Originalbeitrag zu finden unter: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,388423,00.htmlSPIEGEL ONLINE wrote:03. Dezember 2005, 17:02
Web-Versteigerung: Starfighter zu verkaufen
Der Bund trennt sich von dem, was er noch so herumstehen hat. Dazu gehört eine "F-104 G", der einst als "Fallfighter", "Erdnagel" und "Witwenmacher" berüchtigte Jet Starfighter. Der Vogel kann Anfang Januar im Web ersteigert werden.
Sie waren einst bei ihren Piloten wegen der technischen Raffinessen beliebt, hatten aber wegen ihrer hohen Absturzquoten den Ruf der "Witwenmacher": die "Starfighter F-104 G" (G für Germany). Anfang 2006 soll einer von ihnen bei der bundeseigenen Verwertungsgesellschaft VEBEG unter den Hammer kommen. Als ein auf dem Luftwaffenstützpunkt Wahn bei Köln stationierter Oberst, der den superschnellen Vogel schon geflogen hatte, davon hörte, strahlte er und meinte: "Das wäre etwas für meinen Vorgarten."
Dort wird der Kampfjet allerdings nicht landen. Nach den Bestimmungen der Bundeswehr kann der "Starfighter", der bisher auf einem Betonsockel vor dem in Auflösung stehenden Stab der Flottille der Marineflieger in Kiel-Holtenau stand, in voller Größe nur "zweckbestimmt" abgegeben werden. "Da kommt ausschließlich eine museale Verwendung, staatlich oder privat, infrage", sagt Volkmar Kunert von der VEBEG. Sie kümmert sich von Frankfurt am Main aus um die Verwertung überschüssiger Artikel gerade der Bundeswehr - vom Bleistift über Fahrzeuge aller Art bis zu Hubschraubern und Kampfjets.
So sollte der "Starfighter" ursprünglich von einem Transporthubschrauber ins Luftwaffenmuseum Gatow bei Berlin geflogen werden. Der Bundeswehr war dies jedoch zu teuer. Außerdem gibt es dort schon ein Ausstellungsstück der Maschine. Deswegen nimmt ihn die VEBEG in ihr reichhaltiges "Bundes-Ebay".
Flugunfähiger Flieger
Wie in dem Internet-Auktionshaus kann der "Starfighter" online über vebeg.de ersteigert werden, aber nur seine "Hülle". Alles, was ihn einmal für die Militärs interessant machte, ist ausgeschlachtet: Keine Waffen, keine Bordinstrumente, nichts annähernd Militärisches ist mehr im "Starfighter". Kunert schätzt, dass vielleicht zwischen 8000 und 10.000 Euro erzielt werden können.
Bleiben die Vorstellungen der VEBEG unerfüllt, geht der total fluguntaugliche "Starfighter" an den Schrotthändler. Die Stummelflügel werden vom Rumpf getrennt, das Flugzeug in kleinere Stücke "zersägt". Auf dem Schrottplatz könnte dann die Stunde der privaten Liebhaber schlagen: Jeweils ein Stückchen vom "Starfighter" könnte käuflich erworben werden und dann nostalgisch zur Erinnerung auf den Schreibtisch wandern.
"Das ist überlegenswert", sagt der Oberst in Wahn. Er hatte die Maschine zwölf Jahre geflogen, musste einmal mit Hilfe des Schleudersitzes aussteigen. "Aber geliebt habe ich sie doch. Ihre Technik war faszinierend. Meine Frau sagte immer, der Starfighter ist Deine zweite Frau."
Katastrophale Bilanz
Der "Starfighter" wurde in den USA gebaut. Im Februar 1954 hob sich der erste Jet in die Lüfte. Weltweit gab es nach Angaben der Hersteller rund 2500 "Starfighter". Sie flogen in allen damaligen NATO-Armeen und auch in asiatischen Ländern. Von 1960 an nahm die Deutsche Luftwaffe den "Starfighter" in ihre Geschwader auf. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Kampfjet für die Luftwaffe der Bundeswehr zu einem Desaster: Von 917 beschafften Maschinen stürzten 269 ab, 110 Piloten verloren ihr Leben.
Im schwärzesten Luftwaffenjahr 1965 musste die Bundeswehr 27 Abstürze mit 17 getöteten Piloten hinnehmen. Eine der Absturzursachen waren die mehr als 2000 technischen Änderungen, die von der Bundesluftwaffe vorgenommen werden mussten. Am 22. Mai 1991 endete das Zeitalter der "Starfighter" in Deutschland.
Friedrich Kuhn, ddp
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