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BRAZ
Güterzugsunfall: Bremsversagen möglich
In Braz ist in der Nacht auf heute ein Güterzug mit 16 Waggons entgleist. Im ganzen Gelände liegen Autos verstreut. Bremsversagen könnte der Auslöser des Unfalls sein. Mehr kann man laut ÖBB erst nach Auswertung der Blackbox sagen.
ÖBB gehen von technischem Gebrechen aus
Der Lokführer des Güterzuges erlitt bei dem Vorfall Prellungen und einen schweren Schock. Zur Unfallursache sagte ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel in einer Pressekonferenz am Vormittag: "Derzeit sieht es eher nach einem technischen Gebrechen aus, eine menschliche Fehlleistung kann eher ausgeschlossen werden."
Der Lokführer hatte laut Zumtobel versucht, im Brazer Bogen langsamer zu fahren. Er schaffte es jedoch nicht, die Geschwindigkeit des 548 Meter langen Zuges zu reduzieren. Der Zug war in der Kurve mit 120 statt wie vorgeschrieben 60 km/h unterwegs. "Genaueres lässt sich erst nach Auswertung der Blackbox sagen", so Zumtobel.
Spurensicherung begonnen
Nach dem Zugsunglück hat nun die Spurensicherung mit ihrer Arbeit begonnen. Die Unfallkommission des Ministeriums traf am Unglücksort ein und begann mit den Erhebungen. Die Unfallkommission wird nun die Blackbox der Lok, die Unterlagen und die 800 Meter lange Strecke untersuchen.
Die verstreuten Autos sollen am Nachmittag mit zwei Kränen geborgen werden. Laut Zumtobel ist für die Bergung der herumliegenden Waggons und Autos schweres Gerät notwendig.
Zug kam drei Meter vor Haus zum Stillstand
Die Anrainer der Westbahnstrecke bei Braz sind entsetzt. Erst im Tageslicht wurde ihnen bewusst, wie knapp sie einer Katastrophe entronnen sind. Der entgleiste Zug kam nur drei Meter vor einem Einfamilienhaus zum Stillstand. In den umliegenden Gärten stapeln sich Autos, die der Güterzug über Ungarn nach Frankreich transportieren hätte sollen.
"Die Lok liegt drei Meter vor einer Haustüre. Die Waggons und die Autos wurden auf den Campingplatz geschleudert. Wir hatten Riesenglück, dass nicht mehr passiert ist", sagt der Bludenzer Bezirkshauptmann Johannes Nöbl.
Laut Zumtobel war jeder der 16 Waggons mit 15 bis 20 Autos beladen. Sechs Wohnhäuser sind noch immer ohne Strom. Das soll laut Zumtobel aber in den nächsten Stunden behoben werden.
Schaden geht in die Millionen
Der Schaden, der durch den Unfall auf der Westbahnstrecke entstand, ist enorm. Laut Zumtobel ist durch die Flurschäden mit einem Schaden in Millionenhöhe zu rechnen. Es sind sowohl die Oberleitung als auch 800 Meter Gleise schwer beschädigt. Außerdem sind sieben Fahrleitungsmasten gebrochen und müssen erneuert werden.
Die verstreuten Fahrzeuge hatten Batterienflüssigkeit verloren. Da die Feuerwehr diese allerdings rasch binden konnte, gebe es für die Umwelt keine Gefährdung, so Zumtobel.
Sperre voraussichtlich bis Samstag
Die Reparaturarbeiten werden sicher mehrere Tage dauern. Derzeit sind rund 100 Einsatzkräfte an Ort und Stelle, um sich ein Bild vom Ausmaß des Schadens zu machen. Die Westbahnstrecke wird im Unfallbereich voraussichtlich bis Samstag gesperrt bleiben. "Das ist aber ein ehrgeiziges Ziel", so Zumtobel. Wahrscheinlich wird die Bahnstrecke erst zu Wochenbeginn wieder befahrbar sein.
Umleitung und Schienenersatzverkehr
Inzwischen haben die ÖBB zwischen Bludenz und Landeck einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Fahrgäste müssen mit bis zu 20 Minuten Verzögerung auf dieser Fahrstrecke rechnen.
Die Fernverkehrszüge, etwa der EN 466 von Wien nach Zürich, werden bis auf weiteres über München - mit entsprechenden Fahrzeitverlängerungen - umgeleitet.
Die Zug- und Fahrplanauskunft der ÖBB erreichen Sie unter der Telefonnummer: 05 - 1717.
Zug stürzte über Bahndamm
Kurz nach 3.00 Uhr wurden die Anrainer der Westbahnstrecke bei Braz durch lauten Krach aus dem Schlaf gerissen. Laut Augenzeugen fuhr der Güterzug mit etwa 120 Kilometer pro Stunde in den Brazer Bogen ein, entgleiste, stürzte über den Bahndamm und kam nur knapp vor einem Wohnhaus zum Stillstand.
Quelle:
http://vorarlberg.orf.at/stories/450004/