Keine Polaroidfilme mehr!
Posted: 24. Nov 2008, 22:22
Keine Polaroidfilme mehr!
Die Ära des Sofortbilds ist wohl endgültig vorbei, doch Fans und Nostalgiker dürfen noch einmal feiern: Das Polaroidfoto begeht jetzt sein 60-jähriges Jubiläum. 1948 wurden die "Kameras mit dem eingebauten Labor" erstmals verkauft. Sie traten einen Siegeszug um die Welt an und gelten noch heute als Kult. Doch bald ist Schluss: Es werden keine neuen Polaroidfilme mehr produziert.
"Kamera mit eingebautem Labor"
Polaroidfilme sind nur noch bis zum nächsten Jahr erhältlich.
Es ist ein bittersüßes Jubiläum: Zum 60. Geburtstag des Polaroids ist die Ära des Sofortbildes wohl beendet. Die Fotos mit dem charakteristischen weißen Rand revolutionierten die Fotografie und waren in den 70ern und 80ern Kult, doch jetzt ist die Technik endgültig von der modernen Digitalfotografie überholt worden.
Nachdem die Fotoapparate schon seit längerem nicht mehr hergestellt werden, sollen nun auch die dazugehörigen Sofortbildfilme verschwinden.
Ungeduldige Tochter
Die Polaroidkamera - so geht die Legende - wurde konstruiert, weil die Tochter eines Physikers nicht mehr abwarten wollte, bis Schnappschüsse aus dem Urlaub im Fotolabor entwickelt waren.
Die Idee, Aufnahmen kurz nach dem Fotografieren anschauen zu können, ließ den Erfinder und Unternehmer Edwin Land nach dem Urlaub mit seiner Tochter im Jahr 1944 nicht mehr los. Jahrelang tüftelte er an einer Sofortbildkamera.
Siegeszug des Sofortbilds
Am 26. November 1948 ging das Modell 95, hergestellt von Lands ursprünglich auf Sonnenbrillen und optische Geräte spezialisierter Firma Polaroid, erstmals über die Ladentheke. Es folgte ein Siegeszug des Sofortbilds, vor allem, als 1963 das erste System für Farbsofortbilder eingeführt wurde.
Spätestens seit dem Verkaufsstart der SX-70 im Jahr 1972 galt Polaroid als extrem hip. Wer auf der Höhe der Zeit sein wollte, legte sich die zusammenklappbare Kamera im Taschenbuchformat zu. Mitte der 70er hatte Polaroid mehr als sechs Millionen Fotoapparate verkauft.
Mehrere Schichten
Bei der "Kamera mit eingebautem Labor", wie manche Fans die Polaroidapparate nennen, werden die Fotos durch zwei Walzen geschoben.
Dabei verteilt sich eine Entwicklungspaste zwischen Ober- und Unterseite der Polaroidfotos, also zwischen Positiv und Negativ. Nicht die Fotoapparate, sondern die Filme waren daher die eigentliche Neuerung.
Drucker für die Hosentasche
Darauf besinnt sich nun auch das nach der Insolvenz 2001 neu gegründete Unternehmen: Man will die Sofortbild-Technologie "für das digitale Zeitalter weiterentwickeln". Seit einigen Monaten ist eine Art Minifotodrucker namens PoGo für die Hosentasche erhältlich, mit dem sich sofort Schnappschüsse von Handys und Digitalkameras auf Papier bringen lassen.
Es handelt sich dabei nicht um herkömmlichen Druck, sondern um eine als Zero Ink bezeichnete Technologie, die dem Sofortbild nicht unähnlich ist. Und wie bei den Kameras ist auch hier nicht ganz billiges Verbrauchsmaterial nötig - mit herkömmlichem Fotopapier funktioniert PoGo nicht. Demnächst kommt in Japan eine Digitalkamera auf den Markt, die das Drucksystem schon eingebaut hat.
Den Innovationsvorsprung von einst hat Polaroid damit nicht: Portable Fotodrucker gibt es schon, und den Charme der Sofortbilder strahlt die Zero-Ink-Technologie nicht aus.
Ideal für Verfälschungen
Um sichtbar zu werden, brauchen die Polaroidbilder bis zu 90 Sekunden. Während dieser Zeit lassen sie sich durch den Einfluss von Wärme und Kälte oder durch Druck verändern. Auch deshalb entdeckten Künstler die "Polas" als neues Medium. Bereits mit der Markteinführung der ersten Kamera stellte Firmengründer Land den mit Landschaftsfotos berühmt gewordenen Künstler Ansel Adams als Berater ein.
Im Gegensatz zu Adams, dem an Realismus und unverfälschten Aufnahmen gelegen war, nützen Künstler heute mit Vorliebe die Schwächen des Systems aus, das bizarre Stimmungen bei diffusem Licht und vorher kaum kalkulierbare Farbstiche produziert.
Filmproduktion eingestellt
In Zukunft wird das noch teurer werden als bisher: Am 17. Juni dieses Jahres wurde die Produktion des letzten Polaroidfilms T600 im niederländischen Werk Enschede eingestellt, voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres werden die letzten Restposten davon verkauft sein.
Auf eBay und ähnlichen Auktionsplattformen werden die Filme um etwa 20 Euro pro Kassette mit zehn Fotos gehandelt; Polaroidkameras hingegen, die schon seit längerem nicht mehr produziert werden, sind um ein paar Euro zu haben.
Für Nostalgiker und eingefleischte Polaroidfans gibt es noch die letzte Hoffnung, dass das Unternehmen Lizenzen an interessierte Nischenunternehmen vergeben könnte, die die Produktion fortführen. Das ist im Moment allerdings reine Spekulation.
Links:
Links:
Polaroid
Polanoid (Polaroid-Fansite)
Funktionsweise von Polaroid-Systemen
Quelle: http://www.orf.at
Die Ära des Sofortbilds ist wohl endgültig vorbei, doch Fans und Nostalgiker dürfen noch einmal feiern: Das Polaroidfoto begeht jetzt sein 60-jähriges Jubiläum. 1948 wurden die "Kameras mit dem eingebauten Labor" erstmals verkauft. Sie traten einen Siegeszug um die Welt an und gelten noch heute als Kult. Doch bald ist Schluss: Es werden keine neuen Polaroidfilme mehr produziert.
"Kamera mit eingebautem Labor"
Polaroidfilme sind nur noch bis zum nächsten Jahr erhältlich.
Es ist ein bittersüßes Jubiläum: Zum 60. Geburtstag des Polaroids ist die Ära des Sofortbildes wohl beendet. Die Fotos mit dem charakteristischen weißen Rand revolutionierten die Fotografie und waren in den 70ern und 80ern Kult, doch jetzt ist die Technik endgültig von der modernen Digitalfotografie überholt worden.
Nachdem die Fotoapparate schon seit längerem nicht mehr hergestellt werden, sollen nun auch die dazugehörigen Sofortbildfilme verschwinden.
Ungeduldige Tochter
Die Polaroidkamera - so geht die Legende - wurde konstruiert, weil die Tochter eines Physikers nicht mehr abwarten wollte, bis Schnappschüsse aus dem Urlaub im Fotolabor entwickelt waren.
Die Idee, Aufnahmen kurz nach dem Fotografieren anschauen zu können, ließ den Erfinder und Unternehmer Edwin Land nach dem Urlaub mit seiner Tochter im Jahr 1944 nicht mehr los. Jahrelang tüftelte er an einer Sofortbildkamera.
Siegeszug des Sofortbilds
Am 26. November 1948 ging das Modell 95, hergestellt von Lands ursprünglich auf Sonnenbrillen und optische Geräte spezialisierter Firma Polaroid, erstmals über die Ladentheke. Es folgte ein Siegeszug des Sofortbilds, vor allem, als 1963 das erste System für Farbsofortbilder eingeführt wurde.
Spätestens seit dem Verkaufsstart der SX-70 im Jahr 1972 galt Polaroid als extrem hip. Wer auf der Höhe der Zeit sein wollte, legte sich die zusammenklappbare Kamera im Taschenbuchformat zu. Mitte der 70er hatte Polaroid mehr als sechs Millionen Fotoapparate verkauft.
Mehrere Schichten
Bei der "Kamera mit eingebautem Labor", wie manche Fans die Polaroidapparate nennen, werden die Fotos durch zwei Walzen geschoben.
Dabei verteilt sich eine Entwicklungspaste zwischen Ober- und Unterseite der Polaroidfotos, also zwischen Positiv und Negativ. Nicht die Fotoapparate, sondern die Filme waren daher die eigentliche Neuerung.
Drucker für die Hosentasche
Darauf besinnt sich nun auch das nach der Insolvenz 2001 neu gegründete Unternehmen: Man will die Sofortbild-Technologie "für das digitale Zeitalter weiterentwickeln". Seit einigen Monaten ist eine Art Minifotodrucker namens PoGo für die Hosentasche erhältlich, mit dem sich sofort Schnappschüsse von Handys und Digitalkameras auf Papier bringen lassen.
Es handelt sich dabei nicht um herkömmlichen Druck, sondern um eine als Zero Ink bezeichnete Technologie, die dem Sofortbild nicht unähnlich ist. Und wie bei den Kameras ist auch hier nicht ganz billiges Verbrauchsmaterial nötig - mit herkömmlichem Fotopapier funktioniert PoGo nicht. Demnächst kommt in Japan eine Digitalkamera auf den Markt, die das Drucksystem schon eingebaut hat.
Den Innovationsvorsprung von einst hat Polaroid damit nicht: Portable Fotodrucker gibt es schon, und den Charme der Sofortbilder strahlt die Zero-Ink-Technologie nicht aus.
Ideal für Verfälschungen
Um sichtbar zu werden, brauchen die Polaroidbilder bis zu 90 Sekunden. Während dieser Zeit lassen sie sich durch den Einfluss von Wärme und Kälte oder durch Druck verändern. Auch deshalb entdeckten Künstler die "Polas" als neues Medium. Bereits mit der Markteinführung der ersten Kamera stellte Firmengründer Land den mit Landschaftsfotos berühmt gewordenen Künstler Ansel Adams als Berater ein.
Im Gegensatz zu Adams, dem an Realismus und unverfälschten Aufnahmen gelegen war, nützen Künstler heute mit Vorliebe die Schwächen des Systems aus, das bizarre Stimmungen bei diffusem Licht und vorher kaum kalkulierbare Farbstiche produziert.
Filmproduktion eingestellt
In Zukunft wird das noch teurer werden als bisher: Am 17. Juni dieses Jahres wurde die Produktion des letzten Polaroidfilms T600 im niederländischen Werk Enschede eingestellt, voraussichtlich Anfang des nächsten Jahres werden die letzten Restposten davon verkauft sein.
Auf eBay und ähnlichen Auktionsplattformen werden die Filme um etwa 20 Euro pro Kassette mit zehn Fotos gehandelt; Polaroidkameras hingegen, die schon seit längerem nicht mehr produziert werden, sind um ein paar Euro zu haben.
Für Nostalgiker und eingefleischte Polaroidfans gibt es noch die letzte Hoffnung, dass das Unternehmen Lizenzen an interessierte Nischenunternehmen vergeben könnte, die die Produktion fortführen. Das ist im Moment allerdings reine Spekulation.
Links:
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Polaroid
Polanoid (Polaroid-Fansite)
Funktionsweise von Polaroid-Systemen
Quelle: http://www.orf.at