USA: "Kriegerische Rhetorik"
Russland überlegt laut einem Medienbericht, als Antwort auf das geplante US-Raketenschild seine Langstreckenbomber auf der Karibikinsel Kuba und somit nur wenige Meilen vor der US-Küste zu stationieren. Bereits zuvor hatte Russland mit einer militärischen Reaktion gedroht, sollten die USA an ihren Plänen festhalten. Auch Präsident Medwedew machte zuletzt deutlich, dass man in diesem Fall gezwungen sei, "zu reagieren". Die USA zeigen sich unterdessen von den Drohgebärden unbeeindruckt und werfen Russland "kriegerische Rhetorik" vor.
"Antwort" auf US-Pläne
Medwedew: "Wir werden gezwungen sein, angemessen zu reagieren."Als Antwort auf den geplanten US-Raketenschild in Osteuropa setzt Russland offenbar weiterhin auf Drohgebärden, wobei laut einem Zeitungsbericht nun auch die Verlegung von Langstreckenbombern nach Kuba erwogen werde.
"Diese Diskussionen gibt es", zitierte die russische Tageszeitung "Iswestija" einen namentlich nicht genannten Regierungsvertreter.
Gleichzeitig prophezeit die Zeitung einen internationalen Konflikt, sollten tatsächlich strategische Bomber - konkret soll es sich um die Typen Tu-160 und Tu-95MC handeln - auf der Karibikinsel stationiert werden.
90 Meilen vor US-Küste
Als Gründe nannte "Iswetija" die Nähe zur nur 90 Meilen entfernten US-Küste. Zudem würden die USA dank ihres Stützpunktes in der Bucht von Guantanamo "Augen und Ohren" auf der Insel haben.
Unterdessen begrüßte der ehemalige russische Militärkommandant Michail Oparin die Überlegungen, da auch die USA weltweit über Stützpunkte verfüge. "Der erweiterte Aktionsradius unserer Luftflotte" könne zudem eine Antwort auf die amerikanischen Raketenschildpläne sein, so Oparin.
Putin-Vergleich mit Kubakrise
Der ehemalige Präsident Russlands, Wladimir Putin, hatte im vergangenen Jahr die US-Pläne für ein Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien erstmals mit der Kubakrise 1962 in Verbindung gebracht. Er hatte allerdings eingeräumt, dass sich die Beziehungen zwischen Moskau und Washington seitdem "sehr verändert" hätten.
Die heimliche Stationierung von sowjetischen Raketenabschussrampen auf Kuba in Reichweite der USA hatte die Welt 1962 an den Rand eines Atomkrieges gebracht.
"Militärische Reaktion"
Russland verschärfte zuletzt im Streit rund um das US-Rakentenschildprojekt deutlich seine Rhetorik und drohte mit einer militärischen Reaktion.
"Wenn wir den Aufbau von Systemen beobachten, die unser Abschreckungspotenzial schwächen könnten, wird unser Militär Maßnahmen ergreifen müssen, um diese Bedrohung zu neutralisieren", verlautete etwa Mitte Juli vom stellvertretenden russischen Außenminister Sergej Kisljak laut der Nachrichtenagentur Interfax.
"Werden gezwungen sein, angemessen zu reagieren"
Auch Russlands Präsident Dmitri Medwedew drohte zuletzt mit einer Reaktion seines Landes auf den geplanten US-Raketenschild. "Diese Einrichtungen machen die Lage nur schlimmer", sagte er in einem Gespräch mit russischen Diplomaten in Moskau. "Wir werden gezwungen sein, angemessen zu reagieren."
Die USA hatten zuvor ein Abkommen mit Tschechien unterzeichnet, das die Einrichtung einer Radaranlage in dem Land vorsieht. Die Verhandlungen mit Polen über die Stationierung von Raketen dauern noch an.
USA: "Kriegerische Rhetorik"
Die USA verurteilten Russlands Drohgebärden als "kriegerische Rhetorik". Vermutlich wolle das Land damit die amerikanischen Partner in Europa nervös machen, so ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Das werde aber nicht funktionieren. Er fügte an, das Abwehrsystem stelle keine Gefahr für Russland dar. Die US-Regierung hoffe, dass Russland seine Position noch einmal überdenke.
USA: Abwehr von Angriffen aus Iran
Während die USA versichern, der Raketenschild diene der Abwehr von Angriffen aus Staaten wie dem Iran, sieht sich Russland durch die Stationierung eines Raketenabwehrsystems in der Nähe seiner Grenze bedroht.
Nach den Plänen der USA sollen bis 2011 zehn Abfangraketen in Polen und eine Radarstation in Tschechien installiert werden.
Quelle: ORF-Online, 22. Juli 2008
