Luftangriff der Tamil Tigers
Die Regierung in Colombo kassierte eine peinliche Schlappe. Den "Tamil Tigers" gelang ein Luftangriff auf eine Militärbasis neben dem internationalen Airport.
HILMAR KönigCOLOMBO (SN). Kurz nach Mitternacht am Montag brach unter den Passagieren, die auf ihre Flüge von Sri Lanka nach Hause warteten, Panik aus. Bomben explodierten, Maschinengewehrfeuer folgte. Flughafenpersonal stürmte zum Ausgang, Reisende rannten hinterher. Der zivile Flugverkehr wurde sechs Stunden lang ausgesetzt, mehrere Flüge umgeleitet.
Der Auslöser: Der erste Luftangriff der "Befreiungstiger von Tamil Eelam" (LTTE). Ziel war die Luftwaffenbasis neben dem Hauptstadt-Flughafen. Nach schweren Niederlagen gelang der LTTE erstmals seit Langem wieder ein empfindlicher Schlag gegen die Regierung.
Die LTTE, die in den vergangenen Monaten aus zahlreichen wichtigen Stellungen im Osten der Insel vertrieben wurde, hat bewiesen, dass sie nicht in die Knie gezwungen wurde. Geflogen wurde der Angriff auf die schwer gesicherte Luftwaffenbasis Katunayake mit zwei Leichtflugzeugen. Sie warfen Bomben ab, die drei Soldaten töteten und 16 verletzten, und flogen unbehelligt wieder zurück in die LTTE-Gebiete im Norden. Ein Sprecher der Guerilla kündigte weitere Angriffe an. Sie seien die Antwort auf die seit Wochen anhaltenden Bombardierungen von Stellungen der Rebellen und Siedlungen, die im von der LTTE kontrollierten Gebiet lägen.
2001 hatten LTTE-Kämpfer auf dem Boden den Bandaranaike Airport angegriffen und die Hälfte der Zivilflotte zerstört. Im Osten und Norden der Insel dauerten die Gefechte an. Allein im Distrikt Batticaloa an der Ostküste kampieren inzwischen mehr als 150.000 Flüchtlinge an Straßenrändern, unter Bäumen, in Tempeln, Kirchen oder bei Verwandten. Die Versorgung wird von Tag zu Tag schwieriger. Laut Angaben der UNO werden die Nahrungsmittel knapp werden. In der Stadt Batticaloa, wohin die meisten Flüchtlinge strömen, werden täglich für fast 3500 Menschen Reis und Hülsenfrüchte verteilt. Beobachter berichten, dass die Menschen von keiner Seite Schutz erwarten könnten. Sie würden ganz als "menschliche Schutzschilde" missbraucht und seien vor Entführungen und Zwangsrekrutierungen nicht sicher. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) distanzierte sich in dieser kritischen Situation von der Regierung in Colombo, die tausende Kriegsflüchtlinge in ihre Heimatgebiete im Osten verfrachtet hat.
Mehr als 11.000 Menschen sollen oft gegen ihren Willen in 22 Dörfer "zurückgesiedelt" worden sein. Das hält UNHCR für zu früh und verantwortungslos. Die Infrastruktur sei zerstört, selbst minimale Sicherheit könne nicht gewährleistet werden. Minen und nicht explodierte Granaten lägen herum, die Versorgung mit Medikamenten und Nahrungsmitteln sei völlig unzureichend.
Präsident Mahinda Rajapakse ist überzeugt, die "Tamil Tigers" endlich militärisch besiegen zu können. Die Offensiven der Armee haben den blutigen Konflikt mit den um Unabhängigkeit oder Autonomie kämpfenden Tamilen wieder eskalieren lassen.
Quelle: "Salzburger Nachrichten" vom 27.03.2007