Airbus erntet Kritik f

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Airbus erntet Kritik f

Post by LOWA » 4. Jul 2006, 14:12

Airbus erntet Kritik für A370

Von Jens Flottau

Frankfurt - Nachdem die Führungsfragen bei EADS geklärt sind, stehen für die neuen Manager wichtige Entscheidungen beim Flugzeugbauer Airbus an. Der Konzern will bis spätestens zum Beginn der Farnborough Air Show (17. bis 23. Juli) Details eines neuen Langstreckenflugzeuges präsentieren.

Das inoffiziell A370 genannte Projekt soll Airbus helfen, im Marktsegment der Maschinen mit bis zu 350 Sitzen verlorenen Boden gutzumachen. Beide Hersteller, Boeing und Airbus, sind sich in ihren Prognosen einig, dass die Fluggesellschaften in dieser Größenordnung in den kommenden 20 Jahren etwa 4000 Maschinen bestellen werden, viel mehr als vom neuen Großflugzeug A380.

Doch der A370-Entwurf, den Airbus bei Fluggesellschaften in den vergangenen Wochen inoffiziell präsentiert hat, stößt auf Kritik und leidet unter technischen Schwierigkeiten. So mahnte Emirates-Chef Tim Clark, der bald über eine Bestellung von etwa 100 Flugzeugen entscheiden will, jüngst eine besser durchdachte Strategie an. Clark kritisierte, dass Airbus mit dem A370 eine Lücke in seinem Programm offen lasse. Flugzeuge in der Größe zwischen 350 und 550 Sitzen biete der Hersteller nicht an. Airbus hatte in den vergangenen zwei Jahren eine Langstreckenmaschine unter dem Namen A350 vermarktet, die sich aber wegen vergleichsweise geringer technologischer Neuerungen nur mäßig verkauft hat. Nachdem Steven Udvar-Hazy, Chef des Leasingunternehmens und größten Airbus-Kunden ILFC, den Jet öffentlich kritisierte, sah sich der Flugzeughersteller zu drastischen Schritten gezwungen: Airbus stampfte das Projekt ein und arbeitet seither an einem neuen Flugzeug, dem A370. Das Programm wird damit voraussichtlich vier Milliarden Euro teurer als einst geplant.

Neben dem eigenen Entwicklungsaufwand plagen Airbus bei seinem neuesten Projekt auch Probleme mit den Zulieferern. Da das Flugzeug mit neuem Rumpf und neuen Tragflächen größer wird als der ursprüngliche Entwurf, reichen die bisher vorgesehenen Triebwerke nicht mehr aus. Derzeit sieht sich offenbar nur der britische Hersteller Rolls-Royce dazu imstande, auch Motoren für den größeren Jet zu bauen. Airbus-Verkaufschef John Leahy sagte, von den Vorschlägen des Konkurrenten General Electric (GE) sei er hingegen "etwas enttäuscht".

Dass die Fluggesellschaften die Wahl zwischen zwei Triebwerksherstellern haben, ist für Airbus ein wichtiges Verkaufsargument. Die Kunden erhoffen sich durch den Wettbewerb höhere Preise und einen besseren Service, außerdem wollen sie sich nicht langfristig von einem Hersteller abhängig machen.

Der US-Konkurrent Boeing versucht derzeit offenbar, die Schwierigkeiten bei Airbus für sich zu nutzen, die durch die über einjährige Verspätung beim A380 und den stotternden Start des A370 entstanden sind. Nach Informationen aus Branchenkreisen erwägt Boeing, den Rumpf des geplanten neuen Jumbo-Jet 747 Intercontinental zu verlängern. Damit würde das Flugzeug statt 450 bis zu 480 Passagieren Platz bieten und in der Kapazität näher an den A380 mit seinen 550 Sitzen heranrücken. Wegen der geringeren Entwicklungskosten seines Modells könnte Boeing mit aggressiven Preisen versuchen, einen Teil des A380-Marktes zu ergattern.

Boeing diskutiert den Entwurf derzeit nach eigenen Angaben mit zahlreichen Fluggesellschaften. Für die neue 747 hatte sich unter anderem die Lufthansa stark gemacht. Viel Entwicklungsarbeit müsste der US-Flugzeughersteller nicht mehr leisten: Eine Frachtversion mit ähnlichen Spezifikationen soll schon 2009 ausgeliefert werden.


Quelle: "Süddeutsche Zeitung" vom 04.07.2006
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