Rundflug Lisunov Li 2 (russ. Version der DC 3)

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LOWA
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Rundflug Lisunov Li 2 (russ. Version der DC 3)

Post by LOWA » 21. Nov 2006, 14:24

50 Jahre Flugverbindung Russland-Österreich mit Aeroflot
Von PR(Text & Fotos)

Die russische (vormals sowjetische) Staatsfluglinie Aeroflot feiert in diesem Jahr 50 Jahre Flugverbindung zwischen Russland (d. Sowjetunion) und Österreich.

Eines der Hauptarbeitstiere der Aeroflot in den 1940er und 1950er Jahren war die von der Sowjetunion hergestellte Lisunov Li 2, ein Lizenzbau der us-amerikanischen Douglas DC 3. Paradoxerweise soll die Sowjetunion allerdings niemals Lizenzgebühren an Douglas gezahlt haben.

Im Gegensatz zum amerikanischen Original, von dem weltweit noch hunderte Maschinen im Einsatz stehen, gibt es - soweit bekannt - von der Li2 weltweit gerade noch ein flugfähiges Exemplar.

Es handelt sich dabei um eine Maschine Baujahr 1949, die in Ungarn liebevoll restauriert wurde und dort unter dem Kennzeichen HA-LIX für Passagierrundflüge zur Verfügung steht.

Aeroflot charterte anlässlich des eingangs erwähnten Jubiläums die Maschine, ließ sie auf der rechten Rumpfseite mit einem Aeroflot Sticker bekleben und führte ab VIE einige Flüge mit geladenen Gästen durch.

Auch ein Repräsentant des Luftfahrtforum Österreich hatte Gelegenheit an dieser Reise in die Vergangenheit teilzunehmen.

Zwei Merkmale unterscheiden die Li2 deutlich von der DC 3 - erstens befindet sich im Cockpit hinter den Piloten auf jeder Seite ein zusätzliches Fenster. Und zweitens befindet sich der Einstieg auf der rechten Seite der Maschine.

Doch auch für das Auge nicht sichtbare Unterschiede zwischen den beiden Maschinen gibt es. So sind beispielsweise die Motoren der Li2 wesentlich leistungsschwächer, was u.a. zu verändertem Flugverhalten, verglichen mit der DC 3, führt.

Nachdem man die Maschine betreten hat - auf der linken Seite befinden sich je 2, auf der rechten 1 Sitzplatz - ist zunächst der steile Winkel Richtung Bug auffallend ungewohnt. Am leisesten ist es im hinteren Teil der Maschine, worin auch der Umstand begründet liegt, dass früher die "Erste Klasse" in der achteren Kabine zu finden war.

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Begrüßung der Gäste an Bord der Li2

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Die Sicherheitsanweisungen

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Vorschrift auch an Bord der Li2 - allerdings wurde diese heute etwas großzügiger ausgelegt ...

Nach dem Anlassen der Triebwerke erfolgen die obligatorischen Checks (Zündmagneten, Drehzahl, Kühlklappen, Vergaservorwärmung, etc ...) - dann geht es bei mäßigem Wind los. Die Besatzung schiebt die Gashebel nach vorne, der Bordingenieur - der im Cockpit steht! - übernimmt die Feinregulierung der Motoren.

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Bordingenieur bei der Arbeit

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Sein Sitzplatz - entgegen der Flugrichtung hinter dem Kommandanten - während des Fluges

Nach ungewohnt kurzer Rollstrecke hebt die Maschine von der 11 in VIE ab, dreht nach links, vorbei am neuen Kontrolltrum und folgt der Sichtflugstrecke entlang der Donau.

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Kurz nach dem Start - die Gebäude mit den roten Dächern stammen noch aus der Zeit Schwechats als Luftwaffenstützpunkt im Zweiten Weltkrieg

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Durch die sog. "Astrokuppel" erfolgte in den Anfängen der Luftfahrt, über den unendlichen Weiten Russlands die Navigation

Weitere Impressionen vom Flug:

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Im Cockpit:

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Die liebevoll restaurierte historische Funknavigationsanlage:

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Der Flug ist aufgrund der Windverhältnisse leicht turbulent, was den Anwesenden jedoch nur noch mehr das Gefühl gibt, in einer "Zeitmaschine" zu sitzen.

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Wer ins Schwitzen kam, konnte sich mit den Frischluftdüsen etwas Abkühlung verschaffen

Nach rund 50 Minuten Flugzeit und einem verkürzten Anflug auf die 11, vorbei an der Raffiniere Schwechat, setzt die Li 2 wieder auf der Piste 11 in Wien-Schwechat auf und wird - so der Wettergott will - für den nächsten Flug mit geladenen (Ehren-) Gästen vorbereitet.

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Verweise:

Goldtimer Foundation (Seite in Ungarisch)

Aeroflot

Bilder v. d. Maschine am Boden
Last edited by LOWA on 22. Nov 2006, 07:40, edited 1 time in total.
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SubStyle

Post by SubStyle » 21. Nov 2006, 23:04

gefällt mir der bericht und vor allem auch die maschine :)

LG Peter

zapzarap
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Post by zapzarap » 22. Nov 2006, 04:37

Was unser LOWA so alles erleben darf!!!
[/NEID]


Toller Bericht, Patrick, der wie immer das Wichtigste und Interessanteste enthält.

Ich möchte mit einem Link (Text in Englisch) assistieren, der einige interessante LI2-Fotos aus russischen Quellen zeigt.

Zum Thema 'nicht bezahlte' Lizenzgebühren sei angemerkt, daß die Russen hier der Auffassung sind, sie hätten ein EIGENES Flugzeug konstruiert, nämlich die PS-84 (Passascherski Samoljot = Passagierflugzeug).
Grundlegender Unterschied zur DC3: alle Abmessungen der DC3 wurden auf das metrische System umgerechnet, wodurch sich eine völlig neue Konstruktion ergab. Die Spannweite betrug z.B. nur 28,81 m gegenüber 29,98 m.
Die PS-84 wurde erst später in LI 2 umbenannt, nach dem Flugzeug-Konstrukteur Boris Lissunow.
Russland bestellte vor dem Krieg 21 Stück DC3. Lissunow war 1936 in den Douglas-Werken in Santa Monica/Kalifornien und blieb dort über ein Jahr, um die Arbeitsabläufe der dortigen Fertigung zu studieren.
(siehe auch)

Was heißt hier "Lizenzgebühren". :D


Nicht nur die Eisenbahner unter uns wird die Geschichte an etwas erinnern, oder?

http://www.transrapid.de/ (Webseite wahlweise Deutsch, Englisch oder Chinesisch)

Der Transrapid fährt!

Aber in China !
Und wird dort gebaut, von chinesischen Firmen!

Und bei uns entscheiden die Grünen:
Allerdings wurde das Vorhaben in Nordrhein-Westfalen während der Vorbereitung zur Planfeststellung im Juni 2003 von der dortigen Landesregierung gestoppt und wird nicht weiter verfolgt.


genug gesagt
Z.
The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way, and you will see the brick wall at the back of the theatre. Frank Zappa, 1977

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Post by LOWA » 22. Nov 2006, 07:33

@substyle

Danke.

@zapzarap

Vielen Dank für die interessanten Infos zur Geschichte der Li2. In Wien heute war übrigens ein interessanter Filmbeitrag mit schönen Aufnahmen aus dem Cockpit. Immerhin war das ORF Team auch am längsten von allen Mitfliegern in der "ersten Reihe" , da musste ja ein ordentlicher Beitrag bei herauskommen ... :mrgreen:
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