Airbus hat neues Argument für längere Landebahn in Finkenwerder
Air France-KLM drängt den Flugzeughersteller zum Bau einer größeren Version des Riesenvogels A380 - Gerichtsverfahren dauert noch immer an
Angesichts des Höhenflugs der Treibstoffpreise hat die führende europäische Fluggesellschaft Air France-KLM den Flugzeugbauer Airbus dazu gedrängt, das weltgrößte Verkehrsflugzeug A380 in einer noch größeren Version anzubieten. In der großen Welt der Luftfahrt ist dies nur eine kleine Meldung, für Hamburg ist sie aber von immenser Bedeutung: Schließlich befindet sich die Stadt wegen der Landebahnverlängerung des Airbus-Werks in Finkenwerder noch immer im Rechtsstreit mit betroffenen Anwohnern.
Die Verlängerung der Start- und Landebahn um 589 Meter war von Airbus ursprünglich beantragt worden, weil die vorhandene Rollpiste lediglich zur Auslieferung der Standardversion des Super-Airbus reicht. Der Bau des Auslieferungswerks und der damit verbundene Aufbau von Arbeitsplätzen wurde davon abhängig gemacht, dass auch die schwerere Frachtversion der A380 von hier ausgeliefert werden kann. Und diese braucht eine längere Landebahn.
In dem seit nunmehr sechs Jahren laufenden Gerichtsverfahren galt diese Argumentation immer als Begründung für das größere Gewicht des Gemeinwohls gegenüber dem Wohl einzelner Betroffener. Als im Zuge erster Verspätungen bei der Auslieferung der A380 immer mehr Kunden den Frachtflieger abbestellten und der amerikanische Kurierunternehmer Fedex seine zehn bestellten A380-Transporter strich, geriet die Argumentation ins Wanken.
Airbus konnte die Eilbedürftigkeit vor dem Oberverwaltungsgericht dennoch damit begründen, dass später andere, schwerere Versionen der A380 gebaut werden müssen. Die Entwicklung gibt dem Unternehmen recht. Der Air-France-KLM-Chef Jean-Cyril Spinetta wartet wegen der Treibstoffkosten "mit Ungeduld" auf die längere A380-900. "Wir versuchen, Airbus zum Start der A380-900 zu bewegen, um sie so schnell wie möglich einsetzen zu können", sagte er der Pariser Finanzzeitung "La Tribune". Auch Emirates soll Interesse haben.
"Das zeigt, dass Airbus immer richtig geplant und auch die Bedarfe richtig angemeldet hat", sagte der Luftfahrtkoordinator Hamburgs, Wirtschaftsstaatsrat Gunther Bonz der WELT. Und das ist nicht unerheblich, denn noch sind die Gerichtsverfahren in Sachen Landebahn nicht durch. Zwar ist der Bau seit knapp einem Jahr abgeschlossen. Vor dem Verwaltungsgericht wird aber immer noch gestritten. "Die Verfahren sind nicht einmal terminiert", so Bonz. mk
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Quelle: "Die Welt" Nr. 130 vom 05.06.2008