Übergewicht kostet Airlines Millionen
Ist der Koffer zu schwer, muss der Fluggast zahlen. Ziemlich einleuchtend, facht das Übergewicht doch den Treibstoffverbrauch an. Warum nicht auch übergewichtige Passagiere zur Kasse bitten? Diese Frage drängt sich vor allem bei amerikanischen Fluggesellschaften auf. Die Branche leidet nicht nur unter den Treibstoffpreisen, auch das in die Breite gehende Volk wird zum Problem.
Das Durchschnittsgewicht der Amerikaner kletterte in den 90er Jahren um 4,6 Kilogramm, so eine Regierungsstudie. Bei einer ausgebuchten Boeing 747 summieren sich die unnötigen Pfunde auf über 2000 Kilogramm. Das angefutterte Übergewicht fachte die Treibstoffkosten amerikanischer Fluglinien im Jahr 2000 um rund 275 Millionen Dollar an.
So ein Bierbauch ist eben teuer, wie im allgemeinen bekannt ist. Selbst die Umwelt muss leiden. Denn schließlich wurden wegen der wachsenden Kleidergrößen 1,3 Milliarden Liter an zusätzlichem Treibstoff in die Luft geblasen. Auf das Jahr hochgerechnet, wurden dadurch 3,8 Tonnen an Kohlen-Dioxid freigesetzt. Anfang der 90er Jahre litten 56 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in den USA unter Übergewichtig oder Fettleibigkeit. Laut einer zwischen 1999 und 2002 durchgeführten Studie, liegt die Quote bei mittlerweile 65 Prozent. Wird dieser Trend nicht gebrochen, führt Übergewicht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bald zu den meisten Todesfällen.
Schuld daran ist die schlechte Ernährung und ein Mangel an sportlichen Aktivitäten. Die Regierungsstudie soll wohlgemerkt auch zeigen, dass Übergewicht nicht nur gesundheitliche Folgen hat. Auch wenn der Verband der Fluggesellschaften diese Zahlen nicht bestätigt, versucht man doch alles, um dem erhöhten Gewicht entgegen zu wirken. Einmal abgesehen von effizienteren Triebwerken, greift man in der Holzklasse fast nur noch auf das leichtere Plastikbesteck zurück. Schweres Material wird durch leichtere Ersatzstoffe ersetzt, beispielsweise bei den Bauteilen der Sitzplätze. An Bord wird sogar das Angebot an Heften reduziert. Es handelt sich dabei um alles andere als Erbsenzählerei. Allein American Airlines verfügt über eine Flotte von 850 Flugzeugen, mit täglich 3500 Flügen. Spart man pro Flug hundert Kilogramm ein, sinkt das Gewicht insgesamt um 350.000 Kilogramm. Müssen Passagiere also das am eigenen Leib getragene Übergewicht zahlen?
Die Betroffenen, die mit Southwest Airlines fliegen, müssen aus Sicherheitsgründen zwei Sitze buchen. Laut dem Branchenverband handelt es sich dabei aber um eine Ausnahme. Statt das Übergewicht der Passagiere abzurechnen, dürfte lediglich der benötigte Treibstoffverbrauch angepasst werden.
Eines steht jedoch fest: Je schwerer der Gast, desto größer die Kostendiät der Fluggesellschaft.
Quelle: "Salzburger Nachrichten" vom 30.08.2006
