bei der Lauda Air AG einstieg.
Deutschlands Kranich ließ sich seinerzeit das Ziel, die AUA ins Abseits zu drängen, Jahr für Jahr rund 150 Millionen Schilling an verlorenen Zuschüssen an die Lauda Air AG kosten. Im September 1994 erhöhte die Lufthansa ihren Anteil an der dahinsiechenden Lauda Air AG auf 39,7 Prozent, um die Zuschüsse in eine Beteiligung zu verwandeln.
Der Not gehorchend, begann Lauda mit Erfolg für eine "österreichische Lösung" zu werben. 1997 beteiligten sich die Austrian Airlines mit 36 Prozent an der Lauda Air AG; die Lufthansa trat 19,7 Prozent ihrer Lauda-Air-Anteile an die AUA ab. Als Zeichen der Verbundenheit versprach der AUA-Vorstand, seinem Juniorpartner eine lange Leine zu lassen.
Die junge Liebe währte kurz. 1999 geriet die Lauda Air AG wieder massiv in die Verlustzone. Lauda hatte sich als Vorstand der börsenotierten Lauda Air AG über das Aktienrecht hinweggesetzt, seinem Aufsichtsrat wichtige Informationen und zustimmungspflichtige Entscheidungen vorenthalten und am Ende des Wirtschaftsjahres am 31. Oktober 2000 einen Verlust von 1,1 Milliarden Schilling und eine konkursreife Fluglinie hinterlassen. Kurz vor dem Beginn der Syndikatssitzung im Haus der ÖIAG bat Lauda die beiden AUA-Chefs Herbert Bammer und Mario Rehulka um ein Gespräch unter sechs Augen. "Ihr habt gewonnen, ich trete zurück", sagte er und bat um "faire Behandlung". Von diesem Pyrrhussieg hat sich die AUA nicht mehr erholt.
Ernst Hofbauer ist Publizist und Autor der Niki-Lauda-Biografie "Ich pfeif' auf Österreich".
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"Wer den 'Luftfahrt- experten' Niki Lauda um ein Statement zur AUA bitte, sollte vorher bedenken, wie er die Lauda Air geführt hat."
Quelle: "Wiener Zeitung" Nr. 33 vom 18.02.2009