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Post by N5528P » 6. Apr 2006, 08:16

OÖN wrote:Wenn einer eine Reise tut
Europa ist nicht gleich Europa.


Wie Tag und Nacht unterscheiden sich die europäischen Airlines, wenn es um die Rechte von Flugpassagieren geht. Zwei Beispiele gefällig?

Freitag, 31. März 2006: Meine Frau und ich wollen um 7 Uhr 30 früh von Brüssel nach Madrid fliegen. Die Tickets haben wir vor drei Monaten bei der "SN-Brussels-Airlines", der Nachfolgegesellschaft der in Konkurs gegangenen Sabena, gekauft.

Am Gate erfahren wir, dass die Maschine überbucht ist. Und meine Frau nicht mitkann. Nach mehrfachem und turbulentem Hin und Her (zuerst wurden wir über London, dann über Lyon, schließlich über Porto gebucht) ging es schließlich nach Spanien.

SN-Brussels betreute uns hervorragend: Wir wurden von einer eigenen Person betreut, durften in der Business-Lounge warten, flogen Business-Class (weiter obwohl wir ganz billige Economy-Tickets gekauft hatten) und wurden mit 500 Euro für die Unannehmlichkeiten entschädigt.

500 Euro? Seit Februar 2005 ist ein entsprechendes EU-Gesetz in Kraft, dass bei Überbuchung oder Flugannullierung eine Entschädigung von jeweils 250 Euro vorsieht.

Mittwoch, 5. April 2006: Ich fliege gemeinsam mit meinem zweijährigen Sohn Stanislaus von Graz via Zürich nach Brüssel. In Zürich bei der Zwischenlandung bekomme ich 1 1/4 Stunde vor dem Weiterflug ein SMS der Fluglinie "Swiss" (Nachfolgerin der in Konkurs gegangenen Swissair)mit dem Hinweis, dass der Flug ersatzlos gestrichen wurde.

Im Vergleich zu SN-Brussels ging es bei den Schweizern in Zürich zu wie in der Sowjetunion: Ich warte mit meinem in meinen Händen schlafenden Sohn 30 Minuten, ehe ich am Transfer-Desk drankam. Wir wurden auf die nächste Maschine, die drei Stunden später abflog, umgebucht. Und wir bekamen zwei Essens-Coupons.

Null Euro Entschädigung.

Keine Warten in einer Lounge.

Kein Upgrading in eine höhere Klasse.

Die Erklärung beim Swiss-Schalter: Wir sind nicht in der EU, deshalb gelten die Entschädigungsregeln nicht.

Was ich daraus schließe? In der angeblich so neoliberalen EU haben die Flugpassagiere mehr Rechte als in der angeblich so bürgernahen, urdemokratischen Schweiz.

05.04.2006
Originalartikel zu finden unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/435994
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Post by N5528P » 9. Apr 2006, 23:08

Ein Folgeartikel...

OÖN wrote:Bevorzugte EU-Flugpassagiere und ein verschmähtes Kultobjekt
Bei den Rechten von Flugpassagieren macht die EU den feinen Unterschied aus. Wer das Pech hatte, vor einigen Tagen auf dem Weg von Brüssel nach Madrid Opfer einer Überbuchung zu werden, also nicht mitgenommen wurde, weil die Maschine überbucht war, wurde von SN-Brussels-Airlines, der Nachfolgegesellschaft der in Konkurs gegangenen Sabena, mit 250 Euro bar auf die Hand entschädigt. Das sehen die EU-Bestimmungen, an denen sich etwa auch die AUA, FlyNiki, Ryanair und andere Airlines zu halten haben, seit einem Jahr ausdrücklich vor.

Wer dagegen in Zürich hängen blieb, weil die Swiss den Weiterflug nach Brüssel einfach ersatzlos gestrichen hat, schaute durch die Finger. Er wurde auf einen späteren Flug vertröstet. "Tut uns Leid, wir sind nicht bei der EU", hieß es am Schalter. Die Umbuchung erfolgte kostenlos, Entschädigung gab es aber keine.

Wann immer EU-Kommissar Günter Verheugen dieses Beispiel in Gegenwart von europäischen Industriekapitänen anführt, erntet er betretene Blicke. Vor 25 Jahren wurde an einem Forschungsinstitut in Erlangen eine Technologie entwickelt, um Musikdaten zu komprimieren.

Die Erfinder kontaktierten einige Firmen in Deutschland und Europa in der Hoffnung, das Patent in Geld umsetzen zu können. Doch sie blitzten in Europa ab. Wer sich dafür interessierte, war ein US-Konzern: Apple. Der "iPod" trat den Siegeszug um die Welt an.

Dass Außenministerin Ursula Plassnik ihre EU-Kollegen zu einer informellen Plauderei Ende Mai nach Österreich einlädt, ist kein billiger Wahlkampfgag. Im Gegenteil: Alle in Brüssel stattfindenden Ratssitzungen leiden darunter, dass sie zumeist mit langen Tagesordnungen überfrachtet sind. Grundsatzdebatten sind da kaum noch möglich.

Mitte Juni soll Österreich bekanntlich einen Fahrplan über die weitere Vorgehensweise zur EU-Verfassung erstellen. Dass sich Europas Chefdiplomaten im informellen Rahmen in einem Kloster, einem Schloss oder einem Tagungszentrum darüber den Kopf zerbrechen, macht deshalb durchaus Sinn.

Dass Frankreich in einer schweren Identitätskrise steckt, dazu bedurfte es nicht erst der Demonstrationen, die das Land seit Wochen in Bann halten. Nachdenklich stimmt eine Umfrage, aus der hervorgeht, dass Frankreich der einzige von mehr als 20 Industriestaaten ist, in dem nur eine Minderheit der Bevölkerung die Marktwirtschaft befürwortet.

Eine andere Untersuchung ergab, dass eine Mehrheit der Schulabsolventen am liebsten in den Staatsdienst aufgenommen werden will. Frankreich scheint auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts besonders schlecht vorbereitet zu sein.

10.04.2006
Originalartikel zu finden unter: http://www.nachrichten.at/nachrichten/436751
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