Wolfgang Schubert von der Frankfurter Rundschau wrote:Flughafen-Gästen fehlt die Terrasse
Plattform seit Jahresbeginn geschlossen / Neueröffnung wird geprüft / Erlebnisfahrten mit dem Fraport-Bus
Sie war am Wochenende Ziel vieler Familien und zählte in den Ferien täglich bis zu 6000 Besucher. Seit sieben Monaten ist die Besucherterrasse des Flughafens zu. Ob sie neu entsteht, wird geprüft. Platz wäre auf dem Dach der neuen Abfertigungsräume für den Airbus A 380.
Frankfurt - Familie G. aus Herne hätte den Zwischenstop bei Verwandten in Frankfurt gerne zu einem Besuch der Besucherterrasse am Flughafen genutzt. Vor drei Jahren war die Familie schon einmal auf der Plattform ganz am Ende der Finger von Terminal 1. Damals zeigten sich besonders die beiden Kinder begeistert vom Treiben auf Rhein-Main: Von hier aus waren die Start- und Landebahnen bestens einzusehen. Flugzeuge parkten zum Spucken nahe. Der Rumpf einer ausgedienten DC 8 konnte besichtigt, ein alter Hubschrauber durfte bestaunt werden.
Vergangene Woche mussten die vier aus dem Ruhrgebiet mit einer Busfahrt über das Vorfeld vorlieb nehmen. Die 45 Minuten zwischen Terminal 2 im Osten und den Frachthallen im Westen des Airports "waren zwar ganz schön", wie Gerlinde G. sagte, "aber dieses Gefühl, mitten drin zu sein wie oben auf der Terrasse, kam nicht auf".
Seit Silvester vergangenen Jahres ist der ehemals beliebteste Ausflugsort am Frankfurter Flughafen geschlossen. Zum einen musste der Zugang auf die Empore in der Halle B aus Gründen des Brandschutzes grundsaniert werden. Zum anderen wird das Terminal, auf dessen Dach die Besucher spazieren gingen, nun für eine andere Nutzung gebraucht. Dort wird Platz für den neuen Airbus A 380 geschaffen.
Es entstehen zusätzliche, größere Warteräume und neue Fluggastbrücken, die wegen der Größe des Super-Fliegers ein Stockwerk höher reichen.
"Wir hatten keine andere Wahl als zu schließen", sagt Horst Lutze, Leiter des Besucherdienstes auf Rhein-Main: "Es gab nirgendwo am Flughafen eine Alternative." Die Terrasse am Terminal 2, die nach dem 11. September 2001 aus Sicherheitsgründen geschlossen worden war, stand nicht mehr zur Verfügung. 2001 war sie dicht gemacht worden, weil direkt darunter zahlreiche amerikanische Airlines abgefertigt wurden.
Später stand die Terrasse laut Lutze nicht mehr zur Verfügung, weil der Geschäftsbereich Retail die dahinter gelegenen Flächen im Gebäude für künftige Verkaufsflächen von Läden und Restaurants für sich beanspruchte.
Laden-Vermietung bringt Geld
Da mit der Vermietung von Geschäften Geld zu verdienen ist, die Besucherterrasse aber ein Zuschussgeschäft ist - und auch bleiben wird - war der "Kampf" um die rund 300 mal zehn Meter messende Terrasse schnell entschieden.
Horst Lutze ist zurückhaltend, was die Zukunft der Besucherterrasse am Terminal 1 angeht. "Sicherlich", sagt er, "könnte man sie ein Stockwerk höher wieder einrichten, auf dem Dach der A 380-Gates." Doch die Entscheidung darüber stehe noch aus. Zurzeit würden im Zusammenhang mit den A 380-Umbauten die Mehrkosten für die Terrasse ermittelt und die Wirtschaftlichkeit ermittelt. Denn die Besucherplattform werde trotz der Einnahmen durch Eintrittsgelder - Erwachsene zahlten drei, Kinder zwei Euro - ein Zuschussgeschäft "von stattlicher Höhe" bleiben, betonte der Leiter des Besucherdienstes. Lutze ist sich allerdings sicher, dass am Frankfurter Flughafen "alle bemüht sind, die Interessen der Besucher zu berücksichtigen".
Wie auch immer das Votum ausfällt: Vor 2009 oder 2010 wird es keine neue Besucherterrasse geben. So lange werden sich die Um- und Ausbauen für die A 380-Abfertigung hinziehen. So lange bleibt nur der Bus als Alternative. Zwischen 13 und 16 Uhr bietet der Flughafenbetreiber Fraport stattdessen täglich "Erlebnisfahrten" über das Flughafenvorfeld an. Während der Sommerferien gibt es zurzeit um 11 und 12 Uhr zusätzliche Termine. Erwachsene zahlen für den Bus-Trip vier Euro, Kinder drei Euro.
frankfurter-rundschau.deWolfgang Schubert von der Frankfurter Rundschau wrote:Imagepflege
Die Besucherterrasse auf dem Fingerkopf in Terminal 1 war der Besuchermagnet auf Rhein-Main schlechthin. Sie war Treffpunkt von Hobby-Fotografen, Zwischenstopp bei Betriebsausflügen und vor allem Ausflugsziel von Familien. An Wochenenden drängten sich bis zu 6000 Menschen auf der Plattform, auf der sich der Flughafen auch als Unternehmen präsentierte. Sie war somit auch Bestandteil der Image-Pflege und ein wichtiger Beitrag im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.
Dass die Terrasse - zumindest vorübergehend - dem Umbau des Terminals für den Airbus A 380 weichen muss, ist nachvollziehbar. Gänzlich unverständlich aber ist, dass die Zukunft der Terrasse nach wie offen ist. Man hätte schon zu Beginn der Umbau-Pläne ein klares Bekenntnis zu ihrer Wiedereröffnung erwarten können.
Technisch kann es kein Problem geben. Das neue Dach der neuen A 380-Gates kann mit ein paar Tonnen mehr Beton und Stahl so ausgelegt werden, das es begehbar ist. Wenn das Projekt dennoch auf der Kippe steht, können dafür nur finanzielle Gründe ausschlaggebend sein. Vermutlich scheuen die Fraport-Manager die Folgekosten einer Terrasse mit Sicherheitsschleusen und zusätzlichem Personal.
Image-Pflege hat ihren Preis. Ein Airport, der mit Millionen-Aufwand für die Akzeptanz des Flughafen-Ausbaus wirbt und 3,4 Milliarden für die vierte Bahn und das dritte Terminal ausgeben will, sollte sich auch 200 000 oder 300 000 Euro als Zuschuss für eine Besucherterrasse leisten. Alles andere wäre kleinkariert.
frankfurter-rundschau.deFor radar identification, throw your jumpseat rider out the window.
