Die Höhenflüge des Flugpioniers
Innsbruck, Oberinntal
Gründer der Aircraft Luftfahrtgesellschaft 90 Jahre alt - Unternehmer, Pilot, Flugzeugtechniker
In den fünfziger Jahren hat Max Schuh ein Luftfahrtunternehmen gegründet, aus dem später die Tyrolean hervorging. Jetzt wurde der Pionier der Tiroler Luftfahrt 90 Jahre alt.
Von MICHAELA SPIRK-PAULMICHL
INNSBRUCK. Urkunden für bis heute unübertroffene Höhenrekorde, Leistungsabzeichen und viele weitere Diplome über flugsportliche Fähigkeiten: In dem Haus am Rechenhofweg hoch über Innsbruck finden sich zahlreiche Dokumente vergangener Tage, in denen sich das Ehepaar Anneliese und Max Schuh einen Namen gemacht hat in der Luftfahrt - als Piloten und Gründer der Aircraft Innsbruck Luftfahrtgesellschaft.
Der Chemiker und Physiker hätte nach dem Zweiten Weltkrieg in der Pharmaindustrie in der Schweiz arbeiten können, doch er blieb lieber bodenständig und in seiner Heimat - zumindest vorerst. Denn dann hob der Hobbyflieger ab und startete mit dem Luftfahrtbedarfsunternehmen, das er 1958 gemeinsam mit seiner Frau - damals eine bekannte Skirennläuferin - gründete, zu ungeahnten Höhenflügen.
Bruchlandung überlebt
Anfangs waren es Rundflüge über Innsbruck und Flüge in andere Landeshauptstädte oder das benachbarte Ausland, dann kam der Handel mit Flugzeugen dazu. "1966 gelang mir dann der zweite große Sprung", erzählt Max Schuh, der heute 90 Jahre alt ist. "Die Hubschrauberfliegerei. Damit haben wir uns international einen Namen gemacht." Hubschraubertransporte waren damals im Land im Gebirge noch nicht üblich.
Die Hubschrauber waren für Materialtransporte im Einsatz, für Lawinensprengungen, Bergungen verletzter Menschen und zur Bekämpfung von Waldbränden. Aber auch Helikopter-Skiflüge seien noch erlaubt gewesen, erzählt Schuh.
1975 ging der Mann, der eine Bruchlandung schwer verletzt überlebte, ein weiteres Wagnis ein und zeigte wieder Pioniergeist: "Wir haben den Amerikanern einen gebrauchten Jet günstig abgekauft." 15 Millionen Schilling habe die moderne Maschine damals gekostet, und sie sorgte für Furore in Innsbruck. Die Cessna Citation, einer der ersten Düsenjets Westösterreichs, war auf der Strecke Innsbruck-Wien im Einsatz, flog aber auch andere Ziele in ganz Mitteleuropa an. 1978 übernahmen Gernot Langes-Swarovski und Christian Schwemberger-Swarovski die Aircraft Luftfahrtgesellschaft. Aus ihr ging die Tyrolean Airways hervor, die inzwischen zur AUA-Gruppe gehört.
Drei Berufe
Heute denkt Max Schuh gerne an die Zeit, als er Unternehmer, Pilot und Flugzeugtechniker in einer Person war. Und er verfolgt trotz seines Alters alle Diskussionen rund um den Innsbrucker Flughafen. "Die Innverlegung war uns schon vor Jahrzehnten ein Anliegen! Der Flughafen würde sicherer werden", ist er überzeugt. Auch das Schmelzen der Gletscher habe er schon vor vielen Jahren beobachtet - als er mit einem einmotorigen Skiflugzeug Wissenschafter hoch oben in den Bergen absetzte.
Quelle: "Tiroler Tageszeitung" Nr. 28-IA vom 03.02.2007