Reise nach Hongkong

Was habt Ihr erlebt, wie ist es Euch ergangen?
Eindrücke von Euren Flugreisen ...
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LOWA
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Reise nach Hongkong

Post by LOWA » 9. Feb 2005, 06:02

Es ist schon ein paar Jahre her, es war das Jahr 1999, da reiste ich mit einem Freund nach Hong Kong um wenigstens einmal vor der Schließung den legendären Flughafen Kai Tak zu erleben.

Von Wien ging es zunächst nach Frankfurt, wo wir in eine B 747-400 der Deutschen Lufthansa umstiegen. Das Service war ausgezeichnet, das Personal freundlich, die Flugbegleiterinnen äußerst hübsch.

Nach einem langen Flug, den wir größtenteils schlafend hinter uns gebracht haben (dem Red Label Whiskey und den Mädels von LH sei Dank ... :mrgreen:) erreichten wir Hongkong. Leider saßen wir auf der linken Seite und so erlebten wir den Anflug nicht so spektaktulär wie jene Paxe, die auf der rechten Seite saßen, als der Flieger die berühmt-berüchtige 45 Grad Kurve in Bodennähe im Rahmen des sog. "Checkerboard Approach" flog. Die Einreise nach Hongkong ging relativ rasch vonstatten. Dennoch, man merkte, dass Hongkong jetzt zur kommunistischen Volksrepublik China gehörte. Die Leute waren nicht so redselig, es fehlten ihnen die Leichtigkeit und Gelassenheit, von denen mir von Besuchern, die früher dort waren, so viel erzählt worden war.

Als wir den Flughafen verließen, gab es uns erst einmal eine "Watsch'n". 30 Grad Lufttemparatur, gepaart mit 90 % Luftfeuchtigkeit ließen unsere Kleider nass werden, als kämen wir gerade aus der Dusche und unsere Brillen anlaufen.

Nach kurzer Taxifahrt checkten wir im legendären "Newton Hotel Kowloon" ein. Dieses Hotel hat sehr große (leider schallisolierte Fenster) und liegt direkt in der damaligen Anflugschneise. So konnte man selbst vom Hotel aus die anfliegenden Maschinen (darunter sogar einem eine C 5 Galaxy) zum Greifen nahe beobachten.

Kurze Dusche, umziehen. Nachdem wir dort nur 4 Tage hatten, machten wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Ganz in der Nähe gab es ein heruntergekommenes Hochhaus. Nie im Leben wäre uns eingefallen, es freiwillig als Touristen zu betreten (die Gegend wirkte auch nicht gerade vertrauensselig), doch es war uns als "Geheimtip" für Spotter empfohlen worden. Was soll's, eine Flasche Minerwalwasser gekauft und hinauf die Treppen. Wir schwitzten, dass es unglaublich war, die Leute sahen uns skeptisch an, wir fühlten uns ziemlich unwohl dabei. Schließlich waren wir am Dach angekommen, und dort standen schon ca. 20 andere Spotter. Ok, nun fühlten wir uns etwas wohler. Wir sahen direkt auf den Anfang der Piste hinunter und wussten genau: bleibt eine Maschine am Taxiway stehen und rollt nicht auf die Startbahn, muss jeden Moment eine anfliegende Maschine "um die Ecke" des Hochhauses geflogen kommen. Und so war es auch. Vielleicht 50-100 Meter entfernt, donnerten die Jets - von der MD 82 bis zur 747-400 an uns vorbei. Gigantisch, ein einmaliges Erlebnis. Ab und zu gingen unten auf der Straße Polizisten vorbei und warfen einen Blick nach oben. Vor allen Dingen asiatische Spotter ließen dabei umgehend ihre Scanner und Kameras in ihren Taschen verschwinden und zogen sich außer Sichtweite zurück. Man merkte förmlich die ständige Präsenz der Polizeistaatlichkeit des sozialistischen Paradieses, zu dem Hongkong jetzt - wenn auch in einer recht autonomen Form - gehörte.

Wirklich interessant wurde es, wenn man auf die Toilette musste. Man konnte ja schließlich nicht bei irgendeiner Wohnung einfach anklopfen ... ;)

Also hieß es, alle Treppen wieder hinab zu laufen und ein WC zu suchen. Ganz in der Nähe befand sich eine Imbissbude, deren Besitzer sich eine goldene Nase damit verdiente, Spottern gegen etwas Trinkgeld die Toilette zugänglich zu machen. Über den Zustand selbiger schweige ich mich an dieser Stelle lieber aus. Nur soviel: es ist ein Wunder, dass wir gesund nach Europa zurückgekehrt sind.

Wir hatten jedoch nur 4 Tage in HKG und ich hatte kurz vor unserer Abreise im Fliegermagazin etwas über den Hongkong Aviation Club gelesen. So suchten wir ihn auf. Auch dieser machte ein glänzendes Geschäft mit Touristen. Diese durften zwar nicht die Bar und die sonstigen Einrichtungen, jedoch großzügigerweise die Terrasse für das Spotten benutzen - gegen eine saftige Gebühr versteht sich. Dank unserer Reisebüroausweise hielt man uns für Angehörige der nicht existenten "Austrian National Travel Airways", und wir erhielten auch Zutritt zu den sonstigen Räumlichkeiten des Klubs. Welche Ehre.

Hier, auf diesem Gelände, umgeben von tropischen Palmen, hatte man den Eindruck, die Zeit sei stehengeblieben. Britische Noblesse der 1930er Jahre. Die Einrichtung der Räume, der Wellblechhangar, die noblen britischen und chinesischen Gentlemen, die mit ihren Rolls Royce Limousinen vorfuhren, bei denen ein Fahrer in weißer Uniform nach dem aussteigen des Chefs die Trittbretter abputzte!

Alle Beschriftungen waren in Chinesisch und Englisch gehalten. Auch ein Schild aus alten Zeit mit der Aufschrift "Hongkong Air Cadet Corps" fand sich.

Man wird sich natürlich fragen, wie denn auf dem ständig überlasteten Flughafen Kai Tak überhaupt General Aviation betrieben werden konnte. Nun, dies war in der Tat kaum möglich. Lediglich eine Stunde pro Tag, am Morgen, konnte geflogen werden. Wir selbst erlebten keine einzige Flugbewegung der General Aviation. Doch darum ging es dort gar nicht so sehr. In erster Linie pflegte man das Leben der High Society. Man erklärte uns, dass die Herren Flieger, die dem Hongkong Aviation Club beitreten, Menschen sind, denen das Herumfahren in ihren Ferraris und Maseratis zu langweilig wurde. Übrigens, der Preis für eine Flugstunde in der C 172 lag damals bei umgerechnet ATS 7000,-- / DEM 1000,-- - und da beklagen sich hierzulande Privatpiloten über die hohen Stundenpreise ... ;)

Wenige Monate nach unserem Besuch (der leider viel zu schnell zu Ende ging) wurde Kai Tak geschlossen. Damit fiel auch die fliegerische Basis des noblen Fliegerklubs weg - sollte man meinen. Doch weit gefehlt, die Räumlichkeiten behielt man und hat nun dort den Stützpunkt für Helikopter des Klubs eingerichtet.

Leider liegen die Fotos von meinem damaligen Besuch nicht in digitaler Form vor, doch eines ist gewiss: bei meinem nächsten Besuch in Hongkon werde ich dieses faszinierende Relikt aus jenen Tagen, in denen Fliegen noch ein exklusives Vergnügen für einige wenige war, diese Zeitkapsel, natürlich erneut besuchen - mit meiner Digitalkamera.

In der Zwischenzeit möchte ich auf die Netzpräsenz des Klubs verweisen:

http://www.hkaviationclub.com.hk

Fotos von Kai Tak selbst gibt es unzählige auf http://www.airliners.net

Ach ja, der Rückflug war überbucht und so durften wir auf Kosten von LH im Steigenberger in Frankfurt übernachten und am nächsten Tag in der Business Class einer MD 87 von OS zurück nach Wien fliegen. Die Reise hat sich wirklich ausgezahlt ...
Glück ab, gut Land!

LOWA - Wien's einstiger Flughafen, 1912 - 1977

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Post by TW741 » 9. Feb 2005, 16:10

neidisch kann man werden

:gp: :dks:
Elmar

davidkunz/VIE
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Post by davidkunz/VIE » 9. Feb 2005, 16:14

Sehr schön, danke. :wink:

LOWW1
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Post by LOWW1 » 9. Feb 2005, 20:19

@Patrick,

super Bericht. Habe KAI TAK leider nie zu Gesicht bekommen da unser
DRAGONAIR Flug von Phuket nach Hong Kong voll war und wir als
Stand By wieder abziehen durften.

Trotzdem, ich beneide Dich wirklich.

LG
Martin
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LG Martin
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