Paradies oder ewige Verdammnis"
"Wunderwaffe" versprüht Schweineblut und soll damit Selbstmordbomber abschrecken.
Einen Selbstmordattentäter erwartet das Paradies, versichern Prediger der extremistischen Lesart des Islam - denn er würde für die richtige Sache sterben.
Dieses Versprechen könnte ein Grund neben anderen sein, weshalb sich in Israel und anderswo meist junge Männer dazu entschließen, sich und andere für ihre Interpretation des Heiligen Krieges zu töten.
Weshalb also nicht die Frage stellen, was denn potenzielle Attentäter letztlich noch von dem Schritt abhalten könnte?
Ein Tabu als "Waffe"
Das US-Unternehmen "Susblood Labs. Terror Prevention Technologies" meint, eine Antwort auf diese Frage gefunden zu haben: Angst - genauer die Angst vor der Verletzung religiöser Vorschriften.
Durch einen Tabubruch nämlich würde sich für den potenziellen Attentäter seine Tat nicht mehr lohnen. Mehr noch: Sie würde nur noch negative Folgen für den "Märtyrer" haben, so die Überlegung, auf deren Basis das Unternehmen eine "Wunderwaffe" gegen den Terror entwickelt zu haben glaubt.
"Rache des Ungläubigen"
Sie nennt sich "Infidel's Revenge", "Rache des Ungläubigen", mit dem wohl Nicht-Moslems gemeint sind, und unterscheidet sich äußerlich nicht von einem gewöhnlichen Kugelschreiber.
Schweineblut im Kugelschreiber
Anders allerdings das Innenleben: Es besteht aus einer Kapsel, die mit Plasma aus Schweineblut gefüllt ist, das potenzielle Attentäter abschrecken soll.
Die Logik hinter der Entwicklung ist einfach, wenn auch reichlich bizarr: Das Blut, ebenso wie das Fleisch von Schweinen, gilt im Islam als extrem unrein.
Den Kontakt damit untersagt der Koran, die heilige Schrift der Muslime, strikt. Schweine gelten als "haram", tabu: "Verboten ist euch das Verendete sowie Blut und Schweinefleisch", heißt es in Sure 5.
Wie die "Wunderwaffe" wirken soll
Und genau dieses Tabu macht sich "Susblood" mit Sitz in Las Vegas nun zu Nutze.
Angenommen wird folgende Situation: In einem Bus oder einem anderem geschlossenen Raum zündet ein Attentäter einen Sprengsatz. Sein Opfer daneben trägt nun möglicherweise den "Terror Prevention Pen" in der Tasche.
Die Hitze der Explosion lässt den Stift mit ziemlicher Sicherheit verbrennen, das Plasma aus dem Blut des unreinen Tieres verteilt sich im ganzen Raum, verspricht der Hersteller.
"Fleisch und Seele beschmutzt"
Geschieht das, so sei es sicher, dass das Blut "Fleisch wie Seele (des Attentäters) beschmutzt", verspricht das Unternehmen. Jedem gläubigen Muslim muss der Gedanke daran ein Gräuel sein. Der Bruch des Tabus bedeutet Sünde, und Sünden versperren den Weg ins Paradies.
"Keine Jungfrauen für Terroristen", lautet da nun ein Slogan in Anspielung auf das Motiv der 72 Jungfrauen, die "Märtyrer" im Paradies erwarten.
Hölle oder Paradies?
Allein der Gedanke, jemand könne die "Waffe" in der Tasche haben, erzeuge beim potenziellen Selbstmordbomber ein "Gefühl der Unsicherheit, des Zweifels und der Angst", so die US-Firma.
Denn der Täter müsste sich dann vor seiner Tat entscheiden zwischen dem, was er aus seiner Indoktrinierung über das Paradies wisse, und dem, was er aus dem Koran über die ewige Verdammnis gelernt habe. Der Stift sei eine "wirksame psychologische Waffe gegen den Terror".
Dem Opfer dagegen drohe kein Schaden. "Unsere Produkte sind sicher, ungiftig und beeinflussen das ewige Leben von Ungläubigen nicht", wirbt das Unternehmen.
"Ungläubige - vereint euch"
Wenig uneigennützig plädiert die Firma für eine möglichst weite Verbreitung ihres Produkts "zum Schutz unschuldiger Männer, Frauen und Kinder". Ein ähnliches Produkt nennt sich "Counter Terror Capsule" (Anti-Terror-Kapsel) und hat die Form einer Tablette und denselben Inhalt wie der Kugelschreiber.
"Ungläubige - vereinigt euch", lautet da der Aufruf dazu, sich den "Terror Prevention Pen" anzuschaffen und gleichermaßen eine Front gegen den möglichen Terror zu bilden.
"Das Ende des Selbstmordattentats"
In jeder Tasche und Schublade könnte dann die Falle lauern und so die Pläne von Attentätern durchkreuzen, heißt es auf der Website des US-Unternehmens weiter.
Dieser einfache Umstand allein verspreche eine dramatische Reduzierung der Zahl der Attentate, wenn nicht überhaupt deren Ende, so das nicht gerade bescheidene Versprechen.
"Endlich können wir etwas tun, um den weltweiten Terror zu beenden", so ein weiterer Slogan der Susblood-Website, platziert neben dem Bild eines jungen Schweins.
Geschäft mit der Angst
Wie viele Stück ihrer "Wunderwaffe" die Firma bereits verkaufte, verrät sie nicht. Eifrig beworben wird der "Terror Prevention Pen" aktuell in Israel, berichtete am Wochenende die APA.
Slogans wie "Helfen Sie mit, damit 2006 ein Jahr ohne Terror wird", und das spezielle Neujahrsangebot 2+1 legen nahe, dass das Unternehmen auf ein gutes Geschäft mit der Angst vor dem Terror hofft.
Bis zum Jahresende bietet Susblood Labs sein Produkt als "ideales Geschenk" im Angebot feil. Der Preis im angeschlossenen Webshop beläuft sich auf 19,95 USD pro Stück.
Quelle: http://www.orf.at / 28. Dezember 2005 / 21:11 Uhr