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Natascha Kampusch!

Posted: 23. Aug 2006, 22:51
by Klimes Manfred
Hallo Gemeinde!

Wie kann ein Mann ein Mädchen mit 10 Jahren unbemerkt 8 JAHRE lang festhalten, ohne das den Nachbarn etwas auffählt und der vor 8 Jahren schon vernommen wurde?
Ich versteh es nicht!
Ist es das versagen der Kriminalisten?
Oder haben alle versagt?

Posted: 23. Aug 2006, 23:25
by SubStyle
ist der täter jetzt schon gefasst?

Posted: 23. Aug 2006, 23:48
by Klimes Manfred
Leider noch nicht!
Angäblich ist alles abgeriegelt!
Hoffentlich ist er bald im Netz!

Posted: 24. Aug 2006, 00:09
by Air Power
Fall Kampusch: Verdächtiger beging Selbstmord

zurückDer 44-jährige Nachrichtentechniker Wolfgang P., der Natascha Kampusch entführt und acht Jahre lang in einem Verlies in seinem Haus in Strasshof (Bezirk Gänserndorf) festgehalten haben soll, hat Selbstmord begangen. Das teilte das Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt heute Abend der APA mit.

Demnach hat sich der mutmaßliche Entführer an der Schnellbahnstrecke in der Nordbahnstraße in Wien-Leopoldstadt vor einen Zug geworfen, der in Richtung Floridsdorf fuhr. Tatzeit war Lang zufolge 20.59 Uhr.

Quelle

Posted: 24. Aug 2006, 00:16
by drobi
Komisch. Anscheinend hat der Lokführer den Mann nicht gesehen, anders kann ich mir die gut drei Stunden zwischen Selbstmord und Presseaussendung nicht erklären...oder aber die Polizei hat die Sache noch zurückgehalten um ganz sicher zu gehen (Identifikation usw...).

Posted: 24. Aug 2006, 10:34
by CRJ200_LOWG
Jedenfalls ist es schön daß sie unter den Lebenden ist. Ich wünsche ihr auf diesem Wege Alles Gute für die Zukunft und vielleicht bringt es die Familie wieder zusammen. Was sie braucht, ist viel Liebe und familiäre Geborgenheit.
"Leider" hat sich der Täter selbst das Leben genommen. Wenngleich es sehr emotional angehaucht ist, wäre die gerechte Strafe kein Gefängnisaufenthalt auf Staatskosten, sondern eine sogenannte "Watsch'nallee" von Liesing bis Donaustadt dem Verbrecher gerecht geworden.

Posted: 24. Aug 2006, 13:18
by LOWA
Hallo zusammen!

Diesen Fall möchte ich schon als Wunder bezeichnen. Wieviele verschwundene Kinder, speziell Mädchen, tauchen nach 8 Jahren lebend wieder auf?

Dass sich der Täter selbst das Leben genommen hat, sehe ich einerseits positiv andererseits negativ. Positiv deshalb, weil die Gesellschaft künftig vor ihm sicher ist, und ihn kein Psychologe nach einigen Jahren als "geheilt" (bedingt) entlassen wird. Negativ deshalb, weil wir, und was viel wichtiger wäre, das Mädchen und die Familie selbst, nun die wahren Hintergründe der Tat und das Motiv vermutlich nie erfahren werden.

Posted: 24. Aug 2006, 21:30
by Klimes Manfred
drobi wrote:Komisch. Anscheinend hat der Lokführer den Mann nicht gesehen, anders kann ich mir die gut drei Stunden zwischen Selbstmord und Presseaussendung nicht erklären...oder aber die Polizei hat die Sache noch zurückgehalten um ganz sicher zu gehen (Identifikation usw...).


Hallo Gemeinde!

Ich kenne die Strecke zwischen Traisengasse und Wien Nord ( Praterstern ) und auf Gleis 1 wo dieser Unmensch sich gerichtet hat, sind auf der Seite Gebüsche, Sträucher und Fahrleitungsmasten!
Der Triebfahrzeugführer kann dieses Subjekt nicht gesehen haben.
Den der Triebfahrzeugführer sitzt auf der rechten Seite und kann nur Objekte bei Dunkelheit warnehmen die sich im Lichtkegel befinden!
Wenn er es nicht gemacht häte häten es seine Mithäftlinge erledigt.
Und es ist gut so!

Posted: 24. Aug 2006, 22:06
by drobi
Stimmt Manfred, du hast recht.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass du in der Lok in der Nacht vor allem bei Hintergrundlicht (=Stadtgebiet) genau gar nix vor dir siehst.

Posted: 24. Aug 2006, 22:14
by Klimes Manfred
Vier mal drei Meter hohe Montagegrube
Die Untersuchung des Hauses wird noch Tage dauern.Immer mehr Details werden darüber bekannt, wie Natascha Kampusch während der letzten acht Jahre gelebt haben muss.


©Bild: APA

Festgehalten wurde sie in einem Verlies, das sich in einer vier mal drei Meter großen Montagegrube in der Garage befand, erklärte Gerhard Reischer, stellvertretender Leiter der Sicherheits- und kriminalpolizeilichen Abteilung Niederösterreich.



©Bild: APA

Sie durfte mit Einschränkungen fernsehen und Zeitungen lesen.


Riesiges Haus
Noch dauern wird auf jeden Fall die Untersuchung des Hauses in Strasshof, das Natascha Kampusch nach bisherigen Zeugenaussagen offenbar erst im Frühjahr dieses Jahres, acht Jahre nach ihrer Entführung, fallweise verlassen durfte.


"Das Haus ist riesig mit vielen Zimmern, und es ist vollständig unterkellert. Es wird drei Tage dauern, bis die Spurensicherung abgeschlossen ist", so Erich Zwettler vom Bundeskriminalamt (BK). Offenbar habe Natascha tatsächlich die meiste Zeit in dem Verlies verbracht.


Tatort wird weiter untersucht

©Bild: APA
Das Haus und alle Gegenstände würden genauestens untersucht, erklärte Adolf Brenner, Kriminalreferent beim Bezirkspolizeikommando Gänserndorf.


Es gehe darum zu eruieren, wie Natascha Kampusch diese acht Jahre in Gefangenschaft verbrachte. Sicherungsmaßnahmen seien - nach den ersten Untersuchungen der Sprengstoffspezialisten - nicht mehr notwendig.


Immer mehr Details über Peiniger
Wie prekär Kampuschs Verhältnis zum mutmaßlichen Entführer gewesen sein muss, wird alleine dadurch belegt, dass sie ihn "Gebieter" nennen musste. Über Wolfgang Priklopil (44), ihren Peiniger, werden immer mehr Details bekannt.



©Bild: APA
Als unauffälligen Einzelgänger, unbescholten und zurückgezogen beschreiben Priklopil Angehörige und die wenigen Freunde.


"Kontaktscheu" sei er gewesen und ein "Technikfreak", bekamen die Ermittler zu hören, sagte Zwettler. In seiner Nachbarschaft war er aber offenbar als "Sonderling" aufgefallen - mehr dazu in noe.ORF.at.


"Ziemlich gefasst"
Die 18-Jährige habe "ziemlich gefasst" auf die Todesnachricht reagiert, berichtete Zwettler. "Sie hat offenbar irgendwie damit gerechnet. Er hatte ihr gesagt: 'Lebend erwischen die mich nie.'"


Kleiner Bekanntenkreis
Offenbar habe der Mann nur zwei Freundschaften gepflegt - zu jenem Bekannten, den er am Mittwoch nach seiner Flucht aus Strasshof (Bezirk Gänserndorf) um Hilfe gebeten hatte, und einem zweiten, mit dem er in Wien eine Firma betrieben haben soll, die sich mit dem Vermieten von Immobilien beschäftigte.


Einer der beiden Bekannten habe Natascha Kampusch in der Zeit ihrer langen Gefangenschaft ein Mal kurz gesehen. Beide Männer reagierten höchst überrascht, als sie vom Doppelleben Priklopils erfuhren.


Einzige Kontaktperson
Am Mittwochabend beging der 44-Jährige Selbstmord, indem er sich vor einen Schnellbahnzug warf. Natascha Kampusch wurde noch in der Nacht vom Tod des Mannes in Kenntnis gesetzt. "Er war jahrelang ihre einzige Bezugsperson", sagte Zwettler.


Eine emotionale Bindung an den mutmaßlichen Entführer - Stichwort Stockholm-Syndrom - könne in solchen Extremsituationen "nach meinem Wissensstand schon nach drei, vier, fünf Tagen" auftreten. "Man kann davon ausgehen, dass das in diesem Fall zutrifft."


Mutmaßlicher Entführer wurde unvorsichtig
Jahrelang durfte das Mädchen sein verliesartiges Versteck vermutlich gar nicht verlassen. Die geringere Vorsicht ihres Peinigers in den letzten Monaten ließ die 18-Jährige nicht ungenützt. Sie konnte in einem günstigen Augenblick fliehen.


Warum er zuletzt unvorsichtiger geworden war, darüber könne nur spekuliert werden, so Zwettler: "Vielleicht ist ihre Emotionalisierung so weit fortgeschritten, dass sie irgendwann versucht hat, ein 'normaleres' Leben zu führen. Vielleicht hat es ihn nicht mehr so interessiert. Vielleicht war es auch etwas ganz anderes."


Ausgeprägter Wortschatz
Brenner, der die junge Frau am Mittwoch am Posten Deutsch-Wagram - nach einer ersten ärztlichen Versorgung - befragt hatte, betonte, wie erstaunlich gut sich Natascha artikulieren konnte. Sie verfüge auch über einen ausgeprägten Wortschatz.


Offenbar erster Fluchtversuch
Priklopil habe sich von seinem Opfer zumindest in den ersten Jahren mit "Gebieter" ansprechen lassen, sagte der Kriminalist.


Von früheren Fluchtversuchen habe das Mädchen nicht berichtet. Am Mittwoch ergab sich die unerwartete Chance, in einen anderen Garten zu fliehen.


Entführung sorgfältig geplant
Die Ermittler hätten den Eindruck, dass das Verlies, in das der Mann das Mädchen gesperrt hatte, wenn er das Haus verließ, vor der Entführung sorgfältig geplant worden sei. Wann genau, war zunächst nicht bekannt.


Niemand bekam etwas mit
Die Befragungen der Nachbarn sind im Gange. Dass die Anrainer und auch der direkt daneben wohnende Verwandte (dem Vernehmen nach ein Onkel) nichts von den Umständen mitbekamen, erklärt Brenner so: Es sei traurig, dass auch "am Land" mittlerweile das urbane Phänomen gelte, dass man einander nicht kennt. Der mutmaßliche Täter sei in jüngster Zeit keiner geregelten Arbeit nachgegangen.


"Sie ist sehr ruhig"
Zur emotionalen Verfassung des Entführungsopfers sagte Zwettler: "Sie ist sehr ruhig. Für uns steht im Vordergrund, sie psychisch zu stabilisieren und ihr Sicherheit und Vertrauen zu vermitteln."


Bei den umfangreichen Befragungen, die der 18-Jährigen noch bevorstehen, bestehe überhaupt kein Zeitdruck mehr: "Es dauert so lange, wie es dauert." Das Vorgehen der Polizei gründe sich dabei auf einen mit psychologischen Sachverständigen entwickelten Plan.


Verhinderte Flucht ein Gewaltverbrechen?
Der Weg zurück in die "reale Welt" werde für sie sehr schwer werden. Das prognostizierte der Kinderpsychiater Max Friedrich. Er schloss nicht aus, dass durch die Flucht ein Gewaltverbrechen verhindert wurde - mehr dazu in wien.ORF.at.


Motiv unklar
Die Beweggründe von Priklopil, das zehnjährige Mädchen am 2. März 1998 in seinen Kastenwagen zu zerren, liegen laut Zwettler im Dunkeln. Zwar gebe es eine räumliche Nahebeziehung zwischen Priklopils ehemaligem Wohnort in der Rugierstraße und Nataschas elterlicher Wohnung in einem Gemeindebau am Rennbahnweg, beide in der Donaustadt.


"Es könnte aber genauso gut ein spontaner Entschluss von ihm gewesen sein." Der weiße Mercedes-Kastenwagen befand sich bis zuletzt im Besitz des 44-Jährigen und wird jetzt kriminaltechnisch untersucht.


Ex-Ermittler: "Man hat mit ihm gesprochen"
Die Polizei hatte 1998 die Information von einer Mitschülerin, dass zwei Männer Natascha in einen weißen Bus gezerrt hätten. Außerdem hatte ein Ehepaar ausgesagt, dass ein Kastenwagen Richtung Gänserndorf abgebogen sei.


Die Zulassungsbesitzer der passenden Fahrzeuge wurden alle überprüft - also auch der Täter, wie auch der damalige Chefermittler Max Edelbacher nun bestätigt: "Ich weiß, dass man zu dem Mann hingefahren ist, dass man mit ihm gesprochen hat" - mehr dazu in wien.ORF.at.


Gab es Komplizen?
Auf die Frage, ob Priklopil Komplizen hatte, sagte Generalmajor Nikolaus Koch, der die Ermittlungen leitet, am Donnerstag: "Man kann es weder aus- noch einschließen." Fest stehe jedoch, dass keine Beziehung zu der Familie von Natascha Kampusch bestand.


Freude und Sorge am Rennbahnweg
Die Sensationsmeldung, dass Natascha lebt, hat sich auch in der Siedlung Rennbahnweg in Wien-Donaustadt herumgesprochen, dort, wo Natascha aufgewachsen ist - mehr dazu in

Posted: 28. Aug 2006, 08:45
by Klimes Manfred
Kampusch
Natascha stehen 664.900 € Schmerzensgeld
zu: Psychiater Haller berechnete Summe
Weltweites Medieninteresse hat bereits voll eingesetzt
50.000 Euro für Buchrechte, 10.000 für Interview
mehr zur Story
·Run auf 1. Natascha- Interview eingesetzt
Opfer wurden angeblich bis zu 200.000 € geboten




Das weltweite Medieninteresse am Fall der nach achteinhalb Jahren ihrem Entführer entkommenen Natascha Kampusch war ein beherrschendes Thema der ORF-Diskussionssendung "Offen gesagt" am Sonntagabend. Der Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat "nach wissenschaftlichen Methoden das Schmerzensgeld berechnet", das der heute 18-Jährigen für das erlittene Schicksal und dessen Folgen zustünde, und kommt dabei auf 664.900 Euro. Es sollte möglich sein, diese Summe durch Spenden, aber auch durch Verträge für die mediale Verbreitung ihrer Geschichte zusammenzubringen, meinte er.

Der "Hunger der Meute, der Öffentlichkeit" nach weiteren Informationen über den Fall Kampusch sollte nach Ansicht des Kommunikationsberaters Wolfgang Rosam bald gestillt werden. Sonst werde "die Jagd" nach dem ersten Foto, dem Exklusivinterview, gnadenlos weitergehen. Die mit dem Fall befasst Medienberater und Psychologen gehörten "an einen Tisch", denn eine gemeinsam erarbeitete Strategie sei nötig, damit der jungen Frau nicht noch Schaden zugefügt werde.

Der ORF-Journalist Christoph Feurstein berichtete, ihm seien nach der Ausstrahlung eines Interviews mit Natascha Kampuschs Mutter, Brigitta Sirny, "Vermittlungshonorare" in der Höhe von 2.000, 3.000 oder 4.000 Euro angeboten worden. "Schon am ersten Tag ging es um Kino- und Filmrechte", sagte der Reporter. Für die Buchrechte seien 50.000 Euro offeriert worden, für einen Auftritt Nataschas in einem Fernsehstudio 10.000 Euro.

"Auch an uns werden Angebote herangetragen", sagte Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt. Die Polizei leite Medienofferte an die Jugendanwaltschaft weiter. "Es ist nicht unsere Aufgabe, Kapital daraus zu schlagen, für wen auch immer." Das riesige mediale Interesse verglich Lang mit dem Medienansturm nach der Katastrophe von Kaprun, wo im November 2000 durch einen Seilbahnbrand 155 Menschen ums Leben kamen.

"Wenn man daraus ein Geschäft für Natascha macht, dann ist das durchaus legitim", sagte Rosam. Es gehe um Geld für ihren Neustart, da sei es "legitim, dass sie ihre Geschichte so teuer wie möglich verkauft". Da sie offenbar auch selbst das Bedürfnis habe, von ihrem Schicksal zu erzählen, könne sich eine "win-win-Situation" ergeben.

Haller sprach sich dafür aus, der 18-Jährigen das Geld nicht direkt zu geben, sondern es für sie verwalten zu lassen. Überdies solle die psychiatrische Betreuung kostenlos ausfallen, ebenso wie sich Anwälte zu einem ehrenamtlich für Natascha Kampusch arbeitenden Gremium zusammentun sollten. Ihre Geschichte solle sie "unter nahezu therapeutischen Bedingungen" über einen oder zwei Vertraute bzw. in deren Beisein erzählen.
(apa/red)

Posted: 29. Aug 2006, 13:02
by Klimes Manfred
Nataschas Appell im Wortlaut
Im Folgenden bringt die APA den Wortlaut des schriftlichen Appells von Natascha Kampusch, der von ihrem Psychiater Univ. Prof. Dr. Max H. Friedrich bei einer Pressekonferenz in Wien vorgelesen wurde.

"Sehr geehrte Journalisten, Reporter, sehr geehrte Weltöffentlichkeit! Ich bin mir durchaus bewusst, welch starken Eindruck die Ereignisse der letzten Tage auf Sie alle gemacht haben müssen. Ich kann mir gut vorstellen, wie schockiert und beängstigend der Gedanke ist, das so etwas überhaupt möglich ist. Ich bin mir ferner bewusst, dass Sie mir eine gewisse Neugier entgegenbringen und natürlich nähere Details über meine Umstände wissen wollen, in denen ich lebte. Ich möchte Ihnen im Voraus jedoch versichern, dass ich keinerlei Fragen über intime oder persönliche Details beantworten will und werde. Ich werde persönliche Grenzüberschreitungen, von wem auch immer voyeuristisch Grenzen überschritten werden, ahnden. Wer das versucht, kann sich auf etwas gefasst machen. Ich wuchs heran zu einer jungen Dame mit Interesse an Bildung und auch an menschlichen Bedürfnissen.

Der Lebensraum: Mein Raum war hinreichend eingerichtet. Es ist mein Raum gewesen. Und nicht für die Öffentlichkeit zum Herzeigen bestimmt.

Der Lebensalltag: Dieser fand geregelt statt, meist ein gemeinsames Frühstück - er hat ja meist nicht gearbeitet -, Hausarbeit, lesen, fernsehen, reden, kochen. Das war es, jahrelang. Alles mit Angst vor der Einsamkeit verbunden.

Zur Beziehung: Er war nicht mein Gebieter. Ich war gleich stark, aber - symbolisch gesprochen - er hat mich auf Händen getragen und mit den Füßen getreten. Er hat sich aber - und das hat er und ich gewusst - mit der Falschen angelegt. Er hat die Entführung alleine gemacht, alles war schon vorbereitet. Gemeinsam hat er dann mit mir den Raum hergerichtet, der nicht nur 1,60 Meter hoch war. Ich hab übrigens nach der Flucht nicht geweint. Es war kein Grund zur Trauer. In meinen Augen wäre sein Tod nicht nötig gewesen. Es wäre sicherlich eine Strafe nicht der Weltuntergang gewesen. Er war ein Teil meines Lebens. Deswegen trauere ich in einer gewissen Weise um ihn. Es stimmt natürlich, dass meine Jugend anders als die manch anderer ist, aber im Prinzip hab ich nicht das Gefühl, dass mir etwas entgangen ist. Ich hab mir so manches erspart, nicht mit Rauchen und Trinken zu beginnen und keine schlechten Freunde gehabt zu haben.

Botschaft an die Medien: Das einzige, wovor die Presse mich verschonen soll, sind die ewigen Verleumdungen meiner selbst, die Fehlinterpretationen, die Besserwisserei und der mangelnde Respekt mir gegenüber.

Gegenwärtig fühle ich mich an meinem Aufenthaltsort wohl, vielleicht ein bisschen bevormundet. Ich hab es aber so beschlossen, nur telefonische Kontakte zu meiner Familie aufnehmen zu wollen. Ich werde selbst bestimmen, wann ich mit Journalisten Kontakt aufnehmen werde.

Zu meiner Flucht: Als ich das Auto im Garten putzen und aussaugen sollte, hat er sich während des Staubsaugerlärms entfernt. Das war meine Gelegenheit, ich ließ den Staubsauger einfach laufen.

Übrigens nannte ich ihn nie Gebieter, obwohl er das wollte. Ich denke, er wollte das zwar - so genannt -, meinte es aber nicht wirklich ernst.

Ich habe einen Vertrauensanwalt, der Rechtliches mit mir regelt. Die Jugendanwältin (Monika, Anm.) Pinterits ist meine Vertraute, mit Dr. Friedrich (Univ. Prof. Dr. Max H. Friedrich, Leiter der Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes und Jugendalters am Wiener AKH, Anm.) und Dr. Berger (Univ. Prof. Ernst Berger von der Kinder- und Jugendpsychiatrie Rosenhügel) kann ich gut reden. Das Team von Herrn (Chefermittler Johann, Anm.) Frühstück war sehr gut mit mir. Ich lasse sie auch herzlich grüßen, aber ein wenig neugierig waren sie schon. Das ist allerdings ihr Beruf.

Intimfragen: Alle wollen immer intime Fragen stellen, die gehen niemanden etwas an. Vielleicht erzähle ich das einmal einer Therapeutin oder dann jemanden, wenn ich das Bedürfnis habe oder aber auch vielleicht niemals. Die Intimität gehört mir alleine.

Herr H. (der Freund Priklopils, der ihn kurz vor seinem Selbstmord mit dem Auto mitgenommen hat) - das ist meine Botschaft - soll sich nicht schuldig fühlen. Er kann nichts dafür, es war Wolfgangs (Priklopil, Anm.) eigene Entscheidung, sich vor den Zug zu werfen. Mit der Mutter von Wolfgang verbindet mich Mitgefühl. Ich kann mich in die jetzige Situation hineinfühlen und hineinversetzen. Ich und wir beide denken an ihn. Bedanken möchte ich mich aber auch bei allen Menschen, die an meinem Schicksal so sehr Anteil nehmen. Bitte lasst mich in der nächsten Zeit noch in Ruhe. Dr. Friedrich wird es mit dieser Erklärung erklären. Viele Leute kümmern sich um mich. Lasst mir Zeit, bis ich selbst berichten kann.

Posted: 4. Sep 2006, 16:41
by Klimes Manfred
Natascha spricht zur Öffentlichkeit: Die 18- Jährige wird am Mittwoch vor Medien treten!
Erste Interviews mit ORF, NEWS und Kronen Zeitung
"Diese Medien haben soziale Kompetenz gezeigt"
Kampusch soll auch danach nicht erkennbar sein
mehr zur Story
·Befragung Nataschas weiter fortgesetzt
Kriminalistische Fragen konnten geklärt werden

Natascha Kampusch stellt sich in dieser Woche erstmals der Öffentlichkeit. Dietmar Ecker, Medienkoordinator der 18-Jährigen, sagte der APA, Natascha Kampusch habe entschieden, am Mittwoch dem ORF ein Interview zu geben. Außerdem werden Interviews mit der Tageszeitung "Kronenzeitung" sowie dem Wochenmagazin NEWS erscheinen. Seitens des ORF war zunächst keine Bestätigung zu erhalten.

"Für Natascha Kampusch war es selbstverständlich, dass die österreichische Bevölkerung, vor allem jene Menschen, die schon vor acht Jahren um ihr Leben gebangt haben und sich sehr über ihre Befreiung freuten, den Anspruch auf Erstinformation haben. Daher wird Frau Natascha Kampusch dem ORF das erste große Interview geben", hieß es in einer auf der Homepage der PR- und Kommunikationsagentur "Ecker & Partner" veröffentlichten Erklärung. Das Interview wird im Rahmen von "Thema spezial: Natascha Kampusch - Das erste Interview" (ORF2, 20:15 Uhr) ausgestrahlt. "Ferner wird sie der Kronen Zeitung und NEWS (geführt wird das Interview von NEWS-Herausgeber Alfred Worm) ein Interview geben. Sie hat sich für diese Medien entschieden, weil deren Verantwortliche auch soziale Kompetenz gezeigt und sich bereit erklärt haben, Frau Natascha Kampusch einen Start in eine menschenwürdige Zukunft zu ermöglichen."

Ecker: "ORF übernimmt internationalen Vertrieb"
Der ORF zahle keinen Cent, sagte Dietmar Ecker der APA. "Er übernimmt den internationalen Vertrieb und organisiert im Hintergrund einiges." Für die "Kronen Zeitung" und für NEWS habe sich Natascha Kampusch entschieden, weil sie hier "einmalige Chancen in der Ausbildung, im Berufsleben und in der Wohnsituation" nach dem Ende des großen Medieninteresses bekommen habe.

Es sei "ein ausdrücklicher Wunsch von ihr, persönlich die Öffentlichkeit zu informieren", war auf der Homepage von "Ecker & Partner" zu lesen. "Daher musste eine Strategie gefunden werden, die folgende Parameter berücksichtigt: ihren gesundheitlichen Zustand, die Zumutbarkeit, ihre Zukunftsperspektiven und ihre soziale Lage und vor allem: Ihr Leben nach dem Medienhype."

Das Interview mit dem ORF wird Ecker zufolge am Mittwochabend ausgestrahlt und von Christoph Feurstein geführt werden, weil dieser den Fall Kampusch von Anfang an verfolgt habe. Die 18-Jährige wird laut ihrem Medienkoordinator dabei nicht so gezeigt werden, "dass sie auf der Straße danach erkennbar sein wird. Sie wird geschützt."

Natascha Kampusch tue es sehr leid, eine "Reihe sehr fairer Angebote" nicht wahrnehmen zu können, so Ecker. Zudem habe die 18-Jährige einige Angebote "in sehr großer Höhe" abgelehnt. "Jede Entscheidung ist richtig und falsch", sagte der Medienkoordinator im Hinblick auf eine mögliche neue Mediendiskussion. (apa/red)

Posted: 6. Sep 2006, 19:15
by LOWA
Heute Abend um 20:15 strahlt der ORF auf ORF2 das erste Interview mit Frau Kampusch aus.

Posted: 7. Sep 2006, 01:02
by SubStyle
hab gerade auf SF1 ( oder welcher sender das war) noch einen ausschnitt vom Interview gesehen. das ganze konnte ich leider nciht sehen da ich zum zeitbpunkt der eigentlichen ausstrahlung noch in der arbeit war. aber soviel ich mitbekommen habe ist aus ihr eine intelligente junge Frau geworden. wenn man ihr so beim sprechen zuhört. und fesch ist sie auch noch *g* aber um das gehts nicht.
ich bewundere ihren Mut nach so langer zeit des eingesperrt seins, sich den Medien zu stellen welche sicherlich auch großen Druck ausgeübt haben und die ganze zeit so gefasst zu bleiben und so.

LG Peter

Posted: 7. Sep 2006, 04:41
by LOWA
@SubStyle

Du hast recht. Ich habe das ganze Interview gesehen. Sie scheint psychisch sehr stark zu sein, wirkt sehr selbstsicher und drückt sich außerordentlich gewählt und gebildet aus. Und fesch ist sie auch noch. Sie muss von Natur aus ein außerordentlich starker Charakter sein. Ich bewundere sie absolut und bin davon überzeugt, dass so eine starke an sich glaubende junge Frau ihren Weg zurück in ein normales Leben finden wird. *noch immer ganz erstaunt bin*

Posted: 7. Sep 2006, 09:31
by CRJ200_LOWG
Wenngleich ich nur die letzten 10 Minuten gesehen habe, bin ich echt überrascht. So viel Kraft und Ausstrahlung - Hut ab. Auf der anderen Seite hat man (no na ned) gesehen, daß die 8 Jahre nicht spurlos an ihr vorüber gegangen sind. Wenn der Staat Österreich wirklich hilfreich zur Seite stehen will, dann kann die Regierung und andere Institutionen ihr Können unter beweis stellen. Es ist jetzt wichtig, daß Natascha langsam und behutsam ins Leben zurückgeführt wird.
Ein weiteres Lob muß ich dem Interviewer geben, welcher sich bemüht hat mit Glacierhandschuhen das Thema zu "leiten".
@ LOWA
Ja, sie ist wirklich ein bildhübsches Drind'l! Auch modisch ist sie sehr auf Zack!
Ich darf auch meinerseits Alles Gute und beste Wünsche für die Zukunft ausrichten.

Posted: 7. Sep 2006, 10:33
by anonym
Leider hat ORF2E es nicht ausgestrahlt, so musste ich auf RTL das Interview verfolgen - keine Ahnung wo und ob die gekürzt haben.
Zunächst, meinen Respekt, dass Frau Kampusch sich der Öffentlichkeit stellt. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht leicht gefallen ist. Zweifelsohne steckt in ihr eine starke Persönlichkeit, die aber auch augenscheinlich (und selbstverständlich!) im Moment noch sehr zu kämpfen hat (vgl. ihre Gestik und Mimik).
Ich wünsche ihr, dass sie von der Öffentlichkeit die Zeit bekommt, wieder langsam ins Leben zurückzufinden und dass sie nicht nach der langen Entführung weiterhin gefangen bleibt - nur dieses Mal von der Öffentlichkeit.
Sie machte meiner Meinung auch deutlich, dass sie nicht möchte, dass über sie zu viel persönliches geschrieben wird. Ich wünsche ihr, dass man sich daran hält.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals die Eingangsfragen von Klimes Manfred, die bis dato unbeantwortet sind, aufgreifen.
Von einem Versagen (egal wem) zu sprechen finde ich zu hart. Sicherlich haben sie Frau Kampus nicht gefunden. Möglicherweise gab es aber auch keine wirkliche Chance. Auch wenn die Aufklärungsrate bei schweren Verbrechen in Deutschland (und vermutlich auch in Österreich) sehr hoch ist, so bleibt doch - natürlich - ein Rest. Es wäre daher rein spekulativ und meiner Meinung nach auch wenig hilfreich, zu fragen, ob man mal die Chance gehabt hätte sie zu finden oder entdecken.

Posted: 7. Sep 2006, 11:11
by Klimes Manfred
Natascha Kampusch Das Interview

Natascha Kampusch hat der Kronen Zeitung das erste Interview nach ihrer achtjährigen Gefangenschaft gegeben. Im Gespräch mit Marga Swoboda erzählte sie ihre Lebensgeschichte. Krone.at bringt Auszüge aus diesem Interview, das ganze Gespräch gibt's in der aktuellen "Krone". mehr zum Thema: Marga Swoboda über das Interview "Krone"-Spendenkonto für Frau Kampusch Dein Leserbrief an die "Krone" Was sagst du dazu?Der Moment der Flucht:
Natascha Kampusch: „Ich bin einfach in diese Schrebergartensiedlung gerannt, über mehrere Zäune gesprungen, ich bin in Panik im Kreis gerannt, um zu sehen, ob irgendwo ein Mensch ist. Ich habe zuerst an diesem Haus angeläutet, aber das hat irgendwie nicht funktioniert, dann habe ich gesehen, dass dort in der Küche hantiert wird.“

Aber die Nachbarin hat Natascha Kampusch nicht hinein gelassen!

N.K.: „Nein, sie hat mich nicht hineingelassen. Das hat mich augenblicklich schon verwundert. Aber jemand Wildfremden in die Wohnung lassen - man muss die Frau auch verstehen. In dem kleinen Häuschen, mit dem kranken Mann."

Marga Swoboda: Also haben Sie in Ihrer Angst, dass Wolfgang Priklopil Sie aufspüren könnte, schutzlos warten müssen.

N.K.: „Ja, und ich durfte mich auch nicht einmal hinter einem Busch verstecken. Ich hatte die Furcht, dass der Verbrecher diese Frau umbringt oder mich oder beide.“

Den beiden Polizeibeamten, die dann gekommen sind, hat der Name Natascha Kampusch nichts gesagt. So verblüfft waren die beiden.

N.K.: "Ja, und dann haben sie die aufgenommenen Daten ins Funkgerät gesprochen. Ich habe dann darauf bestanden, dass die Polizisten sozusagen in einer Flucht mit mir zum Polizeiauto gehen. Ich gehe da nicht einfach so durch, von diesem Garten zum Polizeiauto, habe ich gesagt."

M.S: Nach all den Jahren in der Gefangenschaft, in dieser Extrem-Situation unmittelbar nach der Flucht, noch eine derartige Entschlossenheit den Beamten gegenüber. Sie sind nicht zusammengebrochen?

N.K.: "Nein, aber ich habe dann sofort beim Polizeiauto eine Decke verlangt, damit man mein Gesicht nicht sieht, damit niemand ein Foto von mir schießen kann. Möglicherweise ein irritierter Nachbar, der über den Gartenzaun fotografiert und später das Bild verkauft..."

M.S.: Also sogar daran haben Sie noch denken können.

N.K.: "Ja. An alles konnte ich denken."

M.S.: Weil Sie die Flucht und Rettung schon tausendmal durchdacht hatten?

N.K.: "Ja, schon. Außerdem kann ich prinzipiell aus einer Situation heraus sehr schnell reagieren."

M.S.: Ihre Geistesgegenwart, Ihre Kraft, ich sitze Ihnen gegenüber, ich höre alles aus Ihrem Mund und kann es trotzdem kaum glauben. So wird es auch den Menschen gehen, die das lesen. Eine achtzehnjährige junge Frau, acht Jahre lang festgehalten unter so dramatischen Umständen, führt bei ihrer Flucht und Rettung allein Regie.

N.K.: "Es ist aber so. Ich habe an alles gedacht."

M.S.: Sie haben das immer wieder durchgespielt: wie die Flucht und die Rettung gelingen könnten.

N.K.: "Ja, und ich wusste, dass ich mir keinen Fehlschlag leisten kann."

M.S.: Der Gedanke, dass Sie mit Wolfgang Priklopil außer Haus waren, anderen Menschen begegnet sind und den Schritt in die Freiheit nicht wagen konnten.

N.K.: "Ja, zum Beispiel bei der Begegnung mit Herrn Jantschek. Sie müssen sich das so vorstellen, da ist ja keine Zeit... Er hätte mich sofort gepackt, gewürgt, den Herrn Jantschek umgebracht. Es war viel zu riskant."

M.S.: Kühlen Kopf bewahren in so einer Situation. Das ist unvorstellbar. Mit Blicken signalisieren, dass Sie Rettung und Hilfe brauchen. Aber niemand versteht die Blicke. Gab es andere Fluchtchancen, auf eigene Faust?

N.K.: "Ja, schon. Einmal wollte ich am Gürtel aus dem Auto springen. Aber er hat mich festgehalten und ist dann mit dem Auto so gefahren, dass ich an die Wände schlug."

Das ganze Interview findest du in der Donnerstags-Krone. Im nächsten Teil liest du dann: Der Morgen vor der Flucht und der lange Abschied von der Mutter.