Airbus kreist wieder über Oberpfaffenhofen
DLR plant erneute Testflüge für größtes Verkehrsflugzeug der Welt
Von Christine Setzwein
Oberpfaffenhofen - Zwischen dem 10. Juli und dem 11. August kommt das größte Verkehrsflugzeug der Welt wieder nach Oberpfaffenhofen. Wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gestern mitteilte, werden an vier oder fünf Tagen die Wirbelschleppen der A 380 untersucht.
Aus Fehlern wird man schlauer. Das gilt auch für das DLR. Als der Riesenflieger heuer am 20. März zum ersten Mal am Himmel über dem Fünfseenland und dem Würmtal auftauchte, herrschte in der Bevölkerung helle Aufregung. Niemand wusste, warum der Airbus seine Runden drehte. Die Folge waren zum einen zahlreiche besorgte und verärgerte Anrufe bei der Polizei und in den umliegenden Rathäusern. Zum anderen waren die Hügel und Wege rund um den Flugplatz Oberpfaffenhofen in Windeseile von Schaulustigen und Flugbegeisterten in Beschlag genommen.
Auch dieses Mal werden im Auftrag von Airbus Industries die Wirbelschleppen der A 380 vermessen. Das DLR in Oberpfaffenhofen besitze dafür eine "weltweit einzigartige Kompetenz", teilt der zuständige Projektleiter des Instituts für Physik der Atmosphäre, Thomas Gerz mit. Wichtig ist das Wissen um Wirbelschleppen beim Start, weil sich danach der Sicherheitsabstand der folgenden Flugzeuge richten muss. Gemessen wird mit einem Lidar vom Boden aus. Das Lidar ist eine dem Radar verwandte Methode zur Fernmessung von atmosphärischen Parametern, erklärt Gerz.
Die Messungen sind nur bei bestimmten ruhigen Wetterverhältnissen möglich, deshalb auch das lange Zeitfenster von einem Monat, erklärt DLR-Geschäftsführerin Jutta Graf. Die Überflüge werden deshalb voraussichtlich zwischen 6 und 8 Uhr oder zwischen 20 und 22 Uhr erfolgen. Um das Verhalten von Wirbelschleppen vergleichen zu können, wird der Airbus von einer Boeing B 747 begleitet. Beide Flugzeuge werden den Sonderflughafen insgesamt rund 100 Mal in geringer Höhe überfliegen, teilt das DLR mit. "Landungen sind nicht vorgesehen."
Für die Weßlinger Bürgermeisterin Monika Meyer-Brühl (SPD) ist der erneute Besuch des Riesenjets "in Ordnung". Im März hätten auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden erst zwei Stunden vor dem Ereignis von der Ankunft der A 380 erfahren - "viel zu spät". Dieses Mal habe das Zentrum "klugerweise" frühzeitig informiert, sagt Meyer-Brühl. Die Tests sollten akzeptiert werden, meint sie, schließlich dienten sie der Sicherheit im Flugverkehr und das DLR habe das Gerät dafür.
Auf Verständnis der Bürger hofft vor allem das DLR. Auch wenn die A 380 "eines der lärmärmsten Verkehrsflugzeuge überhaupt und das leisestes seiner Größenklasse ist, sind Behelligungen nicht zu vermeiden", heißt es aus Oberpfaffenhofen. Für die Bürger wird deswegen ein Informationstelefon eingerichtet. Die Rufnummer: 08153/28-2253.
Quelle: "Süddeutsche Zeitung" vom 08.07.2006 Seite: