Originalbeitrag zu finden unter: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/513484.htmlAndreas Kopietz von der Berliner Zeitung wrote:Polizei befreit Passagiere aus wartendem Jet
Schlechtes Wetter: BA-Airbus blieb sieben Stunden lang mit Gästen an Bord am Boden
Ingo Quiring wollte nur mal für einen Tag zum Shoppen nach London. Doch die Reise, die sonst eine Stunde dauert, wurde für den 43-Jährigen aus Hellersdorf zu einer stundenlangen Tortur - in London kam er gar nicht an. Die Maschine der British Airways sollte am Donnerstag um 7.35 Uhr von Tegel nach London starten. Das Schneetreiben verzögerte den Start des Airbus immer wieder. Wie erst am Freitag bekannt wurde, warteten die meisten der 87 Passagiere rund sieben Stunden lang in ihren Sitzen auf das Abheben.
Gegen 7.25 Uhr hatten sie ihre Plätze eingenommen, doch die Maschine stand eine Stunde. "Dann sind wir einige Stunden spazieren gefahren", sagt Ingo Quiring. "Danach fuhr die Maschine zur Enteisung und wir hatten den Eindruck, dass wir jetzt starten würden. Doch es ging nicht los." Das Flugzeug fuhr mal vor und mal zurück. "Als es wieder am Hauptgebäude ankam, ging eine lange Diskussion mit dem Bordpersonal los, weil Passagiere aussteigen wollten." Eine Gangway wurde herangerollt, und der Pilot ging die Treppe herunter. Als er wieder an Bord war, teilte er mit, niemand dürfe das Flugzeug verlassen. "Seltsamerweise wurden drei Fluggäste schnell noch herausgelassen", sagt Quiring. Dann rollte die Maschine wieder an - und stoppte.
Passagiere wurden wütend. Einige hatten Kopfschmerzen. "Es gab kaum was zu trinken, niemand vom Personal sprach Deutsch", sagt eine Passagierin, die Silvester in London verbringen wollte. Irgendwann hatte Ingo Quiring genug. Er wollte nur noch raus. Um 11.50 Uhr wählte er per Handy den Polizeinotruf 110 und meldete, dass Fluggäste gegen ihren Willen festgehalten würden.
Die Polizei hielt mit dem Piloten Rücksprache und erhielt die Antwort: "Alle sind zufrieden und wollen nach London." Um 12.05 Uhr fuhr eine Gangway an das Flugzeug. Ein Polizist überredete den Kapitän, die Leute aussteigen zu lassen. Mit einem Polizeibus wurden weitere sieben Fluggäste zum Terminal gebracht. Auf der Flughafenwache erstatteten sechs Passagiere gegen den Piloten Anzeige wegen Freiheitsberaubung. Um 14.38 Uhr hob die Maschine dann ab.
Nach Darstellung der British Airways sind die Fluggäste selbst für einen Teil der Verzögerung verantwortlich: "Um 12.16 Uhr sollte die Maschine abheben", sagt Sprecherin Anne Reusch. Sie sei schon im Anrollen gewesen, als der Tower, an den der eingegangene Notruf 110 weitergeleitet worden sei, den Piloten über einen Notfall an Bord informiert habe. "Der Start wurde abgebrochen, die Maschine musste ein drittes Mal enteist werden", sagt die Sprecherin. Dass der Pilot nicht zwischendurch ans Terminal zurückkehrte, um Passagiere hinaus zulassen, erklärt sie damit, dass er die Position an der Enteisungsanlage nicht verlassen wollte. "Das ist wie in der Schlange bei der Post." Ob die Passagiere entschädigt werden, ist unklar. "Das prüfen wir individuell", sagt Reusch. Ingo Quiring bekam einen Gutschein. Damit darf er in der teureren Business-Klasse fliegen - beim nächsten Mal.
Wieder ein Linktipp von Wolfgang Kugler - danke!