Aus Handgepäck verbannt
Bereits seit über hundert Jahren genießt das Schweizer Offiziersmesser einen wohl einzigartigen Ruf als jederzeit einsetzbarer mobiler Werkzeugkasten. Dabei erlebte das Kultmesser aus der Schweiz schon bessere Zeiten, denn seit den Anschlägen von 9/11 kämpft man gegen eine schwere Krise - rund 40 Prozent Messer wurden seitdem weniger verkauft. Der Grund liegt dabei in den verschärften Sicherheitsbestimmungen im Flugverkehr: Unter anderem wurde das Schweizer Messer auch aus dem Handgepäck verbannt.
Klingenfreie Version für Flugreisen
Bereits seit 1884 wird im Kanton Schwyz das als Schweizer Nationalsymbol geltende und weltweit Kultstatus genießende "Schweizer Offiziersmesser" hergestellt.
Selbst in der einfachsten Version - mit Klinge, Flaschenöffner und Feile ausgestattet - gilt der als unzerstörbar angepriesene mobile Werkzeugkasten noch immer als brauchbarer Helfer für alle Eventualitäten und sorgte für kräftige Gewinne bei den beiden einzigen Herstellern des Originals, Victorinox und Wenger.
Doch seit am 11. September 2001 Terroranschläge mit gekaperten Passagiermaschinen die Welt erschütterten, kollabierte das Geschäft mit den Schweizer Messern.
Victorinox übernimmt Wenger
Als Folge der 9/11-Anschläge brach einem Bericht des "Guardian" zufolge bei der im Kanton Schwyz ansässigen Victorinox der Absatz um 40 Prozent ein.
Wenger traf es offenbar noch schwerer, man stand unmittelbar vor dem Aus - Ende April "rettete" Konkurrent Victorinox schließlich das Traditionsunternehmen und übernahm die Messerfabrik aus dem Schweizer Jura zur Gänze.
"Absolute Katastrophe"
Der Grund für den Absatzeinbruch begründet Victorinox-Chef Carl Elsener mit den seit 9/11 geänderten Sicherheitsvorschriften im Flugverkehr.
Demnach florierten vor den Anschlägen auf die WTC-Zwillingstürme und das Pentagon der Verkauf des mit Schweizer Kreuz verzierten Messers vor allem beim Duty-free-Verkauf innerhalb der Flugzeuge - als Folge von 9/11 wurden die Schweizer Messer aber sofort aus dem Sortiment gezogen.
Dazu kommt, dass die Schweizer Messer auf Grund der neuen Bestimmungen auch aus dem Handgepäck verbannt wurden. "Es war eine absolute Katastrophe für uns", so Elsener.
Billigkopien aus China
Aber nicht nur die Folgen von 9/11 machen den Messerfabrikanten zu schaffen, auch Billigkonkurrenz aus China bereitet den Schweizern Kopfzerbrechen.
So überschwemmen seit mehr als zehn Jahren dem Original kaum zu unterscheidende Kopien den Markt.
Während das typische Schweizer Kreuz bereits bisher nur den aus Schwyz und Jura stammenden Messern vorbehalten blieb, meldete Victorinox mittlerweile auch die typische rote Farbe zum Patent an, um sich besser gegen Billigkopien schützen zu können.
Neue Produkte sollen für Aufschwung sorgen
Um den Umsatz wieder anzukurbeln, setzt Victorinox nun auch auf neue Produkte - darunter auch ein klingenloses Modell, das beim Check-in am Flughafen wohl keine Probleme mit sich bringen wird.
Im Gegensatz dazu dürfte das 72 Funktionen umfassende und ganze 284 Gramm schwere "SwissChamp XXLT" wohl kaum fürs Handgepäck gedacht sein.
Quelle: http://www.orf.at