Das Weihnachtswunder 1958
Am Abend des 24. Dezember 1958 flog eine viermotorigen "Superconstellation" der französischen Fluggesellschaft Air France mit der Flugzeugnummer "F-BAZX" von München kommend den Schwechater Flughafen an. Kurz vor 22 Uhr ersuchte der Pilot, als er von Tulln her über den Wienerwald flog, um Landeerlaubnis. Es regnete und die Wolken hingen tief. Die Flugsicherung am Flughafen Schwechat erteilte ihm die Anweisung, mithilfe des zwei Jahre zuvor installierten Instrumenten Landesystems (ILS) durch die Wolken auf Sinkflug zu gehen um dann mit Sicht auf den Flughafen die Landung vorzubereiten. Kurz darauf stellte sie fest, dass die Maschine zu schnell flog. Per Funktelefon wurde vereinbart, dass der Pilot die Maschine höher steigen und noch eine Schleife ziehen sollte, um dann gegen den Wind zu landen. Das Flugzeug hatte aber bereits die Wolkendecke durchstoßen und der Pilot meldete, dass er frei Sicht auf die Landebahn habe. Als er zur Landung ansetzen wollte, sackte das Flugzeug in einer Fallbö plötzlich um mehr als 50 Meter ab. Es war dem Erdboden schon so nahe gekommen, dass es außerhalb Schwadorf einen Schuppen streifte und eine Telegrafenstange samt der Leitung mitriss.
Die an Bord befindlichen 28 Passagiere, darunter die damals berühmte Sängerin Liane Augustin und der Schauspieler Walter Reyer und die sechs Besatzungsmitglieder sahen, dass sich ein Unglück anbahnte. Gespannt hofften sie auf einen guten Ausgang des ungewissen Manövers. Das Flugzeug erreichte einen Kilometer außerhalb des Flughafens den aufgeweichten Feldboden. Nur der Erfahrung und richtigen Reaktion des Piloten, der die Maschine im letzten Moment vorne in die Höhe zog war es zu verdanken, dass sich die Maschine beim ersten Bodenkontakt nicht überschlug. Die Passagiere fühlen sich einen Moment mit riesiger Kraft in die Sitze gepresst. Dann prallte das Flugzeug zwei Mal am Boden auf und stand plötzlich still.
Wunder geschehen nicht - sie begeben sich. Es dauert einige Sekunden bis alle begriffen hatten, dass sie einer Katastrophe entgangen, aber noch nicht in Sicherheit waren. Nun tönten hektische Kommandos durch die Kabine: Alles raus. Die Seitentüre war beim Aufprall aufgesprungen und durch sie drängten sich die Passagiere und das Personal und sprangen in die finstere Nacht. Das Flugzeug stand bereits in Flammen, als die Menschen in Panik weg rannten und plötzlich zerriss ein greller Explosionsblitz die dunkle Nacht. Die französische Maschine britischer Bauart war bald mit einem Flammenmantel überzogen und brannte total aus.
Der Pilot war nach dem Aufprall durch die Scheiben im Cockpit in das Feld geschleudert und schwer verletzt worden und blieb bewusstlos liegen. Der Bordfunker und elf Passagiere hatten leichte Verletzungen erlitten. Alle anderen waren dem Unglück unverletzt entgangen. Die Besatzung des Kontrollturmes am alten Fliegerhangar sah die Explosion und alarmierte sofort die im selben Haus befindliche Feuerwehr, die in dieser Nacht aus nur sechs Männern bestand. Diese starteten sofort ihre Fahrzeuge und fuhren zur Unglücksstelle. Doch nur wenige Meter nach dem Ende der betonierten Rollbahn bleiben sie mit ihren Autos im knietief aufgeweichten Ackerboden stecken. Ebenso die später eintreffenden Rettungsautos. Von der Gendarmerie in Schwadorf alarmierte, private Autobesitzer brachten dann die Verletzten in Wiener Spitäler und unverletzte bis zu ihren Wohnungen in Wien.
Quelle: NÖN, 23.12.09