Ruth Drexel ist tot
Neben ihrem Fernsehsohn konnte man sie meistens besser hören als sehen: Ruth Drexel ist TV-Zuschauern als Resi Berghammer bekannt, resolute Pensionswirtin und Mutter des "Bullen von Tölz". Im Alter von 78 Jahren ist sie jetzt gestorben. An eine Fortsetzung der Serie ohne sie glaubt man bei Sat.1 nicht.
München - Auf den Mund gefallen war sie nicht, weder im Leben noch in der Interpretation ihrer Rollen am Theater oder im Fernsehen: die Schauspielerin Ruth Drexel. Als Resi Berghammer passte sie in der Fernsehserie "Der Bulle von Tölz" mit strengem Blick auf ihren Sohn Benno auf, den beleibten Kommissar, gespielt von Ottfried Fischer. Neben ihrer Schauspielkarriere inszenierte sie auf der Bühne skandalträchtige Stücke. "Niederbayerische Löwin" hat die "Süddeutsche Zeitung" sie daher einmal genannt.
Geboren wurde Drexel 1930 in Vilshofen bei Passau. Nach ihrem Abschluss an der renommierten Münchner Schauspielschule Otto Falckenberg gehörte sie in den fünfziger Jahren dem berühmten Berliner Ensemble von Bertolt Brecht an.
Die Bühne bestimmte den Anfang ihrer Karriere, später wirkte sie auch in Filmen wie Rainer Werner Fassbinders "Wildwechsel" (1973) mit. In den achtziger Jahren wurde sie dann einem größeren Publikum durch bayerische TV-Serien wie "Monaco Franze", "Zur Freiheit" und "Irgendwie und Sowieso" bekannt. Nebenbei trat sie in Krimi-Klassikern wie "Tatort" oder "Der Alte" auf.
Einen Namen machte sich Drexel ferner als Regisseurin und Intendantin. 1978 debütierte sie am Düsseldorfer Schauspielhaus. Am Bayerischen Staatsschauspiel war sie 1981 die erste Frau, die eine Regiearbeit (Nestroys "Talisman") vorstellte. Manche ihrer Stücke galten als skandalträchtig.
1988 übernahm Drexel als Intendantin die Verantwortung für das Münchner Volkstheater. Unter schwierigen Bedingungen etablierte sie das fünf Jahre zuvor gegründete Haus, obwohl das Theater nur vergleichsweise niedrige Subventionen erhielt. "Ihr Volkstheater war durchaus dem Volke nah, aber niemals volkstümelnd", lobte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) einmal. Bis 2002 stand Drexel mit einer kurzen Unterbrechung an der Spitze der städtischen Bühne, wo auch ihr langjähriger Lebensgefährte Hans Brenner (1938-1998) zu sehen war.
Immer wieder wurde Drexel für ihre Arbeit mit Preisen ausgezeichnet. Unter anderem erhielt sie den Adolf-Grimme-Preis, den Bayerischen Theaterpreis und den Deutschen Fernsehpreis als beste Seriendarstellerin für ihre Paraderolle in "Der Bulle von Tölz" (1999).
An der Sat.1-Erfolgsserie schätzte sie vor allem das Konzept: Es sei nichts Rührendes oder gar Sentimentales zu finden, "dafür viel Witz und Humor", sagte Drexel. Die Theaterfrau sah in den Folgen mit dem typischen oberbayerischen Lokalkolorit eine Satire auf das Genre Heimatfilm und TV-Krimis.
Wie der Produzent der Serie, Ernst von Theumer, am Mittwoch unter Berufung auf die Familie der Schauspielerin bestätigte, starb Drexel bereits am 26. Februar. Sie wurde 78 Jahre alt und hinterlässt zwei erwachsene Töchter. Drexel wurde am Montag im engsten Familienkreis beigesetzt.
Der "Bulle von Tölz" wird ohne sie voraussichtlich nicht fortgesetzt. "Ich gehe davon aus, dass wir nicht weiter drehen", sagte eine Sat.1-Sprecherin. "Sat.1 kann sich einen Bullen von Tölz ohne Resi Berghammer nur schwer vorstellen."
Welche Bedeutung die Schauspielerin für die Serie hatte, wurden dem Sender 2007 bewusst. Damals musste Drexel wegen einer schweren Krankheit eine längere Drehpause einlegen. Sofort sanken die Einschaltquoten.
chc/AP/dpa
Quelle: Spiegel-online, 04.03.09