ORF.at wrote:Begehrter denn je
Was mit den alten Draken passieren soll.
Nach 18 Jahren hat der Draken als Abfangjäger ausgedient. Schon vor der Stationierung in Österreich als fliegender Schrott bezeichnet, lösten die Draken heftige Proteste und politische Verwerfungen aus. Nun sind die ausgemusterten Jets jedoch begehrter denn je.
Insgesamt 74 Anfragen liegen vor: Vom Wirten in Niederösterreich bis zur Testpilotenschule in der Wüste Nevadas - alle wollen einen Draken.
Abgestellt im Kreisverkehr
Teils gibt es die ausgemusterten Saab-Draken schon zu bewundern, beispielsweise an einem Kreisverkehr nahe Tulln, wie der ORF-Report Ende November berichtete.
Doch auch etwa Museen aus dem In- und Ausland wollen einen Draken in ihre Ausstellungsräume stellen. Auch Gemeinden und Bildungseinrichtungen bekundeten bereits Interesse.
Ein Draken für den Garten
Ebenso wie eine Flugschule und eine Pilotenvereinigung in den USA - und auch eine Reihe von Privatpersonen. Skurrilster Einfall: Der Draken soll den Garten schmücken.
Kein Verkauf an "kriegsführende Nation"
Die US-Firma Tempest soll etwa ihr Interesse an Jets in flugfähigem Zustand deponiert haben. Ein Verkauf in die USA bedarf allerdings einer rechtlichen Klärung - das Land gilt derzeit als "kriegsführende Nation".
Auch die entschärfte Version des Draken - nach Ausbau der beiden Maschinenkanonen und anderer Instrumente an Bord - bleibt ein "militärisches Fluggerät".
Deja-vu Eurofighter-Debatte
Die Überwachung des Luftraumes sichern schon jetzt zwölf von der Schweizer Armee geleaste Jets vom Typ Northrop F-5 Tiger. 2007 sollen diese Aufgabe 18 Eurofighter des Herstellers EADS übernehmen.
Nicht weniger umstritten als deren Anschaffung war die der Draken ab 1985. Damals unterzeichnete die SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung unter Fred Sinowatz und Norbert Steger den Kaufvertrag für 24 gebrauchte Jets des Typs.
Proteste und zwei Volksbegehren
Bis die ersten Draken am 28. Jänner 1988 in Österreich landeten, folgten allerdings Proteste und zwei Anti-Draken-Volksbegehren.
Das erste (1985) wurde von 121.000 Menschen unterstützt, Volksbegehren Nummer zwei (1986) von 244.000.
Parteistreit in der ÖVP
Heute wie damals führte das Thema Abfangjäger auch zu politischen Spannungen: Das zweite Anti-Draken-Volksbegehren wurde von der ÖVP Steiermark initiiert, die sich damit gegen den Kurs der Bundespartei stellte.
Der Grund war die Stationierung der Flieger in der Steiermark. Anrainer befürchteten Lärm und Umweltbelastungen. Der parteiinterne Konflikt in der ÖVP erreichte schließlich seinen Höhepunkt, als acht steirische Nationalratsabgeordnete einen Misstrauensantrag gegen den eigenen Verteidigungsminister Robert Lichal einbrachten.
"Rostschüssel" verlässlicher als ihr Ruf
Die politischen Wogen glätteten sich mit der Zeit, die Draken wurden deshalb noch lange nicht beliebter - und vor allem nicht jünger.
Kritiker argumentierten immer wieder, dass die Jets bereits bei ihrem Kauf etliche Flugstunden auf dem Buckel hatten.
1.000.000ste Draken-Flugstunde
Die Rede war von "Rostschüsseln", handelt es sich doch um Flugzeuge, die zwischen 1963 und 1965 für die schwedische Luftwaffe produziert wurden. Das Bundesheer darf sich damit rühmen, die 1.000.000ste Draken-Flugstunde absolviert zu haben.
Draken Nummer zwölf überschritt bereits bei einem Festakt am 28. Oktober 1999 die Marke von einer Million der Gesamtflotte.
Pilot starb bei Ausbildungsflug
Umso außergewöhnlicher ist die unfallfreie 18-jährige Bilanz der heimischen Draken-Flotte. Sie wurde allerdings von einem tragischen Unglück zwei Jahre vor der Auslieferung der Jets nach Österreich überschattet. Damals kam der österreichische Pilot Johann Wolf beim Absturz einer schwedischen Übungsmaschine ums Leben.
50-Jahr-Jubiläum in Schweden
In Schweden jährte sich im Oktober die Inbetriebnahme des ersten Abfangjägers vom Typ J-35 Draken zum 50. Mal. Österreich ist das letzte Land, das den heute eingesetzten Typus aus seiner Luftwaffe ausmustert.
Seit Juli 2005 sind die Jets quasi im Vorruhestand - sie sind offiziell nicht mehr für die Luftraumüberwachung zuständig, werden aber erst Ende des Jahres endgültig aus dem Dienst gestellt.
Den Draken sollen spätestens 2010 auch 28 von 40 im Jahr 1970 angeschaffte Saab 105 OE in den Ruhestand folgen, die heute noch in der Luft sind.
Originalbeitrag zu finden unter:
http://www.orf.at/051226-94807/94808txt_story.htmlORF.at wrote:Deja-vu bei Eurofighter-Kauf
Nicht weniger umstritten als der Eurofighter: Proteste, Volksbegehren und Misstrauensanträge.
Die Beschaffung der nunmehr ausgedienten Saab-Draken vor 20 Jahren, mit der schon damals der Ersatz durch neue Abfangjäger verankert wurde, weist rückblickend viele Parallelen zum Eurofighter-Kauf auf.
Der Kauf damals führte wie heute jener der Eurofighter zu heftigen politischen Debatten, Protesten, wurde Thema von Volksbegehren und von Misstrauensanträgen gegen Minister. Auch die Argumente für und wider Abfangjäger sind einander aus heutiger Sicht nicht unähnlich.
Ankaufsentscheidung 1985
Nachdem der Landesverteidigungsrat im März 1985 die Anschaffung von 24 gebrauchten Draken empfohlen hatte, unterzeichnete die SPÖ-FPÖ-Koalitionsregierung unter Fred Sinowatz und Norbert Steger am 21. Mai 1985 den Kaufvertrag mit Saab.
Volksbegehren hinter Erwartungen
Das "Zweigenerationenkonzept" sah gleichzeitig bereits Ersatz für den schwedischen Jet durch neue Abfangjäger Mitte der 90er Jahre vor. Bereits zwei Tage später kündigte das "Komitee gegen Abfangjäger" an, dass ein gegen die Flugzeuge geplantes Volksbegehren ins Rollen gebracht wird.
Mit 121.000 Unterschriften blieben die Erwartungen der Initiatoren allerdings unter den Erwartungen.
Alleingang der ÖVP Steiermark
Der viel größere Konflikt entzündete sich dann erst 1986 an der Standortfrage. Die regierende Volkspartei in der Steiermark stellte sich vehement gegen die Entscheidung für ihr Bundesland als Heimat der Flugzeuge und somit auch gegen die eigene Bundespartei, die nach der Nationalratswahl am 23. November 1986 eine Regierungskoalition mit der SPÖ unter Franz Vranitzky einging.
Sieben Monate vor der Wahl unterschrieben 244.000 Steirer ein zweites Anti-Draken-Volksbegehren, das von der steirischen ÖVP unter Landeshauptmann Josef Krainer organisiert wurde.
Volksbegehren auch gegen Eurofighter
Zu einem Volksbegehren kam es auch nach der Entscheidung der ÖVP-FPÖ-Regierung, 24 Eurofighter - die Anzahl wurde nach der Hochwasserkatastrophe 2002 auf 18 reduziert - anzukaufen.
Das von Rudolf Fußi initiierte Volksbegehren wurde im Hochsommer 2002 von 624.720 Österreichern unterstützt. Im Herbst desselben Jahres platzte die ÖVP-FPÖ-Koalition nach einem Treffen der freiheitlichen Delegierten in Knittelfeld unter dem Motto "Steuerreform vor Abfangjäger".
Misstrauensantrag gegen Lichal
Auch der Draken-Konflikt hatte eineinhalb Jahrzehnte davor in einer parteiinternen Zerreißprobe gegipfelt. Am 30. September 1987 brachten acht steirische ÖVP-Abgeordnete auf Geheiß von Landeshauptmann Krainer einen Misstrauensantrag gegen den eigenen Verteidigungsminister Robert Lichal ein.
Der Antrag scheiterte, es folgten zahlreiche Proteste, schließlich nahmen die Draken im Jänner 1988 Anflug auf Österreich. Mit etwas Verspätung, im März 1991, wies der Verfassungsgerichtshof zwei Anträge gegen die Jets aus den Jahren 1987 und 1988 zurück.
Der Kampf gegen die Eurofighter wurde bisher weniger in der breiten Öffentlichkeit als vielmehr im Parlament ausgetragen. Im Jahr 2003 stellte die Opposition insgesamt vier Misstrauensanträge in dieser Sache - zwei gegen Finanzminister Karl-Heinz Grasser und jeweils einen gegen Verteidigungsminister Günther Platter und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (beide ÖVP).
Originalbeitrag zu finden unter:
http://www.orf.at/051226-94807/93705txt_story.html
Und wieder dabei: Ein echt bäriges Forum...
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