Glücksspiel hoch am Himmel
Poker und Roulette über den Wolken: Laut Airbus könnte der A380 bereits in vier Jahren auch als fliegendes Casino abheben. Derzeit liefen Gespräche mit "mehreren Interessenten" in Asien, verriet der Luftfahrtkonzern der "Financial Times". Doch wozu ein Casino in der Luft? Wegen des "außergewöhnlichen Erlebnisses" für den Kunden, wirbt Airbus für seinen Großraumjet. Weitaus wichtiger allerdings: Strenge Glücksspielgesetze gelten nur bis zum Ende der Startbahn.
Airbus bestätigt Verhandlungen
Laut Airbus könnten erste Casino-Jets schon in vier Jahren abheben.In den Boomstaaten Asiens blüht das Geschäft mit dem Glücksspiel wie kaum anderswo. Die Branche hat allerdings mit strengen Regeln zu kämpfen, in einigen Ländern sind Poker, Blackjack und Co. verboten.
Einige Geschäftsleute scheinen nun einen Ausweg gefunden zu haben: Laut Angaben des Flugzeugkonzerns Airbus verhandelt man über den Verkauf von Großraumjets des Typs A380, die anschließend in fliegende Casinos umgebaut werden sollen.
Gespräche mit "mehreren Interessenten"
Derzeit liefen Gespräche mit "mehreren Interessenten", teilte Airbus am Donnerstag in Hongkong mit. Sollten die Verhandlungen erfolgreich sein, dann könnte der erste A380 mit Roulette- und Pokertischen schon 2012 bereitstehen.
Nachdem der Super-Airbus rund 50 Prozent mehr Fläche als etwa eine Boeing 747 biete, stehe genug Platz für ein Casino über den Wolken zur Verfügung, so Airbus-Verkaufsmanager David Vellupilai. In der Standardversion ist der Großraumjet mit 565 Sitzen ausgestattet.
"Eindeutig wachsende Branche"
Um wen es sich bei den Interessenten handelt, präzisierte der Luftfahrtkonzern vorerst nicht. "Wir sprechen nicht nur mit Casino-Betreibern", zitierte die "Financial Times" den Chef der zivilen Luftfahrtsparte bei Airbus, Francois Chazelle.
"Glücksspiel ist eine eindeutig wachsende Branche in Asien, und diese Idee spiegelt das wider, was derzeit in Macao und Singapur geschieht", so Chazelle weiter. Pläne für fliegende Casinos gebe es schon länger, "aber nun sind sie viel konkreter".
Glücksspielmetropole Macao
Laut "Financial Times" stellt die chinesische Sonderverwaltungszone Macao längst Las Vegas als Glücksspielmetropole in den Schatten. In Singapur soll das erste Casino im nächsten Jahr eröffnet werden.
Allerdings ist das Glücksspiel in den meisten asiatischen Ländern strengen Regeln unterworfen. In Thailand und auf dem chinesischen Festland ist kommerzielles Glücksspiel verboten. Bisher hätten Anbieter dieses Hindernis mit Casino-Reisen in internationale Gewässer im wahrsten Sinne des Wortes umschifft.
Praktisches Schlupfloch
Die Möglichkeit eines weiteren rechtlichen Schlupflochs sei also "sicher ein Faktor", so Chazelle. Er glaubt allerdings, dass die Überlegung seiner Interessenten hauptsächlich dahin geht, ihren reichen Kunden eine "außergewöhnliche Aktivität" anbieten zu können.
Glücksspiel-Charter USA - China
Die in Hongkong erscheinende "South China Morning Post" hatte vergangene Woche berichtet, der Casino-Betreiber Las Vegas Sands, der sowohl in den USA als auch in China Niederlassungen betreibt, wolle Charterflüge für VIPs zwischen beiden Standorten einrichten.
Dabei wolle das Unternehmen mit Bakkarattischen ausgestattete Maschinen des US-Flugzeugherstellers Lockheed Martin für die reichen Kunden einsetzen.
Rechtliches Neuland
In Macao weiß man währenddessen laut "Financial Times" von konkreten Plänen der sechs dort registrierten Glücksspielanbieter noch nichts und verweist auch auf rechtliches Neuland. Schließlich wären fliegende Casinos keiner Kontrolle unterworfen und auch außerhalb der Reichweite der Steuerbehörden.
Es sei daher wahrscheinlich, dass die betroffenen Staaten rasch mit neuen Gesetzen reagieren würden.
Quelle: ORF-Onlinedienst, 15. Februar 2008