Airbus-Chef warnt vor Kollaps der Luftfahrtbranche
Von Leo Klimm, Berlin
Angesichts akuter Finanzprobleme bei vielen Luftfahrtunternehmen drängt Airbus-Chef Thomas Enders die Bundesregierung zu schnellen Finanzhilfen. Enders sagte mit Blick auf den von der Branche geforderten Luftfahrtfonds: "Ich gehe fest davon aus, dass er kommt." Den Umfang der Hilfe, mit der Airbus gemeinsam mit dem Bund mittelständische Zulieferer aus der Kreditklemme retten will, bezifferte er auf etwa 60 Mio. Euro. "Wir sind in guten Gesprächen mit dem Wirtschaftsministerium", sagte Enders, der auch Chef des Bundesverbands Luft- und Raumfahrtindustrie ist. Zudem forderte er die Regierung auf, Hermes-Garantien für Airlines deutlich auszuweiten. "Die Finanzierungsmöglichkeiten unserer Kunden trocknen derzeit schnell aus", warnte Enders.
Wolfgang Mayrhuber, Chef der größten deutschen Fluggesellschaft Lufthansa, lehnte hingegen Subventionen für Airlines ab. Die Lufthansa gehört zu den Fluglinien, die von einer Konsolidierung infolge der Branchenkrise profitieren dürften. Über die Pläne des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, der 2009 trotz zu erwartender Passagierrückgänge die Landeentgelte anheben will, ließ Mayrhuber Unmut erkennen: "Ein Flughafen muss wissen, dass er eine Lungenentzündung bekommt, wenn sein Home-Carrier Husten hat."
Der Lufthansa-Chef deutete auch Kritik an Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee an, dessen Haus zu oft gegenüber anderen Ministerien wie dem Umweltressort das Nachsehen habe. Tiefensee sagte der zu einem Kongress versammelten Flugindustrie allerdings zu, eine Wettbewerbsverzerrung durch die Einbeziehung des Luftverkehrs in den EU-Emissionshandel ab 2012 zu verhindern. Auch eine vom EU-Parlament geforderte Verschärfung der Auflagen lehnte er ab: "Wir werden alles tun, diesen Irrweg nicht mitzugehen", versprach er.
Quelle: "Financial Times Deutschland" vom 12.11.2008