Die Russen kommen wieder und die Chinesen dazu
PARIS (dpa) - Alle Welt schaut auf Airbus und Boeing. Doch im Schatten der beiden Großen keimt neue Konkurrenz. Die Russen wollen mit Macht auf den Weltmarkt zurück und die Chinesen und Japaner bereiten sich auf den großen Sprung vor. Als Sprungbrett dienen ihnen Verkehrsmaschinen für bis zu 105 Passagiere. Im ersten Schritt treten die Neulinge gegen die Regionaljets von Bombardier und Embraer an.
Doch sie machen mit ihren viel niedrigeren Betriebskosten bereits den Airbus-Modellen A318 und A319 sowie der Boeing 737 das Leben schwerer. Und sie sehen die Regionaljets nur als Einstiegssegment.
Die Goldgräberstimmung auf dem Markt für Regionalflugzeuge schafft den Neuen gute Startbedingungen. Überall in Mittel- und Osteuropa sowie in Süd- und Ostasien werden neue Strecken erschlossen. Lange her scheinen die 90er Jahre, als von Dornier über Fokker und Saab bis zu British Aerospace ein Anbieter nach dem anderen aufgab. Jetzt streiten EADS und die italienische Finmeccanica sogar um den Turboprop-Spezialisten ATR, für den zur Jahrtausendwende noch voreilig das Totenglöckchen geläutet wurde.
Bisher ist der Markt fein säuberlich aufgeteilt: Die kanadische Bombardier und die brasilianische Embraer beherrschen den Jet-Markt für 50 bis 100 Plätze. Bombardier und ATR kämpfen zudem um den Turboprop-Markt für Kurzstrecken. Das wird jetzt anders. Während Embraer mit Produktionsproblemen kämpft und Bombardier die Kunden wegbleiben, machen die Russen auf der Pariser Luftfahrtmesse Furore.
Suchoj präsentiert den SuperJet (Foto) für 95 bis 105 Passagiere, der den Flugzeugen von Bombardier und Embraer um eine Generation voraus ist. Der russische Hersteller will 800 Maschinen verkaufen, davon 500 im Export. Erst am Montag hatte Scott Carson, der Chef der Boeing-Verkehrsflugzeuge, geunkt, die Alleinherrschaft von Airbus und Boeing sei nicht ewig. Russland, China und Japan würden «eine Herausforderung». Am Mittwoch verkauften die Russen zehn SuperJet 100 für 283 Millionen Dollar an die italienische ItAli Airlines und schafften damit den Durchbruch im Westen. 76 Maschinen hatte Suchoj zuvor schon in Russland verkauft; Ende 2008 will Aeroflot die erste Maschine einsetzen.
Der SuperJet ist - wie die Boeing 787 - mit Software von Dassault Systèmes entworfen, besteht weitgehend aus Verbundstoffen und ist in der Avionik das Non-plus-ultra. Hilfe bekamen die Russen dabei vom französischen Elektronikspezialisten Thalès, der auch Boeing und Airbus beliefert, und vom italienischen Boeing-Systemlieferanten Finmeccanica, dessen Tochter Alenia mit 25 Prozent plus einer Aktie bei Suchoj einsteigen will. Auch Boeing gab fachliche Beratung - und hielt sich damit selbst auf dem Laufenden.
Bei Airbus gibt man sich gelassen. Es reiche nicht, Flugzeuge zu bauen. Man müsse auch weltweit verlässlichen Service aufbauen, heißt es. Doch die Russen haben ein gutes Argument: den Preis. Für den SuperJet verlangt Suchoj 26 bis 28 Millionen Dollar. Eine Embraer 190 kostet 32,5 Millionen, Bombardiers CRJ 1000 sogar 47 Millionen.
Hinter den Russen kommen die Chinesen. Avic I will den Advanced Regional Jet für das 21. Jahrhundert, ARJ 21-900, entwickeln. Der Jet fliegt zwar noch nicht einmal im Computer, ist aber schon 71 mal verkauft. «China wird mittelfristig als Konkurrent auftauchen», meint Airbus. Der Flugzeugbauer weist dabei den Verdacht von sich, mit dem Aufbau einer Airbus A320-Montage in China die Konkurrenz selbst mit aufzubauen. Anders Bombardier: Die Kanadier investieren 100 Millionen Dollar in den Chinesenjet, der ab 2011 an die Kunden gehen soll.
Als reiche das nicht, planen auch die Japaner den großen Sprung zurück auf den Markt. Mitsubishi Heavy Industries bastelt an einem eigenen 90-Sitzer. Man warte nur auf zwei Startaufträge aus China, um loszulegen, heißt es. 2012 soll die erste Maschine fliegen. Für die Wartung hat Mitsubishi auf der Pariser Messe schon einen Partner gefunden: Boeing.
Hans-Hermann Nikolei, dpa
Die Russen kommen ...
Die Russen kommen ...
Glück ab, gut Land!
LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977
LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977