Das Wasser koch, der Reis fehlt

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Das Wasser koch, der Reis fehlt

Post by LOWA » 10. Aug 2006, 12:05

Das Wasser kocht, aber der Reis ist nicht da

Chinas Fluglinien fehlen für die Maschinen Piloten - Ausländer werden gelockt

Von Johnny Erling

Peking - Chinas Flugverkehr boomt und das führt zu Engpässen an den zwei wichtigsten Stellen: Es fehlen Flugzeuge und vor allem Piloten. Während sich Boeing und Airbus eine Schlacht um Aufträge und Marktanteile an den rund 400 neuen Passagierjets und Frachtflugzeugen liefern, die Chinas Luftflotte bis 2010 ordern will, suchen regionale Fluggesellschaften händeringend nach Kapitänen für ihre Maschinen. "Das Wasser kocht, aber der Reis ist nicht da", schreiben die Luftfahrtmagazine. Sie beklagen, dass die Abwerbung von Piloten bei den konkurrierenden Fluggesellschaften an der Tagesordnung ist. "Wir wissen, wie verzweifelt viele Airlines nach guten Piloten nun auch auf dem Weltmarkt Ausschau halten", sagte Lufthansa-Chinachef Gregor Wende der WELT. " Mit der Nachfrage steigen die Preise."

8000 US-Dollar im Monat bot "Shenzhen Airlines" Piloten der bankrott gegangenen brasilianischen Luftlinie Varig an und landete einen Coup. Die 1992 gegründete Airline, die aus Südchina mit 32 Boeing- und drei Airbus-Maschinen 80 nationale und internationale Destinationen anfliegt, heuerte auf einen Schlag 40 brasilianische Piloten an. "Als Shenzhen Airlines von dem Varig-Konkurs vor zwei Monaten hörten, fuhren ihre Chefs nach Brasilien", berichtete die Tageszeitung "China Daily". Sie boten den Varig-Kapitänen das doppelte Gehalt an, das sie chinesischen Chefpiloten zahlen. Von den 40 angeheuerten Ausländern seien 20 schon vor Ort, hätten ihre Fluglizenz und lernten gerade Chinesisch, schrieb die Zeitung weiter.

Chen Guangzhen von der Flugaufsichtsbehörde CAAC bestätigt den wachsenden Fehlbestand an Piloten bei den chinesischen Luftgesellschaften. Bis 2010 wird es besonders eng. Chinas Luft-Flotte will dann von derzeit 850 auf 1250 Passagier- und Cargoflieger wachsen. Dafür braucht sie 6500 Piloten, die China aus eigener Kraft nicht ausbilden kann.

Seit 14. März führt die CAAC auf ihrer Webseite Buch über alle unter Chinas 12 000 Piloten aufgenommenen ausländischen Gastflieger. 131 haben ihre Pilotenlizenz erhalten. Bei 49 werden die Anträge noch geprüft. Die zusammen 180 Ausländer kommen aus 25 Ländern, zumeist aus Brasilien, USA oder Singapur. Unter den zwei Dutzend Europäern sind Belgier, Franzosen, Engländer und acht Deutsche. Chen sagte, dass die deutschen Piloten auf Boeing747-Cargomaschinen für den Frachtverkehr des Lufthansa Joint Ventures "Jade Cargo" und für "China Air" fliegen.

China lässt neue Piloten in zwei Flugschulen bei Chengdu und in Shijiachuang ausbilden. "Frühestens 2009 wird sich die Lage entspannen, wenn wir dann jährlich über rund 2000 neue Piloten verfügen können" schätzt Chen. Weitere Flugschulen sind im Bau. In 20 Jahren, so lauten die Prognosen, wird China seine derzeitige Flotte auf 2400 Passagier- und Cargoflieger verdreifachen und dafür einige zehntausend Piloten und Kopiloten benötigen.

Die Fluggesellschaften lassen schon seit zwei Jahrzehnten einen Großteil ihrer Piloten in den USA und Australien ausbilden. An der Weiterqualifizierung verdient seit 1997 auch die deutsche "Lufthansa Flight Training" mit. Sie trainiert pro Jahr einige hundert chinesische Piloten an Simulatoren. Marketingleiter Nicolas Escherich erwartet noch bessere Geschäfte: "Schon heute sind im außereuropäischen Markt chinesische Piloten unsere besten Kunden."


Quelle: DIE WELT vom 10.8.2006
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Post by LOWA » 28. Aug 2006, 14:19

Über Chinas Himmel fehlen Piloten


Mit Ausbildung und Import kann Bedarf an Kapitänen nicht befriedigt werden

Chinas boomendem Flugverkehr fehlen nur zwei Dinge, um noch schneller abzuheben: Flugzeuge und Piloten. Während sich Boeing und Airbus eine Schlacht um Aufträge und Marktanteile an den rund 400 neuen Passagierjets und Frachtflugzeugen liefern, die Chinas Luftflotte bis 2010 ordern will, suchen regionale Fluggesellschaften händeringend nach Kapitänen für ihre Maschinen.

"Das Wasser kocht, aber der Reis ist nicht da", schreiben die Luftfahrtmagazine. Sie beklagen, dass die Abwerbung von Piloten bei den konkurrierenden Fluggesellschaften an der Tagesordnung ist. "Wir wissen, wie verzweifelt viele Airlines nach guten Piloten nun auch auf dem Weltmarkt Ausschau halten," sagte Lufthansa-Chinachef Gregor Wende. " Mit der Nachfrage steigen die Preise."

8000 US-Dollar im Monat bot "Shenzhen Airlines" Piloten der bankrott gegangenen brasilianischen Luftlinie Varig an und landete einen Coup. Die 1992 gegründete Airline, die aus Südchina mit 32 Boeing und drei Airbussen 80 nationale und internationale Destinationen anfliegt, heuerte auf einen Schlag 40 brasilianische Piloten an. "Als Shenzhen Airlines von dem Varig-Konkurs vor zwei Monaten hörten, fuhren ihre Chefs nach Brasilien", berichtete die Tageszeitung China Daily . Sie boten den Varig-Kapitänen das doppelte Gehalt der chinesischen Chefpiloten an. Von den 40 angeheuerten Ausländern seien 20 schon da, mit Fluglizenz und lernten gerade Chinesisch.

Chen Guangzhen von der Flugaufsichtsbehörde CAAC bestätigt den wachsenden Fehlbestand bei den chinesischen Luftgesellschaften. Bis 2010 wird es besonders eng., dann will Chinas Luft-Flotte von 850 auf 1250 Passagier- und Cargoflieger wachsen. Dafür braucht sie 6500 Piloten, die China aus eigener Kraft nicht ausbilden kann. Seit 14. März führt die CAAC auf ihrer Webseite Buch über alle unter Chinas 12000 Piloten aufgenommenen ausländischen Gastflieger. 131 haben ihre Pilotenlizenz erhalten. Bei 49 werden die Anträge noch geprüft.

Die zusammen 180 Ausländer kommen aus 25 Ländern, zumeist aus Brasilien, USA oder Singapur. Unter den zwei Dutzend Europäern sind Belgier, Franzosen, Engländer und acht Deutsche. Chen sagte, dass die deutschen Piloten auf Boeing 747-Cargomaschinen für den Frachtverkehr des Lufthansa Jointventures "Jade Cargo" und für "China Air" fliegen. Ausgebildet werden die Neuen in zwei Flugschulen bei Chengdu und in Shijiachuang. "Frühestens 2009 wird sich die Lage entspannen, wenn wir dann jährlich über rund 2000 neue Piloten verfügen können" schätzt Chen. Weitere Flugschulen sind im Bau. In 20 Jahren, so lauten die Prognosen, wird China seine derzeitige Flotte auf 2400 Passagier- und Cargoflieger verdreifachen und dafür einige zehntausend Piloten und Kopiloten benötigen.


Quelle: "Der Standard" vom 28.08.2006 Seite: 9 Ressort: Wirtschaft
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