Ab in die Wüste! Aus Flug- werden Bodenzeuge
Die Zahl der weltweit ausgemusterten bzw. vorübergehend still gelegten Verkehrsflugzeuge wird heuer ein noch nie da gewesenes Rekord-niveau erreichen. Standen in den 90er-Jahren jeweils zwischen 700 und 1.000 der knapp 15.000 weltweit existierenden kommerziellen Verkehrsflugzeuge eingemottet am Boden, so kletterte die Zahl rund ein Jahr nach den Anschlägen vom 11. September 2001 auf 2.400 Flugzeuge an, um danach wieder auf rund 2.000 zu sinken. Doch heuer geht es wieder steil nach oben: Laut einer Studie der Luftfahrtberatung Ascend mit Sitz in London wird die internationale Airlinebranche nach derzeitigem Stand der Dinge heuer weitere 1.029 Flugzeuge stilllegen.
Bei den Jets handelt es sich nicht nur um ältere Modelle. Auf Flugzeugfriedhöhen in der Wüste des US-Staates Arizona wurden z.B. während der Asienkrise in den späten 90er-Jahren zeitweise bis zu 30 brandneue Boeing 747-400 Jumbojets von Air-lines wie Philippines, Korean Air, Asiana oder Garuda zwischengelagert.
Waren es damals die Asiaten, so kommen heuer rund drei Viertel der stillgelegten Flugzeuge von amerikanischen Airlines. In Europa werden in diesem Jahr 155 Maschinen gegroun-det, in Asien sind es 89.
Durch diese Entwicklung ist auch der Marktwert gebrauchter Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge deutlich gesunken, die Preise sind seit Mitte des Jahres um fünf bis zehn Prozent zurückgegangen, Leasingraten sogar um zehn bis zwanzig Prozent. Kaum davon betroffen ist hingegen das Langstreckensegment.
Auf die Gebrauchtpreise drückt nicht nur der mit ausgemusterten Jets überschwemmte Markt, sondern auch der Trend zu modernen, treibstoffeffizienten Flugzeugen. Denn die Bestellbücher der Flugzeugproduzenten sind nach wie vor Rand voll: Bis Oktober dieses Jahres haben laut Ascend Air-lines und Leasinggesellschaften aus aller Welt nahezu 1.500 neue Aufträge (zusätzlich zu den bereits bis Jahresbeginn getätigten Bestellungen - siehe Kasten) vergeben. Die Stornierungsrate ist trotz der aktuellen Luftfahrtkrise mit rund vier Prozent zu vernachlässigen. Insgesamt hat das Volumen an Neu-Orders gegenüber dem Vorjahr aber deutlich nachgelassen.
Quelle: "T.A.I." Nr. 1922/08 vom 10.10.2008