Hamburg - Russlands erstes Kampfflugzeug mit "Stealth"-Tarnkappentechnik hat seinen lang erwarteten Jungfernflug absolviert. Die Antwort auf die neuen amerikanischen Flugzeuge F-22 "Raptor" und F-35 "Lightning II" hob am Freitag auf einem verschneiten Flughafen des Herstellers Suchoi in Komsomolsk am Amur unweit der Pazifikküste ab. Der Test dauerte 47 Minuten. "Alle unsere Erwartungen wurden erfüllt", sagte eine Firmensprecherin. "Die Premiere war ein Erfolg."
Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin zeigte sich ebenfalls begeistert. Der Jungfernflug sei ein bemerkenswertes Ereignis, sagte der Premier zu seinen Kabinettskollegen. Zwar müsse noch viel getan werden, etwa an den Triebwerken. "Aber der Fakt, dass die Maschine bereits in der Luft ist, ist ein großer Schritt nach vorn."
Dem Sender "Rossija 24" zufolge trägt die Maschine vorläufig den Namen T-50. Es ist das erste russische Kampfflugzeug seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Mit dem Tarnkappenflieger reagieren die Russen auf die US-Flugzeuge F-22 und F-35. Während die F-22 vor allem als reiner Jäger konzipiert und bereits im Einsatz ist, ist die auch als "Joint Strike Fighter" bekannte F-35 ein Mehrzweck-Kampfflugzeug und befindet sich derzeit noch in der Testphase. Allerdings haben Hacker erst vor einigen Monaten Detailpläne der F-35 gestohlen.
Der Jungfernflug kommt früher als erwartet. Experten hatten erst in einigen Jahren mit dem Test des russischen Stealth-Jets gerechnet. Nun aber meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf nicht näher benannte Kreise, mit den ersten Auslieferungen an die russische Luftwaffe sei bereits im Jahr 2015 zu rechnen.
Indien ist mit an Bord
Die T-50 ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der russischen Luftfahrt- und Rüstungsindustrie. Nicht die heimischen Streitkräfte sollen mit der Maschine ausgerüstet werden. Die T-50 wird offenbar auch exportiert - im Unterschied zur amerikanischen F-22, deren Ausfuhr der US-Kongress untersagt hat.
Man werde die T-50 gemeinsam mit Indien weiterentwickeln, sagte der Direktor von Suchoi, Michail Pogosjan. "Ich bin sicher, dass unser gemeinsames Projekt die westlichen Modelle in Sachen Kosteneffizienz übertreffen wird", erklärte der Manager. "Es wird nicht nur die Verteidigungskraft der russischen und indischen Luftstreitkräfte stärken, sondern auch einen respektablen Platz auf dem Weltmarkt einnehmen."
Indien ist traditionell nicht der einzige Abnehmer von Rüstungstechnologie, die aus Russland und insbesondere von Suchoi kommt: Auf der Kundenliste stehen auch Iran, Syrien, Venezuela und vor allem China. Das die Volksrepublik bald über ein Tarnkappenflugzeug verfügen könnte, dürfte in den USA mit Sorge betrachtet werden.
Quelle: spiegel-online, 30.01.10