Auch die Druckausgabe des gestrigen "Kurier" berichtete über dieses Ereignis:
Großer Bahnhof für Mega-Jumbo
von Gunther Baumann reise, Abend, reise, Morgen
Auf dem Rhein/Main-Flughafen in Frankfurt starten oder landen täglich mehr als 1300 Flugzeuge. Man kann also davon ausgehen, dass den Bürgern der Anblick eines Jets vertraut ist.
Trotzdem pilgerten die Frankfurter am letzten Samstag zu Tausenden zum Airport, um einem Flugzeug beim Aufsetzen zuzuschauen. Gut, es war ein besonderes Flugzeug: Der Airbus A380, der größte Verkehrsjet der Welt. Die Sicht war wegen Nebels bescheiden; die Stimmung gleichwohl sonnig. Als der schneeweiße Prototyp Nummer 4 des Mega-Jumbos um 8.56 Uhr aufsetzte, herrschte Partystimmung.
tests
Natürlich kam der A380 nicht nach Rhein/Main, um Luftfahrt-Enthusiasten zu erfreuen. Airbus, der Flughafen und die Lufthansa - sie hat 15 Exemplare bestellt - testeten die Verfahren für die Abfertigung des Riesen.
Man hatte eine eigene Terminal-Position mit zwei Fluggastbrücken hergerichtet, an welcher der Jet andockte (im Alltagsbetrieb will man sogar drei "Finger" verwenden, um das Ein- und Aussteigen der bis zu 550 Passagiere zu beschleunigen). Catering- und Servicefahrzeuge fuhren heran, und auch das Auftanken wurde erprobt. Nach 55 Minuten waren die Tanks, die bis zu 310.000 Liter Kerosin fassen, wieder voll.
Die gewaltige Menge an Treibstoff zählt zu jenen Punkten, die das Unbehagen mancher Umweltschützer schüren. Airbus kontert freilich mit dem Argument, der Megajumbo sei ein Sparmeister, der mit drei Litern Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer auskomme.
Zum Bau eines A380-Hangars wurden am Rande des Frankfurter Airport-Geländes 20 Hektar Wald gerodet, was ebenfalls auf starken Widerspruch stieß. Lufthansa und Flughafen-Management halten mit Arbeitsplatz-Argumenten dagegen: Allein für die Wartung der A380-Flotte der Lufthansa würden hunderte neue Jobs entstehen.
Weitere Zahlen: Zum Start der A380-Operationen der Lufthansa im Jahr 2008 sollen 1600 Flugbegleiter auf den neuen Jet umgeschult sein. Jeder einzelne A380 binde, so Airbus, 400 Arbeitsplätze - darunter allein 24 für Piloten.
17 ziele
Lufthansa will die Megajumbos von Frankfurt aus zu 17 Zielen einsetzen. Vorrangig zu Interkontinental-Destinationen mit Kapazitätsbeschränkungen, wie Tokio-Narita, oder zu Städten mit besonders hohem Verkehrsaufkommen (USA).
Natürlich ist Lufthansa mit Abstand der größte Kunde am Frankfurter Flughafen. Um die eigene Position dort weiter zu stärken, hat die Kranich-Linie in den vergangenen Tagen knapp fünf Prozent an der Flughafengesellschaft, der Fraport AG, erworben.
Wolfgang Mayrhuber, der österreichische Lufthansa-Konzernchef, begründete den 170-Millionen-Euro-Deal so: "Heute findet der Wettbewerb nicht mehr nur zwischen Airlines und Allianzen, sondern zwischen Gesamtsystemen statt."
Außerdem verdienen Flughäfen - anders als die Airlines - generell prächtig.