Wurstelprater und
Ballhausplatz
WALTER SCHWARZ
In der Zauberwelt des Wiener Wurstelpraters ist alles viel einfacher. Da eröffnet am kommenden Donnerstag die neue Prater-Fluglinie Vienna Airlines", die das staunende Publikum im Flugsimulator auf einer beweglichen Plattform zu den schönsten und sagenumwobenen Plätzen Wiens beamt.
Am selben Tag geht auch auf dem Riesenradplatz das Miraculum", ein 5D-Zauberkino, in Betrieb
Die reale heimische Flugwelt, jene der Austrian Airlines, sieht leider wenig zauberhaft aus. Und das Kanzleramt ist kein Wurstelprater, bei aller Despektierlichkeit. Aber ein bisschen Magie könnte nicht schaden, wenn sich heute, Dienstag, Kanzler, Vizekanzler, Verkehrsminister und die ÖIAG-Spitze auf dem Ballhausplatz zu einem AUA-Gipfel einfinden.
Es gilt, die Bedingungen für eine weitere Privatisierung der angeschlagenen Luftlinie festzulegen. Für eine rot-weiß-rote Sperrminorität von 25 Prozent plus
eine Aktie sind beide Regierungsparteien. Mit dem Unterschied, dass die SPÖ sie um jeden Preis will. Für die ÖVP ist die Sperrminorität aus ÖIAG sowie heimischen Banken und Versicherungen wünschenswert, aber nicht um jeden Preis. Sie will, dass der Privatisierungsauftrag möglichst offen gehalten wird.
Es ist offen, wie in Wahkampfzeiten wie diesen zwischen Rot und Schwarz die Zauberformel gefunden werden kann. Gelingt dies nicht, wird die AUA vollends in den Wahlkampfstrudel gezogen - ein denkbar schlechtes Szenario.
Noch ist die AUA nicht bankrott. Noch können mit einem strategischen Partner wie der Lufthansa Eckpunkte - Erhalt der Marke und des Wiener Flughafens als Drehkreuz,Standortsicherung - festgemacht werden. Je länger die Entscheidung hinausgeschoben wird, desto billiger ist die AUA in absehbarer Zeit zu haben.
Das muss allen klar sein. Illusionslos.
Quelle: Salzburger Nachrichten 05/08/2008