EADS startet mit Verlust ins Jahr - Luftfahrtindustrie abgebremst
MÜNCHEN (dpa) - Die Krise bei der Flugzeugbau-Tochter Airbus und der Euro-Höhenflug haben den europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS zu Jahresbeginn in die roten Zahlen gedrückt. Bei leicht sinkenden Umsätzen fiel im ersten Quartal ein Verlust von zehn Millionen Euro an nach einem Gewinn von 522 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die weiter schwierige Lage bei Airbus zeige, wie notwendig das Sanierungsprogramm «Power8» sei, sagten die Vorstandschefs Tom Enders und Louis Gallois am Donnerstag.
Die Airbus-Turbulenzen bremsten auch das Wachstum der Luftfahrtindustrie in Deutschland. Der Umsatz der Hersteller im zivilen Bereich stieg im vergangenen Jahr nur noch um 3,4 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro nach 17,7 Prozent im Vorjahr, wie der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) in Berlin berichtete.
Die Gesamtbranche samt Raumfahrt und Militärprojekten verbuchte 2006 dennoch einen Umsatzzuwachs von 4,9 Prozent auf das Rekordniveau von 19,5 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten stieg um 5,1 Prozent auf fast 85 500. Enders, der auch BDLI-Präsident ist und den Jahresbericht des Verbandes vorstellte, betonte deshalb: «Trotz der Probleme bei Airbus bleiben wir eine Wachstumsbranche.»
Die Schwäche des US-Dollar sowie der aggressivere Wettbewerb erschwerten aber das Geschäft. Zugleich eröffneten sich durch die nächsten Etappen beim Projekt des Langstreckenjets A350 und ein Hochfahren der Produktion für den A320 wegen der großen Nachfrage positive Perspektiven. Insgesamt zeichne sich in der Zivilluftfahrt für den BDLI aber auch 2007 ein «nicht ganz so starkes» Wachstum ab. In der Raumfahrt verstetigte sich im vergangenen Jahr die positive Entwicklung nach vorheriger langer Talfahrt. Der Umsatz stieg um 6,8 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. In der militärischen Luftfahrt erhöhte sich der Umsatz um 7,6 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro.
Die kostspieligen Verzögerungen bei der Produktion des Großraumflugzeugs A380 wegen der Probleme bei den Kabelbäumen machen der Ausrüstungs- und Werkstoffindustrie in Deutschland zu schaffen. Dadurch entstünden Ausfälle bei der Kapazitätsauslastung von sieben bis acht Prozent, berichtete BDLI-Präsidialgeschäftsführer Dietmar Schrick. Wegen neuer Methoden der Auftragsvergabe für den A350 müssten die wichtigsten Lieferanten zudem größere Risiken übernehmen, wofür sie sich mit Kooperationen wappnen könnten. Die deutsche Branche ist von EADS als großer Auftraggeber abhängig. Auch viele Zulieferer spüren die Härten des Airbus-Sanierungsprogramms «Power8»
Im Zuge des Programms sollen rund 10 000 Stellen wegfallen und Werke abgegeben werden. Auf Arbeitnehmerseite stoßen die Pläne auf heftigen Widerstand. «Wir arbeiten hart daran, das Programm rasch umzusetzen», bekräftigte die beiden EADS-Co-Chefs. Belastet wurde das Konzernergebnis im ersten Quartal vor allem durch die Rückstellungen für «Power8», die sich auf 688 Millionen Euro beliefen. Hinzu kamen laut EADS auch weitere Kosten für den neuen Großraumflieger A380. Mit dem relativ kleinen Verlust schlug sich EADS aber besser, als viele Analysten erwartet hatten. Der Aktienkurs des im MDAX notierten Unternehmens legte um zwischenzeitlich um knapp zwei Prozent auf knapp 24 Euro zu, bröckelte im weiteren Tagesverlauf aber wieder ab.
Die Probleme bei Airbus hatten den EADS-Konzern im vergangenen Jahr in eine schwere Krise gestürzt. Der Überschuss brach 2006 von rund 1,7 Milliarden Euro im Vorjahr auf 99 Millionen Euro ein. Der EADS-Umsatz sank im ersten Quartal leicht auf neun Milliarden Euro. «Im ersten Quartal konnten wir auf ein stabiles Marktumfeld bauen», sagten Enders und Gallois. Die Hubschrauber-Sparte sowie das Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft hätten solide Ergebnisse erzielt. «Weitere Verbesserungen sind langfristig aber unumgänglich.»
Den Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr bestätigte der Konzern. So wird der Umsatz in diesem Jahr voraussichtlich im einstelligen Prozentbereich sinken. Das operative Ergebnis soll zumindest weitgehend stabil bleiben.
Bei Airbus hingegen dürfte sich der Umsatz angesichts der guten Auftragslage auf Vorjahresniveau bewegen, beim operativen Ergebnis allerdings rechnet der Mutter-Konzern mit einem «erheblichen Verlust». Als Gründe werden unter anderem die Belastungen durch «Power8», weitere Kosten für den A380, mögliche Aufwendungen für den Programmstart des neuen A350XWB, höhere Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie der im Vergleich zum Euro schwache US-Dollar angegeben.
EADS startet mit Verlust ins Jahr
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LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977
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