Ein Tritt auf der Klinge

[LOWA]

Ein Ritt auf der Klinge

Von: Franz Gansrigler

Porträt: Der 49-jährige Christian Dries leitet mit Diamond Aircraft einen Vorzeigebetrieb


Er ist keiner, der lange ruhig sitzen kann: Christian Dries ist ein Kämpfer, der viel riskiert und investiert. Jetzt will er auch den Standort Wiener Neustadt ausbauen.

Worüber Christian Dries, der 49-jährige Inhaber und Geschäftsführer von Diamond Aircraft Industries GmbH, nicht gerne redet, sind die Themen Familie, Geld, Gewinn, Verlust. Über Tops und Flops in seinem Leben als Flugzeugbauer sagt der immer auf Achse - in diesem Fall eher auf Flügeln - befindliche Unternehmer nur lapidar: "Es ist wie ein Ritt auf der Klinge."

Absturz gab's noch keinen. Auf einen tollen Höhenflug wartet Dries allerdings auch noch. Er selbst bezeichnet sich als "überdurchschnittlich risikofreudig, aber nicht unvernünftig". "Ich habe eine ausgeglichene Bilanz in meinem Leben. Und wer sich abmüht, hat häufiger Erfolg als einer, der sich nicht bemüht."

Abgemüht hat sich Dries, der auch beim Interview nicht Platz nimmt, sondern auf- und abgeht, seit seinem Einstieg in die damalige HOAC Austria mit 49 Mitarbeitern durch einen Management Buy Out 1989 schon genug. Und Investitionen in die Diamond Aircraft-Zentrale in Wiener Neustadt am Areal der Civitas Nova direkt beim Flughafen hat er schon "mehr als genug" getätigt. Vor allem für die Ausbildung seiner mittlerweile 548 Mitarbeiter am niederösterreichischen Stand-ort hat Dries viel Geld ausgegeben. Für F&E wendet er 20 Prozent des 115-Millionen-Euro-Umsatzes auf. Das hat vor kurzem, bei der Feier des 500. Mitarbeiters, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll zu Lobeshymnen veranlasst: "Das Geschick und die Innovationskraft der Unternehmensführung, gepaart mit dem Einsatz- und Leistungswillen der Belegschaft, haben Diamond Aircraft zu einem Vorzeige-Betrieb in Niederösterreich gemacht."

Dries, der seit 1992 auch in London/Ontario in Kanada für den nordamerikanischen Markt produziert und Vertriebsniederlassungen samt Werftbetrieb in Egelsbach (Deutschland) und Gamston (England) führt, will in Wiener Neustadt ausbauen. Denn hier werden die beiden viersitzigen Flugzeugtypen DA42 Twin Star und DA40 TDI produziert. Auch der neue D-Jet, der im April in Kanada zum Erstflug abhob, kommt im Wesentlichen aus Österreich.

>> Lob für Niederöstereich <<

Dries will seine Zentrale immer in Niederösterreich haben: "Weil es mir hier gut gefällt und weil hier die Voraussetzungen stimmen." Anders als in Deutschland, "die absolute Weltmeister in der Bürokratie sind", gebe es in Niederösterreich nur so viel Bürokratie wie nötig, zudem gelte Handschlagqualität.

Pro Jahr will Dries 200 D-Jet-Flugzeuge produzieren. Die Nachfrage in Nordamerika und in China sei enorm - sowohl für allgemeine Luftfahrt als auch für Überwachungsflugzeuge im staatlichen Bereich. Vom D-Jet erwartet Dries 500 Vorbestellungen. Seit Oktober 2005 hat Dries auch in China ein Joint Venture laufen.

Quelle: Wirtschaftsblatt vom 30.05.2006