Originalartikel zu finden unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/434983OÖN wrote: "Blazing Angels" - Schneller Propeller
Shooter gibt es wie Sand am Meer. Da tut Baller-Action mit einem etwas anderen Dreh zur Abwechslung mal richtig gut, wie ihn zum Beispiel "Blazing Angels" bietet. Das Flugzeug-Actionspiel von Ubisoft für Xbox 360, Xbox und PC baut zwar auch auf den Einsatz von Waffen. Allerdings sieht man die Feuergefechte nicht aus der Ich-Perspektive eines Helden, der eine dicke Knarre vor sich her trägt.
Vielmehr sind die Maschinenkanonen in die Tragflächen der besten Jagdflugzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg montiert. Held der Luftkämpfe ist ein US-Kampfpilot, dessen Kampfeinsätze ihn einmal rund um die Welt führen. In Dogfights in Europa, Afrika und im pazifischen Raum muss er seinen Mann stehen.
Foto-Show Szenen aus "Blazing Angels"
Gute Buben, böse Buben
Als Pilot steuert der Spieler vor allem Maschinen der US-Luftwaffe. Im Rahmen der 18 Missionen umfassenden Einzelspieler-Kampagne kommen daneben aber auch Flugzeuge der alliierten Streitkräfte zum Einsatz. Man durchbricht dann zum Beispiel im Cockpit einer englischen Spitfire die Regenwolken über London, um deutsche Bomber des Typs Heinkel He-111 abzufangen. Andere Einsätze führen in das Cockpit einer Curtiss P-40, mit der man die US-Pazifikflotte bei Pearl Harbor gegen die Angriffe der Japaner verteidigen soll. Auch am Himmel über Berlin finden Luftschlachten statt.
Optischer Leckerbissen
Nach dem ersten Start fällt sofort die Grafik auf. Das Stadtgebiet von London zum Beispiel, eines der ersten Einsatzgebiete, besteht aus sehr viel mehr als nur platten Bodentexturen mit ein paar draufgesetzten Sehenswürdigkeiten. Da ist jeder Straßenzug räumlich modelliert, und die Themse in ein Meer aus Häusern eingebettet. Schon während des Sinkflugs stechen einem detailreiche Nachbildungen von Big Ben, Tower Bridge und Parlament ins Auge. Sehr lebendig wirkt auch die Luftschlacht über dem Pazifik, wo am Boden installierte Flugabwehrkanonen grelle Garben in den Himmel zeichnen.
Detailreiche Flugzeug-Modelle
Die Flugzeuge in "Blazing Angels" machen einen sehr authentischen Eindruck. Die Äußerlichkeiten stimmen. Höhenruder, Landeklappen, Fahrwerk und Waffen verhalten sich bei Flugmanövern sehr realitätsnah. Der authentische Eindruck stellt sich bei beiden Spielversionen ein, also sowohl der für die Original-Xbox als auch für die Xbox 360-Version. Letztere wirkt durch zusätzliche Bodendetails, Reflexionen auf den Flugzeugen und den sichtbar flüssigeren Bildaufbau insgesamt etwas hübscher, ohne aber in allen Facetten den Eindruck eines echten "Next Generation"-Videogames zu erwecken. Was beiden Versionen fehlt, ist eine Cockpit-Perspektive. Es gibt nur eine Kamera, und die hängt hinter dem Heck der Flugmaschine.
Handliche Steuerung
Um bei schnellen Richtungswechseln den Überblick zu behalten, muss man die Manövrierfähigkeiten seiner Maschine blind beherrschen. Aber das klappt recht schnell, denn "Blazing Angels" setzt eher auf leichtfüßige Action als auf eine komplexe Simulations-Steuerung. Mit dem linken Analogstick auf dem Controller bedient man das Höhenruder und das Seitenleitwerk, der rechte Analogstick dient der Beschleunigung. Per Schultertasten werden Maschinenkanone und die Zweit-Funktion aktiviert. Je nach Einsatz fliegen dann Torpedos, Bomben und Raketen ab, oder man bedient den Auslöser einer Kamera beim Aufklärungs-Einsatz. Ganz witzig sind die paar Minigame-Einlagen, etwa beim Start des Motors. Hier muss man solange am Stick kurbeln, bis der Zünd-Funke überspringt.
Die "magnetische" Kamera
Praktisch: Hält man während des Luft-Duells die rechte Schultertaste gedrückt, saugt sich die Ansicht am nächstliegenden oder angreifenden Ziel fest. Egal ob Sink- oder Sturzflug, man behält selbst während der wildesten Verfolgungsjagd den Gegner gut im Blick. Als Luftkampf-Neuling verliert man anfangs eher mal den Überblick darüber, wie weit der Boden noch entfernt ist. Aber auch das lässt sich im Rahmen eines etwas 15-minütigen Trainingsflugs an Bord eines Doppeldeckers in den Griff kriegen. Anschließend sorgt das Können der Computergegner für spannende Luftkämpfe. Die Missionen sind in den ersten fünf bis sechs Stunden abwechslungsreich genug angelegt. Danach wünscht man sich - vergeblich - hier und da mal eine Überraschung. Es bleibt beim geradlinig strukturieren Gameplay.
Flügelleute sorgen für Tiefe
Ein bisschen Tiefe kommt ab der dritten Mission dann aber doch dazu, und zwar durch die Unterstützung von Flügelleuten: Tom "Das Schild" kann per D-Pad dazu abkommandiert werden, feindliche Maschinen abzufangen, bevor sie sich am Heck des Spielers fest setzen. Später kommt Joe "Der Heiler" ins Spiel. Er führt eine Fernreparatur am Flugzeug des Spielers durch, sofern man es schafft, mitten in der Hektik eine halbwegs komplizierte Tasten-Kombination via Controller einzugeben. Der dritte Flügelmann nennt sich Frank "Der Jäger". Sein Name ist Programm. Auf Tastendruck flitzt Frank mit riskanten Manövern mitten in den gegnerischen Pulk hinein und räumt auf. Perfekt, wenn man mal eine Bombergruppe ausschalten muss, selbst aber gerade zu weit entfernt oder zu lädiert ist.
Luftduelle auf "Xbox Live"
Vor und nach den Missionen besetzen die Flügelleute Hauptrollen in den Video-Einspielungen, die die Einzel-Missionen zu einem großen Ganzen verschmelzen sollen. So ganz klappt das mit dem Plus an Movie-Atmosphäre aber nicht. Die banale Handlung kann kaum fesseln, die Dialoge sind inhaltlich kaum der Rede wert und zudem englischsprachig mit deutschen Untertiteln. Als Ansporn dienen da eher Elemente, die man typischerweise in Arcade-Games findet. Wer also fleißig Abschüsse auf seinem Konto verbuchen kann, sammelt zum Beispiel Medaillen und schaltet gut 30 Flugzeuge der Luftwaffe, der Royal Airforce, der US-Air-Force und der japanischen Luftstreitkräfte frei. Zum Einsatz kommen die fliegenden Kisten bei Dogfights und einzelnen Kooperations-Missionen gegen bis zu 15 Piloten auf Microsofts Spiele-Onlinedienst "Xbox Live".
Fazit
Schön, dass uns mit "Blazing Angels" mal wieder richtig actionreiche Flugzeug-Kämpfe auf die Konsole fliegen. Das Spiel pfeift auf eine störrische Handhabung mit Trimmung und Schubregelung und setzt stattdessen auf temporeiche Gefechte zwischen schnellen Jagdflugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg. Schöne Grafik, clevere Steuerung und spannende Dogfights, was mehr könnte man sich wünschen? Naja, ein paar Ideen wären toll gewesen. Dann wäre aus dem Einzelspieler-Modus vielleicht nicht schon nach vier bis fünf längeren Abenden die Luft raus. Tipp: Zur Hochform läuft "Blazing Angels" bei Online-Dogfights auf "Xbox Live" auf. Unbedingt ausprobieren!
Blazing Angels
Blazing Angels
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