Ambulanzflug BEG - VIE

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Medic
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Ambulanzflug BEG - VIE

Post by Medic » 16. Jun 2007, 10:43

Ein Auslandsaufenthalt kann recht entspannend und erholend sein - sehr schnell ändern kann sich das allerdings, wenn es zu einem Unfall oder einer Erkrankung kommt, wie der nachstehende Bericht unseres gestrigen Ambulanzfluges zeigen soll...

[hr]

Auszüge aus einer Pressemitteilung

Seinen Geburtstag hatte sich Dieter T. aus Niederösterreich wohl anders vorgestellt. Nach einem Jagdausflug befand sich der 37jährige auf der Heimreise nahe der serbischen Stadt Zrenjanin, die etwa 70 Kilometer nördlich von Belgrad liegt. Plötzlich rammte ein Renault Scénic den von ihm gelenkten Land Rover – durch den Größenunterschied der Fahrzeuge wurde der kleinere Renault unter den Geländewagen geschoben, dieser überschlug sich mehrfach. Dieter T. war sofort bewusstlos. Als er wieder zu sich kam, wurde er in das Krankenhaus Zrenjanin eingeliefert. „Man ließ mich dort über eineinhalb Stunden warten – ich bekam keinen Arzt zu Gesicht und auch keine Schmerzmittel“, schildert er die Qualen, die er erdulden musste.

Doch auch als man schließlich begann, sich im Krankenhaus um den schwer Verletzten zu kümmern, sah die Sache alles andere als rosig aus. Nachdem feststand, dass Dieter T. mehrfache schwere Verletzungen – unter anderem einen Bruch des linken Oberschenkels, eine Auskugelung des Schultergelenks, ein Gesichtsschädeltrauma und zahlreiche Prellungen – erlitten hatte, bestand der Patient verständlicherweise auf einen Heimtransport nach Österreich. Die Emergency Medical Service GmbH aus St. Pölten wurde verständigt, wo sich Flugrettungskoordinator Gerald Schneider sofort des Falles annahm.

„Die Mediziner in Zrenjanin zeigten sich leider wenig kooperativ. Da niemand von ihnen Englisch oder Deutsch verstand, schalteten wir einen Dolmetsch ein – doch auch diesem wurde die Auskunft verweigert. Der behandelnde Arzt machte deutlich, dass er kein Interesse habe, uns über den Patienten zu berichten und legte einfach auf“, so Schneider. Nach zahlreichen ergebnislosen Versuchen trat Gerald Schneider schließlich in Kontakt mit der Belgrader Privatklinik „Bel Medic“, einem bewährten Partner der Emergency Medical Service GmbH. „Die Kollegen halfen sofort – binnen kürzester Zeit hatten wir einen Befund, und auch der Transport zum Flughafen mit dem klinikeigenen Notarztwagen wurde für den Folgetag vereinbart“, berichtet Schneider über die schließlich positive Wendung.

Währenddessen übten die Ärzte in Zrenjanin massiv Druck auf den Patienten aus, da sie die lukrative Operation offenbar lieber selbst durchgeführt hätten, anstatt diese den österreichischen Medizinern zu überlassen. „Der Familie von Herrn T. wurde sogar erklärt, dass nur einer von tausend Patienten einen Ambulanzflug überleben würde“, berichtet Gerald Schneider kopfschüttelnd. Doch am 15. Juni wurde Dieter T., wie vereinbart, vom „Bel Medic“-Notarztwagen abgeholt, zum Flughafen nach Belgrad gebracht und dort an die Flugretter der Emergency Medical Service GmbH übergeben. „Da wir in permanentem Kontakt mit unseren serbischen Kollegen standen, wussten wir über den jeweils aktuellen Zustand des Patienten lückenlos Bescheid“, so Gerald Schneider. Nach einigen medizinischen Vorbereitungen für den anschließenden Flug landete der Jet nur eine Stunde später wieder in Wien-Schwechat, von wo aus der Patient mit einer Ambulanz und unter Begleitung der Flugärztin Dr. Beate Obermeyer in das Unfallkrankenhaus Meidling überstellt wurde. Die notwendige Operation wurde dort noch für die Abendstunden desselben Tages anberaumt.


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Shortly prior Take-Off - Transfer vom GAC VIE zum Hangar unseres Ambulanzjets.

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50 Minuten nach dem Start genießen wir eine schöne Aussicht auf Belgrad.

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Warten auf den serbischen Notarztwagen...

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Übergabegespräch zwischen den beiden Medizinern

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Umlagern von der Rettungstrage auf den Stretcher des Ambulanzjets

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Überwachung hoch über den Wolken - nach nur einer Stunde hat uns schließlich die heimische Erde wieder

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Dort wartet auch schon ein Fahrzeug des ASB Floridsdorf-Donaustadt, der den Patienten unter weiterer Begleitung der Flugärztin in die Zielklinik bringt.

Bilder auch auf der Homepage der Air Ambulance Vienna (Direktlink).

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TWA/VIE
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Post by TWA/VIE » 16. Jun 2007, 11:47

Danke für die Bilder
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fliegerzeug
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Post by fliegerzeug » 16. Jun 2007, 12:17

Sehr interessanter Bericht, hätte ich nicht Dienst gehabt, wäre ich als FB mitgekommen ;-)

...BITTE BLEIBEN SIE NOCH SOLANGE ANGESCHNALLT SITZEN, BIS DAS FLIEGERZEUG SEINE ENDGÜLTIGE PARKPOSITION ERREICHT HAT UND DIE ANSCHNALLZEICHEN ÜBER IHNEN ERLOSCHEN SIND...

LOWA
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Post by LOWA » 16. Jun 2007, 12:46

Hallo Medic!

Danke für den interessanten Bildbericht. Das nächste Mal fliege ich mit ... ;)
Glück ab, gut Land!

LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977

Medic
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Post by Medic » 16. Jun 2007, 14:24

fliegerzeug wrote:hätte ich nicht Dienst gehabt, wäre ich als FB mitgekommen ;-)

Das wäre wirklich sehr angenehm gewesen. So musste ich glatt zwei Mal selbst vom Sitz aufstehen, um mir ein Getränk zu holen... :twisted: Von einem mit charmantem Lächeln begleiteten Serviervorgang natürlich ganz zu schweigen... :wink:

LOWA wrote:Das nächste Mal fliege ich mit ...

Langsam gehen mir die Plätze in der Citation II aus! 8) "fliegerzeug" und du? - Gut, soll mir recht sein, dann müssen wir eben den Notarzt zu Hause lassen.
"I have to apologize, we don't have a flight physician on board today, but maybe you'll be happy with our charming stewardess and our aviation journalist, too..." :roll: :lol:

Und wenn ich ganz lieb bin, werde ich - extra für euch beide - meine berühmte britische White Hot Chocolate auftischen...

zapzarap
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Post by zapzarap » 17. Jun 2007, 06:48

Medic wrote: "I have to apologize, we don't have a flight physician on board today, but maybe you'll be happy with our charming stewardess and our aviation journalist, too..." :roll: :lol:


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Der war gut, Medic!

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