Fliegende WM-Pferde

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N5528P
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Fliegende WM-Pferde

Post by N5528P » 10. Aug 2006, 21:44

Katja Goebel von der ARD wrote:10.08.2006
Wie die US-Distanzpferde nach Aachen kommen
Fliegende WM-Pferde


Mit dem Flugzeug kommt so mancher vierbeinige Star zu den Weltreiterspielen nach Aachen. Für Besitzer, Reiter und Pfleger immer wieder ein Grund nervös zu werden. Das weiß auch Martin Atock, der mit den fliegenden Pferden sein Geld verdient.
Pferd schaut aus Flugcontainer; Rechte: Peden Bloodstock

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Letzter Blick aus der Transportbox.....

Im Aachener Pensionsstall Gut Neuhaus herrscht an diesem Abend nervöse Geschäftigkeit. Im luftigen Stalltrakt wartet die WM-Equipe der US-Distanzreiter seit Stunden auf ihre sechs Pferde. Die wertvolle Fracht aber, die mit einem Spezialtransporter gebracht werden soll, steckt auf dem Flughafen in Amsterdam noch im Zoll fest.

Unter den Wartenden ist auch Valery Kanavy, zweifache Weltmeisterin im Distanzreiten und Coach der US-Truppe. Schon mehrmals am Abend hat sie ihren Pferden hinterher telefoniert, hat mit dem Fahrer gesprochen, der die Tiere vom Flughafen Amsterdam abholt. Die Pferde haben eine weite Reise hinter sich. Vier der Tiere sind in New York in den Flieger gestiegen, zwei starteten vom Flughafen in Los Angeles. "Wenn man die Anfahrt zum Flughafen, die Quarantäne und Tierarztkontrollen mitrechnet, sind die Pferde teilweise drei bis vier Tage unterwegs", erzählt Valery und die Anspannung der amerikanischen Gäste steigt. Wie werden die Tiere den letzten Sieben-Stunden-Flug überstanden haben?

Erster Pferdeflug 1947

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...dann geht es in den Flieger

"Die Menschen sind meist viel nervöser als die Pferde", berichtet Martin Atock. Und der muss es wissen, denn seit Generationen verdient seine Familie mit fliegenden Pferden ihr Geld. Der gebürtige Ire arbeitet seit 1988 in Deutschland und ist Experte, wenn es um den Lufttransport der Vierbeiner geht. Seine Firma Peden Bloodstock war die erste in Europa, die Pferde per Flugzeug transportierte. Das war 1947 und die damaligen Passagiere waren drei erfolgreiche Rennpferde. Atock hat mittlerweile gut 25.000 Pferde durch die Welt geflogen. Erst 2004 brachte er sämtliche Olympiapferde nach Athen.

Wenn Pferde Platzangst kriegen

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Fressen beruhigt die Pferdenerven - auch im Flugzeug

"Die meisten dieser Pferde sind Profis, die ständig zu Wettkämpfen transportiert werden. Die sind auch die Fliegerei gewöhnt." Obwohl es für ein Pferd eigentlich keinen Unterschied mache, ob es in einem Straßentransporter stehe oder im Stallcontainer eines Flugzeugs. Was den Pferden Angst mache, seien eher die ungewohnten Geräusche, wenn sie beispielsweise in ihren Containern über eine Art Fließband auf Rollen zum Flugzeug hingeschoben würden. "Da bewegt sich plötzlich der Boden unter ihren Füßen." Auf dem Flug selbst, gäbe es eigentlich nur zwei Hauptgefahren: Platzangst und Kolik. "Wenn ein Pferd seine Beine nicht weit genug auseinanderstellen kann, versucht es aus seiner Box herauszukommen. Dann fängt es an zu toben." All dies hat Atock schon erlebt, doch immer ist es gut gegangen. "Oft muss ich ein Pferd, das durchdreht, erstmal von seinem Besitzer trennen. Der ist nämlich noch viel aufgeregter und überträgt diese Angst auch auf sein Tier."

Auch Atocks Mitarbeiterteam hat jahrelange Erfahrung mit den tierischen Passagieren. "Die müssen Anzeichen für eine Kolik schon vorher erkennen. Es ist ja nicht immer ein Tierarzt an Bord. Man muss das Problem beheben, bevor es überhaupt eins wird."

Nach der Landung habe man die Pferde früher einfach über eine Rampe aus dem Flieger geführt. "1960 zu den Olympischen Spielen in Stockholm, da hat man die Pferde noch auf dem Rollfeld gesattelt und ist los geritten." Heute steht am Flughafen natürlich ein Spezial-Lkw für die Pferde bereit.

Flugpremiere für Araber

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Endlich in Aachen: Das US-Distanzpferd "Sa Laribou"

Es ist schon spät am Abend, als endlich der große Spezialtransporter der Firma Johannsmann auf den Kiesweg des Aachener Pensionsstalls rollt. Alexander Johannsmann hat die Pferde sicher von Amsterdam hergebracht. Über einen Monitor im Fahrerhaus hatte er die Pferde stets im Blick. Es dämmert schon, da zieht er auf dem Hof die Verladerampen aus seinem Fahrzeug. Michelle, die Frau des US-Reiters Joe Mattingley, kann es kaum erwarten, dass sich die Transportertüren öffnen und ihr 11-jähriger Araber "Sa Laribou" ins Freie darf. Das Pferd sei eigentlich "always relaxed". "Aber das war sein erster Flug", erzählt Michelle, als sie den Schimmel endlich in seine Box führen kann.

Und was macht "Sa Laribou" nach rund 20-stündiger Reise zur Reit-WM nach Deutschland? Es senkt den Kopf - und frisst. "Good Boy", flüstert Michelle und kann sich endlich auch entspannen.
sport.ard.de
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