Nichtstun

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Nichtstun

Post by LOWA » 25. Jan 2005, 13:51

"O.Ö. Rundschau" Nr. 03 a vom 23.01.2005 Seite: 17 Ressort: TEXTTEIL ALLGEMEIN

Betrifft: Terroranschläge mit entführten Flugzeugen

Ein Abschuss der gekaperten Passagierflugzeuge am 11. September 2001 in den USA hätte tausenden Menschen das Leben gerettet. Die USA verzichteten damals noch auf eine aktive Luftraumsicherung und es fehlten Gesetze für ein geregeltes Vorgehen. Heute haben fast alle Staaten angemessene Vorsorgen getroffen, um auf Terrorangriffe aus der Luft reagieren zu können. Vor dem Abschuss eines Flugzeuges müssen natürlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft und das Ziel der Terroristen aufgeklärt werden. Nicht jedes entführte Passagierflugzeug wird als gelenkte Bombe verwendet. Als Ultima Ratio gilt der Abschuss eines "Terrorflugzeuges". Selbstverständlich sind dabei so genannte Kollateralschäden nicht auszuschließen. Die Passagiere des Flugzeugs sind in jedem Fall verloren: Entweder stürzen sie mit der Maschine ins Ziel der Terroristen oder sie werden abgeschossen. Gerettet werden können jedoch die Menschen am geplanten Zielort des Anschlags. Welche Regierung könnte ein Nichtstun verantworten?

Kurt Gärtner, Wels


So hart es klingen mag, im Ernstfall, wenn so gut wie zweifelsfrei zu erkennen ist, dass eine Maschine als "fliegende Bombe" eingesetzt werden soll, befürworte ich den Abschuss über unbewohntem Gebiet.

Ich hoffe, dass so ein Fall niemals eintreten wird ... :(
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Post by LOWA » 12. Feb 2005, 08:07

Die "Süddeutsche" veröffentlichte folgendes Interview zu diesem Thema:


Hans Rudolf Wöhrl, der Inhaber der Fluggesellschaft DBA (früher Deutsche BA), gilt als scharfer Kritiker des Luftsicherheitsgesetzes. Wöhrl, der selbst den Berufspilotenschein hat, erläutert warum.

SZ: Das Luftsicherheitsgesetz erlaubt die Tötung von Passagieren eines entführten Flugzeugs durch die Luftwaffe. Haben Sie Angst vor dem Fliegen?

Wöhrl: Ich habe nicht Angst vor dem Fliegen, sondern Angst vor den Auswirkungen dieses Gesetzes. Es ist ja durchaus möglich, dass ein Zivilflugzeug mit einigen Hundert Menschen an Bord abgeschossen wird, obwohl überhaupt keine Gefahr vorlag. Diese Wahrscheinlichkeit ist viel größer, als dass ein wirklich gefährliches Flugzeug abgeschossen wird.

SZ: Können Sie das erläutern?

Wöhrl: Es ist wahrscheinlicher, dass man ein Flugzeug abschießt, das einen technischen Defekt hat. Stellen Sie sich vor, es ist schlechtes Wetter, und das Flugzeug bekommt einen kompletten Funkausfall. Der Pilot kann sich dann bei der Flugsicherung nicht bemerkbar machen, und das Flugzeug wird als nicht berechenbar eingestuft. Wenn es sich dann durch Zufall zum Beispiel in der Nähe eines Atomkraftwerkes befindet, wird es unter Umständen abgeschossen. Ein Funkausfall ist aber nicht selten. Die Risiken, die man mit einem Abschussbefehl eingeht, sind größer als die Terrorgefahr.

SZ: Halten Sie den Einsatz von Kriegswaffen bei einer Flugzeugentführung für angemessen?

Wöhrl: Nein. Es gibt für mich keine Legitimation für den Abschuss eines Zivilflugzeugs - egal, unter welchen Umständen. Es geht dabei um das Leben von Unschuldigen. Es gibt nur einen Fall, den ich akzeptieren könnte. Wenn beispielsweise ein Pilot alleine an Bord eines Privatflugzeugs ist und mit einem Anschlag droht, dann könnte ich einem Abschuss über unbewohntem Gelände zustimmen.

SZ: Was sagen Sie Ihren Kunden, wenn die aus Angst vor dem Abschuss lieber mit der Bahn fahren?

Wöhrl: Die Angst ist unberechtigt. Wir leben inzwischen mit dem Risiko, Opfer von Terroranschlägen zu werden. Die Menschen reisen ja auch nach Spanien, obwohl sie wissen, dass es in der Vergangenheit dort viele Bombenattentate gegeben hat. Es kann ihnen eher passieren, Opfer eines solchen Attentats zu werden, als bei einem Flugzeugabschuss ums Leben zu kommen.

SZ: Seit dem Terror vom 11. September 2001 ist die Gefahrenabwehr auf die Luftfahrt fokussiert. Finden Sie das gerecht?

Wöhrl: Nein. Die Bahn ist vor Terroranschlägen auch nicht sicher. Allerdings kann man die Bahn nicht annähernd so gut schützen wie den Luftverkehr, weil weder Passagiere noch Gepäck kontrolliert werden. Außerdem fahren Züge mitten durch dicht besiedelte Innenstädte. Die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen halten sicherlich einige Verrückte von Attentaten ab. Eine viel größere Gefahr besteht aber heute darin, dass eine terroristische Gruppe das Trinkwasser vergiften könnte. Das ist viel einfacher möglich als eine Flugzeugentführung und hätte viel mehr Wirkung in den Medien. Doch leider werden solche Gefahren von der Politik zu wenig gesehen.

(SZ vom 11.02.2004)

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Post by LOWA » 17. Feb 2005, 04:47

Ab sofort ist der Abschuss eines Verkehrsflugzeuges bei Verdacht, dass es von Terroristen als "fliegende Bombe" eingesetzt wird, auch bei unseren Nachbarn in der slowakischen Republik als "ultima ratio" erlaubt:

Bratislava (AP) Die slowakischen Streitkräfte sollen bei Terrorverdacht notfalls Passagierflugzeuge abschießen dürfen. Das hat die Regierung in Bratislava am Mittwoch beschlossen. Der Verteidigungsminister kann demnach den Streitkräften befehlen, ein verdächtiges Flugzeug zur Landung oder zur Kursänderung zu zwingen. Erlaubt sind auch Warnschüsse und als letztes Mittel der Abschuss der Maschine. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums erklärte, die Entscheidung stehe in keinem Zusammenhang mit dem Treffen von US-Präsident George W. Bush und seines russischen Kollegen Wladimir Putin in der kommenden Woche in der Slowakei.




Quelle: http://de.news.yahoo.com
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